gruenspatz

Schreibstift-Stift
Marco Göllner - Goldagengården 1

Thriller-Hörspiel
Produktion: Zaubermond
ca. 44 Minuten
1 CD; Euro 8,95


Skript, Regie und Sounddesign: Marco Göllner


Sprecher:
mit Peter Schiff (in seiner letzten Rolle), Philipp Moog, Gerlach Fiedler, Marco Göllner, Gabriele Leidloff, Gisela Trowe, Udo Schenk, Hans-Werner Bussinger, Celine Fontanges, Jochen Schröder, Brigitte Grothum, Jürgen Thormann, Marion Elskies, Markus Pfeiffer, Santiago Ziesmer, Gordon Piedesack, Thomas Schmuckert, Andreas Mannkopff, Stefan Fredrich, Sven Plate, Stefan Krause, Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich, Marius Claren, Lennardt Krüger, Konrad Halver, Hasso Zorn, Costa Meronianakis, Dennis Ehrhardt,
Frank Gustavus, Carsten Köhler, Thilo Schmitz


Inhalt:
Der schwedische Millionär und Kunstsammler Peer Johannesson geht bei einem Kanuausflug auf dem Skatelövfjorden über Bord. Wahrscheinlich ein Herzinfarkt. Aber die Leiche wird nicht gefunden. Polizeichef Nils Edmundson (Peter Schiff) bekommt ungefragt Hilfe aus Stockholm. Die Kommissarin Hanna Fridlund (Gabriele Leidloff) soll ihn bei den Ermittlungen unterstützen. Johannessons Anwalt Sibo Persson handelt ungewöhnlich schnell und lädt noch am Tag des Unfalls - ohne Wissen der Witwe Inga Johannesson (Gisela Trowe) - vier Männer nach Växjö zur Testamentseröffnung ein. Als Chap Hillman (Marco Göllner), Tore Poulsen (Philipp Moog) und Karl Geddis (Gerlach Fiedler) tags darauf eintreffen, ist der Anwalt tot. Hingerichtet durch zwei Kopfschüsse. Der vierte „Erbe“ erscheint nicht. Und das Testament ist unauffindbar. Die drei Männer erkennen, dass sie etwas verbindet. Sie müssen das Testament finden, bevor es die Polizei findet. Doch allem Anschein nach hat auch noch jemand ganz anderes ein Interesse daran…



Kritik:

Goldagengården, der neue Thriller aus der Feder von Marco Göllner ("Open the door", "Dorian Hunter"), schickt sich an, das Herbst-Highlight 2010 zu werden.

Die Story hat es in sich: Der schwedische kunstversessene Millionär Peer Johannesson geht bei einer Kanufahrt über Bord - und bleibt fortan spurlos verschwunden. Noch am Tag seines Unfalls leitet Anwalt Persson eine Testamentsverkündung in die Wege und lädt vier Männer dazu ein. Doch nur drei finden ihren Weg in die Kanzlei - der vierte Erbe taucht nicht auf. Eigenartig, wie schnell Persson reagiert hat, befindet Kommissarin Hanna Fridlund aus Stockholm, die dem hiesigen Kollegen, Polizeichef Edmundson, unter die Arme greifen soll. Doch die Eigenartigkeiten nehmen kein Ende: Anwalt Persson wird ermordet - hingerichtet in seinem eigenen Haus. Und das Testament ist weg...

Der erste Teil des Neunteilers ist aus einem Guss - man merkt, dass Marco Göllner bei der Produktion alle Fäden in der Hand behalten hat: das Script wurde eigens von ihm fürs Hörspiel geschrieben, die Regiearbeit ist vorzüglich und die Musik - kurze, knackige Percussionstücke zwischen den Szenen - passt hervorragend zur kühlen Atmosphäre des skandinavischen Thrillers.

Großen Anteil am Gelingen tragen natürlich auch die Sprecher - ein Cast, der keine Wünsche offen lässt: in den Hauptrollen sind Peter Schiff, Philipp Moog, Gerlach Fiedler, Marco Göllner, Gabriele Leidloff und Gisela Trowe, Udo Schenk und Celine Fontanges zu hören, und selbst die Nebenrollen sind mit großen Namen besetzt: Jürgen Thormann, Santiago Ziesmer, Thomas Schmuckert, Andreas Mannkopff, Sven Plate, Oliver Rohrbeck, Andreas Fröhlich, Konrad Halver, Hans-Werner Bussinger, Frank Gustavus und und und reichen sich die Klinke in die Hand.

