Poldi
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Golem und Dschinn (Helene Wecker)
Erster Eindruck: Eindrucksvoller Debutroman
Auf der Überfahrt nach New York wird unter Deck eines Auswandererschiffs ein Golem erschaffen, ihr Name ist Chava. Doch ihr Erschaffer stirbt, und so muss sie sich allein in New York herumschlagen – glücklicherweise trifft sie auf einen hilfsbereiten Rabbi, der sie unterstützt. Und auch der Dschinn Ahmad, ein Wesen des Feuers, wird aus seinem Gefängnis befreit und muss sich unter den Menschen zurechtfinden. Eher durch Zufall kreuzen sich bald die Wege der beiden magischen Wesen…
Helene Wecker hat mit „Golem und Dschinn“ ihren Debutroman abgeliefert, dieser wurde auch zeitnah zum Veröffentlichungstermin vom Audio Verlag als Hörbuch vertont. Und dabei hat die US-Amerikanerin verschiedene Genres miteinander verknüpft, Fantasy und historischer Roman sind darin ebenso verarbeitet wie philosophische Gedanken und Anknüpfung an poetische Liebesgeschichten, herausgekommen ist ein Gemisch, das sich noch am ehesten als Urban Fantasy titulieren lässt. Und trotz dieser wilden Mischung ist dieses Buch so herzergreifend, so träumerisch, so poetisch geworden, dass es einem schnell ans Herz wächst und daraus nicht so bald wieder entlassen wird. Die beiden phantastischen Figuren Chava und Ahmad stehen dabei im Mittelpunkt und begleiten den Hörer durch die Handlung, haben beide trotz ihrer Andersartigkeit sehr menschliche Gefühle. Die tiefgängigen Gedanken der beiden, die philosophischen Fragen nach Sinn, Daseinsberechtigung und Vertrauen sind sehr poetisch formuliert und treffen ins Herz, lassen nachdenken und hallen noch lange nach. Zuerst werden beide allein vorgestellt, erst im weiteren Verlauf werden die beiden Handlungsstränge zusammen- und weitergeführt. Dabei geht es erfreulicherweise nicht um die Rettung der Welt, sondern um eine sehr menschliche Bedrohung für den Golem und den Dschinn. Alles wirkt hier sehr präsent und wird durch treffende Wortwahl und einen abwechslungsreichen Verlauf sehr kurzweilig und intensiv geschildert. Um diese Haupthandlung ranken sich einige Nebenschauplätze von anderen Charakteren, aber auch die Vorgeschichte der beiden wird immer wieder thematisiert, sodass ein sehr umfassender Eindruck der Geschichte entsteht. Die Kulisse des Jahres 1899 wird dabei sehr gut genutzt und gibt der Geschichte einen interessanten Anstrich, der damalige Zeitgeist fließt immer wieder in die Entwicklung der Geschichte mit ein. Ein wirklich phantastischer Roman und für mich eine der Neuentdeckungen dieses Jahres.
Als Sprecher wurde Boris Aljinovic ausgewählt, und er macht seine Sache wirklich hervorragend. Seine tiefe, getragene Stimme sorgt für eine angenehme Grundatmosphäre, sein Lesestil ist eingängig und dynamisch. Leicht verstellt er die Stimme bei der wörtlichen Rede und formt die Charaktere damit noch weiter aus, gibt ihnen Ausdruck und Dringlichkeit. Auch die poetische Wortwahl kann er gut herüberbringen und sorgt dabei teilweise für verträumte Momente.
Das Cover zu dem Hörbuch trifft die Stimmung des ganzen Romans auf den Punkt. Es zeigt eine lichtdurchflutete Halle zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit vielen Menschen in der passenden Kleidung. Es ist ganz in schwarz-weiß gehalten und spielt sehr gut mit Licht und Schatten. Das stabile Digipack, in dem die sechs CDs untergebracht sind, macht einen hochwertigen Eindruck, natürlich sind auch Kurzinfos zu Autorin und Sprecher enthalten.
