Poldi

Mitglied
Gregs Tagebuch – 1. Von Idioten umzingelt!

greg-1.jpg


Erster Eindruck: Memoiren, nicht Tagebuch!

Greg hat von seiner Mutter ein Tagebuch geschenkt bekommen, nennt es aber lieber seine Memoiren. Und so berichtet er darin – bis er reich und berühmt ist – von dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines pubertierenden Jugendlichen, von trotteligen Klassenkameraden, nervigen Brüdern und einer ziemlich peinlichen Musicalaufführung an seiner Schule...

„Gregs Tagebuch“ macht seit einiger Zeit in Buchform von sich reden, an den schrägen Stoff, den Autor Jeff Kinney als Comic-Roman bezeichnet, hat sich nun Regisseur Wolf-Armin Lange herangewagt und ein ebenso experimentelles Hörspiel erschaffen, wie es auch schon die Vorlage ist. Ein richtiger roter Faden ist kaum erkennbar, nur einige Szenen hängen zusammen und behandeln ein bestimmtes Thema, beispielsweise die Aufführung des „Zauberer von Oz“ als Musical. Ansonsten werden dem Hörer auch mal nur einzelne Brocken hingeworfen, die Greg gerade so beschäftigen, sein nerviger Klassenkamerad Finley oder die Geschichte von dem Stinkekäse, der seit einiger Zeit auf dem Pausenhof liegt und dort fröhlich vor sich hin schimmelt. Das Ganze wirkt dadurch oft chaotisch und unzusammenhängend, schnelle Themenwechsel und neue Szenen kommen schlag auf Schlag. Greg fungiert dabei als Ich-Erzähler und nimmt damit einen großen Teil der Handlung ein, erzählt aus seiner Sicht und lässt seinen bissigen Humor einfließen. Dabei wird er immer wieder von kleinen Dialogschnipseln unterbrochen, die anderen Sprecher sagen teilweise nur ein paar Wörter – was den ungeordneten Eindrukc noch unterstützt. Die vielen witzigen Einfälle und zynischen Kommentare, die viele wohl gut mit ihrer eigenen Jugend in Verbindung bringen können, lassen Gregs Tagebuch zu einem ungewöhnlichen Hörspiel werden, in das man sich etwas hereinfinden muss – dann ist es aber erfrischend unkonventionelle Unterhaltung.

Bei der Sprecherauswahl wechseln sich Licht und Schatten ab, was bei den vielen Rollen kaum zu vermeiden ist. Die Hauptsprecher sind aber gut ausgewählt, allen voran Nick Romeo Reimann als Greg. Die Erfahrung vor der Kamera in diversen Kinoproduktionen merkt man ihm an, er spielt locker und authentisch die etwas verquere Figur und ist mit hörbarer Leidenschaft für den schrägen Stoff bei der Sache. Gregorius Schwarzer spricht Gregs besten, wenn auch ein wenig trotteligen Freund Rupert und kann dabei in den kurzen Sequenzen einen positiven Eindruck hinterlassen. Sabine Godec ist als Ann, Gregs Mutter, eine ebenso gute Wahl und kann ihre Methoden und Durchsetzungsfähigkeit gut vermitteln. In weiteren Rollen sind zum Beispiel Felix Balz, Nina Diedenhofen und Johanna Hilpert.

Musik und Geräusche sind hier nur sehr spärlich eingesetzt und spielen keine große Rolle – und das ist auch ganz gut so. Durch die schnellen Themenwechsel und Schnitte muss der Fokus verstärkt auf den Dialogen liegen, sodass hier nicht vom Verständnis der Szenen abgelenkt wird. Die wenigen eingesetzten Musikstücke passen aber sehr gut in die Handlung und greifen die Grundstimmung auf.

Das Cover zum Hörspiel zeigt natürlich eine Zeichnung aus dem Comic zu sehen, die schlichte Zeichnung ist detailarm und sagt gerade deshalb viel aus. Die Grundfarbe ist hier ein sattes, dunkles Rot, das sich auch durch die restliche Gestaltung zieht. Das kleine Booklet ist mit weiteren Zeichnungen ausgestattet, Infotexte zu Autor und Sprecher sowie kleine Ausschnitte zu Kritiken des Buches ergänzen das ganze.

Fazit: Schräg, unkonventionell, abwechslungsreich und chaotisch – Gregs Tagebuch ist ein außergewöhnliches Hörspiel, das mit seinem schrägen Humor und den treffenden Beschreibungen überzeugen kann.

VÖ: 20.April 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-8339-5042-1
 
Oben