Vor allem der große Peter Schiff (laut Angabe "in seiner letzten Rolle") gibt einen souveränen provinziellen, gutmütigen Polizeichef, eine Frohnatur, die großen Spaß macht ("Wenn Sie mich fragen!"). Ihm zur Seite steht mit Gabriele Leidloff alias Kommissarin Hanna Fridlund eine tolle Sprecherin, die ebenfalls klasse agiert. Marco Göllner, Philipp Moog und Gerlach Fiedler als "Erben" spielen gleichfalls 1a, und Udo Schenk hat in diesem ersten Teil wohl die coolste Fünf-Worte-Rolle der Hörspielhistorie - mega!

Die Atmosphäre des Hörspiels ist nordisch-kühl, wird aber durch Spaßvogel Edmundson erheblich aufgeheitert. Die Percussion gibt Goldagengården das richtige Flair, und die Geräusche sind mehr als nur eine kurze Erwähnung wert. Marco Göllner hat mit Goldagengården ein echtes Hör-Spiel geschaffen, ohne Erzähler (es gibt nur eine Zeit- und Ortsansage zu den einzelnen Szenen) - so dass die Hörer teilweise mit den Geräuschen alleine gelassen werden und dadurch so richtig ins Geschehen eintauchen. Ein Regiekniff, der sehr gefällt und an die großen alten Radiohörspiele der 60er-Jahre erinnert.

Wenn die noch ausstehenden acht Folgen das hohe Niveau dieser Auftaktfolge halten können, dann wird Goldagengården wohl ein heißer Kandidat für die Hörspiel-Awards.



Fazit:

Ein fulminanter Auftakt des Thriller-Neunteilers - unbedingt anhören!



Infos und Hörprobe: http://www.zaubermond.de , www.goldagengarden.de
 

Anhänge

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Thomas Rippert

So irgendwie wieder da...
AW: Goldagengården 1

Goldagengården 1

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Wollt ihr Holmes? Nein! Wollt ihr Jerry Cotton? Nein! Was wollt ihr denn? Wallander, Wallander, Wallander...

So könnte man ein wenig die Hoffnung vieler Krimifans im deutschsprachigen Raum umschreiben. Genug von britischem Nebel und den darin umherirrenden Aristiokratermittlern. Genug von den waffenstarrenden G-Men, welche durch die Häuserschluchten der Großstädte der USA turnen. Real sollen die Ermittler sein und auch real die Geschichte in der sie sich bewegen.

Da dies jedoch nicht alles zu nett und hell sein soll, siedelt man so etwas am besten im hohen Norden Europas an – da ist es kalt und dunkel und man kann die Menschen dort genau so gut darstellen wie die Umwelt in der sie agieren.

Und genau an dem skandinavischen Vorbild eines Mankell orientiert sich Autor, Regisseur und Tausendsassa Marco Göllner in seinem neusten Hörspielepos. Dieser ist jedoch ein endlicher, denn nach 9 Folgen ist Schluss – und das ist auch gut so.

Ruhig geht es zu und eigentlich ist keine der dargestellten Figuren ein wirklicher Sympath. Alle sind real und mit den meisten Agitatoren würde man sich nicht auf eine Apfelschorle zusammen in den Park setzen. Tiefe Charakterstudien werden hier in Klangwelten gebettet die genau so ruhig sind wie die Inszenierung an sich. Weniger ist mehr und das hat Marco Göllner hier beherzigt.

Einziger Nachteil der Produktion ist da Booklet in dem die normale Riege der Sprecher fein deutsch sauber und ordentlich nebeneiander steht und dem eher kurzmerkigen Zuhörer meiner Coleur große Hilfe anbietet. Die Sprecher befinden sich , ohne Punkt und Komma, auf der Rückseite des Inlays und die Namen werden immer kleiner, je mehr es werden. Doch ist dies keinerlei Qualitätseinteilung, denn ein ganz klein geschriebener Frank Gustavus kann sich mit dem großgeschriebenen Peter Schiff qualitativ problemlos messen. Da sich dies bis Teil 3 auch nicht ändert, fange ich jetzt hier einfach mal mit dem calling names der „großen“ an: Peter Schiff, Phillip Moog, Gerlach Fiedler, Gabriele Leidloff, Marco Göllner und Gisela Trowe – das sollte reichen um die Qualität der Sprecher klar zu stellen.