Fazit: Helene Wecker hat einen sehr beachtens- und hörenswerten Roman verfasst, in den ich mich schnell vernarrt habe. Neben der beeindruckenden Kulisse von New York im Jahr 1899 und den vielen interessanten Nebencharakteren faszinieren mich die beiden Hauptcharaktere mit ihren tiefgreifenden Gedanken. Der philosophische Ansatz gepaart mit einer spannenden Handlung ist sehr empfehlenswert.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-320-4
Erster Eindruck: Eindrucksvoller Debutroman
Auf der Überfahrt nach New York wird unter Deck eines Auswandererschiffs ein Golem erschaffen, ihr Name ist Chava. Doch ihr Erschaffer stirbt, und so muss sie sich allein in New York herumschlagen – glücklicherweise trifft sie auf einen hilfsbereiten Rabbi, der sie unterstützt. Und auch der Dschinn Ahmad, ein Wesen des Feuers, wird aus seinem Gefängnis befreit und muss sich unter den Menschen zurechtfinden. Eher durch Zufall kreuzen sich bald die Wege der beiden magischen Wesen…
Helene Wecker hat mit „Golem und Dschinn“ ihren Debutroman abgeliefert, dieser wurde auch zeitnah zum Veröffentlichungstermin vom Audio Verlag als Hörbuch vertont. Und dabei hat die US-Amerikanerin verschiedene Genres miteinander verknüpft, Fantasy und historischer Roman sind darin ebenso verarbeitet wie philosophische Gedanken und Anknüpfung an poetische Liebesgeschichten, herausgekommen ist ein Gemisch, das sich noch am ehesten als Urban Fantasy titulieren lässt. Und trotz dieser wilden Mischung ist dieses Buch so herzergreifend, so träumerisch, so poetisch geworden, dass es einem schnell ans Herz wächst und daraus nicht so bald wieder entlassen wird. Die beiden phantastischen Figuren Chava und Ahmad stehen dabei im Mittelpunkt und begleiten den Hörer durch die Handlung, haben beide trotz ihrer Andersartigkeit sehr menschliche Gefühle. Die tiefgängigen Gedanken der beiden, die philosophischen Fragen nach Sinn, Daseinsberechtigung und Vertrauen sind sehr poetisch formuliert und treffen ins Herz, lassen nachdenken und hallen noch lange nach. Zuerst werden beide allein vorgestellt, erst im weiteren Verlauf werden die beiden Handlungsstränge zusammen- und weitergeführt. Dabei geht es erfreulicherweise nicht um die Rettung der Welt, sondern um eine sehr menschliche Bedrohung für den Golem und den Dschinn. Alles wirkt hier sehr präsent und wird durch treffende Wortwahl und einen abwechslungsreichen Verlauf sehr kurzweilig und intensiv geschildert. Um diese Haupthandlung ranken sich einige Nebenschauplätze von anderen Charakteren, aber auch die Vorgeschichte der beiden wird immer wieder thematisiert, sodass ein sehr umfassender Eindruck der Geschichte entsteht. Die Kulisse des Jahres 1899 wird dabei sehr gut genutzt und gibt der Geschichte einen interessanten Anstrich, der damalige Zeitgeist fließt immer wieder in die Entwicklung der Geschichte mit ein. Ein wirklich phantastischer Roman und für mich eine der Neuentdeckungen dieses Jahres.
Als Sprecher wurde Boris Aljinovic ausgewählt, und er macht seine Sache wirklich hervorragend. Seine tiefe, getragene Stimme sorgt für eine angenehme Grundatmosphäre, sein Lesestil ist eingängig und dynamisch. Leicht verstellt er die Stimme bei der wörtlichen Rede und formt die Charaktere damit noch weiter aus, gibt ihnen Ausdruck und Dringlichkeit. Auch die poetische Wortwahl kann er gut herüberbringen und sorgt dabei teilweise für verträumte Momente.
Das Cover zu dem Hörbuch trifft die Stimmung des ganzen Romans auf den Punkt. Es zeigt eine lichtdurchflutete Halle zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit vielen Menschen in der passenden Kleidung. Es ist ganz in schwarz-weiß gehalten und spielt sehr gut mit Licht und Schatten. Das stabile Digipack, in dem die sechs CDs untergebracht sind, macht einen hochwertigen Eindruck, natürlich sind auch Kurzinfos zu Autorin und Sprecher enthalten.
Fazit: Helene Wecker hat einen sehr beachtens- und hörenswerten Roman verfasst, in den ich mich schnell vernarrt habe. Neben der beeindruckenden Kulisse von New York im Jahr 1899 und den vielen interessanten Nebencharakteren faszinieren mich die beiden Hauptcharaktere mit ihren tiefgreifenden Gedanken. Der philosophische Ansatz gepaart mit einer spannenden Handlung ist sehr empfehlenswert.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-320-4