Kühl, doch nicht unterkühlt. Klar, jedoch nicht zu klar. Einfühlsam, ohne jedoch einschmeichelnd zu sein. Für Nichtkrimifans wie mich ein Hörmuss, den hier ist es unangenehm und eher mystisch denn abgeklärt...

...deshalb die Wertung: ***/***
 

Poldi

Mitglied
AW: Goldagengården 1

Goldagengården I

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Erster Eindruck: Neues von Marco Göllner

Der schwedische Millionär Peer Johannesson verunglückt bei einem Kanuunfall, vermutet wird ein Herzinfarkt. Doch seine Leiche taucht nicht auf, und so müssen die Ermittler Hanna Fridlund und Nild Edmundson von einem Verbrechen ausgehen. Spätestens, als auch Johannessons Anwalt tot aufgefunden wird, sind einige Rätsel zu lösen...

Marco Göllners Hörspiele gehören momentan zu den meistgefragten und meistdiskutierten. kein Wunder, schafft er es doch immer wieder, auf den Punkt genau Geschichten zu erzählen und Stimmungen zu schaffen. Sein neuestes Werk heißt "Goldagengarden" und ist ein Thriller-Hörspiel in neun Teilen, die ersten drei sind gleichzeitig erschienen - schlicht durchnummeriert und ohne zusätzlichen Titel. Folge eins stellt das Szenario, den ersten Mordfall vor, der eine lange Reihe von Ereignissen auslöst. Dieser Grundsatz ist an sich schon vielfältig, komplex und detailreich, sicherlich werden in den Folgen die meisten Schwerpunkte hierauf aufgebaut. Hauptpersonen sind die beiden Kommissare Ermittler Hanna Fridlund und Nils Edmundson, die das Gewirr um den Todesfall aufklären sollen. Hier kratzen sie gerade einmal an der Oberfläche, und schon dies ist äußerst spannend und unterhaltsam geraten. Hier kann sich der Krimifan (aber auch alle anderen) in eine vielschichtige Geschichte fallen lassen, die ohne übertriebene Höhepunkte oder knallige Actionszenen auskommt und dafür lieber auf Atmosphäre und Charakterbeschreibungen baut. Die Stimmung ist dabei düster bis bedrückend, das Erzähltempo wunderbar langsam, was der ganzen Geschichte einen intensiven und tragenden Klang verleiht. Wieder ein großartiges Hörspiel von Göllner, das mich vollkommen gepackt hat.

Leider ist im Booklet nur eine Auflistung der Sprecher zu finden, ohne die zugehörigen Rollen zu nennen, sodass man sich auf spärliche Internet-Informationen oder sein eigenen Gehör und Hörspielwissen verlassen muss. Als Nils Edmundson ist jedenfalls Peter Schiff zu hören, dessen gradlinige und doch gefühlsbetonte Art wunderbar zu dem Charakter passt, mit viel Einfühlungsvermögen kann Schiff eine umfassende Darstellung abliefern. Als Witwe Johannesson ist die fabulöse Gisela Trowe zu hören, ihre raue, dunkle Stimme schafft zusätzliche düstere Atmosphäre und ist wunderbar anzuhören. Weitere Sprecher sind unter anderem Gabriele Leidloff, Udo Schenk und auch Marco Göllner.

Die atmosphärische Gestaltung ist wieder typisch Marco Göllner - und damit mehr als gelungen. Düster-drückend gibt sie einen akustischen Eindruck eines langen, schwedischen Abends. Viel eingesetzte Musik schafft den Sprechern Raum, richtig zu wirken anstatt sie zurück zu drängen, zusammen mit der spannenden Geschichte und den realistischen Geräuschen geht alles eine enge Symbiose ein.

Die Aufmachung lässt sich nicht dazu hinreißen, wirkliche Bilder zu zeigen, sondern besteht aus ruhigen Farbtönen und einfachen Motiven, beispielsweise dem Bilderrahmen auf dem Cover. Auch ansonsten wird hier eher auf Stimmungen gesetzt, was eine wohltuende Alternative ist und gut zu der Serie passt. Die Auflistung der Sprecher sollte aber eigentlich Standart sein.

Fazit: Szenario und Charaktere werden genauestens beschrieben, die Handlung ist noch ruhig und nimmt Fahrt auf - durch die tolle Atmosphäre wird ein spannendes Hörspiel daraus.

VÖ: 8.Oktober 2010
Label: Zaubermond
Bestellnummer: 4047179480826
 
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