Poldi
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Gerhart Hauptmann – Die große Hörspiel-Edition
Erster Eindruck: Sechs Dramen des großen Autors in einer Box
Im Zuge der Industrialisierung geht es den vielen Heimarbeitern von Webern zusehends schlechter. Immer niedriger werden die Löhne, zusätzlich wird immer mehr an der gelieferten Leistung kritisiert. Als ein Junge zusammenbricht, versucht Fabrikant Dreißiger die aufgebrachte Menge zu beschwichtigen. Doch der Aufstand der Weber ist mittlerweile im vollen Gange… (Die Weber)
Michael Kramer ist Kunstlehrer und hat es zu einigem Wohlstand gebracht. Doch mit seinem Sohn Alfons ist er alles andere als zufrieden, in seinen Augen ist er ein Versager, der aus seinem Leben nichts anzufangen weiß. Alfons indes ist unglücklich in die Tochter des Gastwirtes verliebt. Als diese sich bei Michael über seinen Sohn beschwert, ist eine Tragödie vorprogrammiert… (Michael Kramer)
Ein Kohlefund hat die Bauernfamilie Krause überraschend reich gemacht, doch die Familienmitglieder verfallen immer mehr dem Alkohol. Sogar ein Enkel des Bauern greift zur Flasche und hat sich an Scherben lebensgefährlich verletzt. Nur Tochter Helene trotz den Gewohnheiten und will mit ihrem Geliebten Alfred ein neues Leben anfangen… (Vor Sonnenuntergang)
Gerhart Hauptmann würde in diesem Jahr 150 Jahre alt – zu diesem Jubiläum widmet der Hörverlag dem Nobelpreisträger eine Hörspiel-Edition mit sechs seiner bedeutendsten Werke. Mögen die Dramen in gelesener Form manchmal etwas sperrig wirken, werden sie in dieser inszenierten Form wesentlich zugänglicher, die Bedeutung erschließt sich dem Hörer wesentlich schneller. Neben den oben genannten Werken finden sich noch „Der Biberpelz“, „Fuhrmann Henschel“ und „Die Ratten“ in der dicken Box. Allesamt sind sie sehr sozialkritisch verfasst und beschäftigen mit damals hochaktuellen Themen, gehen sehr auf die persönlichen Situationen, auf Ängste und Sorgen der handelnden Personen ein. So ist beispielsweise „Michael Kramer“ ein Stück über eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung, in der es um enttäuschte Erwartungen und hohen Leistungsdruck geht. Heitere Passagen sucht man bei Gerhart Hauptmann vergebens, sodass der ernsthafte, anspruchsvolle Charakter unterstrichen wird. Im Zuge des Naturalismus sind keine verklärenden Elemente vorhanden, ein nüchterner Blick auf das Geschehen ist prägend, ungefiltert und realitätsnah wird alles an den Hörer weiter gegeben. Die Umsetzungen sind ebenfalls ohne Schnickschnack und mit Konzentration auf das Geschehen, die Personen, die Geschichten können so für sich selbst wirken. Für Literaturinteressierte Zuhörer wird hier ein sehr guter Einstieg in die Werke von Hauptmann geboten, die seine wichtigsten Dramen gekonnt umzusetzen weiß.
In „Der Biberpelz“ spielt Therese Giese die gewitzte und pfiffige Frau Wolff, die durch sie einen einen sehr intensiven Ausdruck bekommt, mit viel Leidenschaft ist sie voll in der Rolle verankert. Albert Bassermann spricht in „Michael Kramer“ die titelgebende Hauptfigur. Auch er legt viel Ausdruck in seine Stimme und kann die Gefühlsregungen des Mannes so an den Hörer weitergeben, die fehlenden sichtbaren Handlungen kann er dabei gut ausgleichen. Rudolf Rieth ist in „Die Ratten“ als Harro Hassenreuther zu hören, dessen intakte Welt ins Wanken gerät. Die Wandlung des Mannes kann er gekonnt und glaubwürdig darstellen. Weitere der vielen Sprecher sind Heinz Hilpert, Walter Richter und Alfred Schieske.
Die Produktionen stammen zwar von unterschiedlichen Teams und Regisseuren, beispielsweise Ulrich Lauterbach und Walter Ohm. Dennoch sind sie recht ähnlich umgesetzt und ähneln sich in ihren akustischen Elementen deutlich. So ist mit Musik stets sehr sparsam umgegangen worden, und auch Geräusche sind nicht allzu häufig eingesetzt. So liegt der Fokus klar auf den Dialogen, die von den hervorragenden Schauspielern getragen werden.
Die schlichte stilisierte Zeichnung von mehreren Zahnrädern ist als Covermotiv gewählt worden, das in einem warmen Braunton eingefärbt wurde. Und auch die Boxen mit Textinhalten sind sehr schlicht gehalten. Für die einzelnen CDs wurde das Bild in verschiedenen Farben dargestellt, im Mini-Booklet der einzelnen Hüllen sind immerhin alle Sprecher und Produzenten zu finden, dazu jeweils ein kurzer Infotext. Ein ausführlicher Text über den Autor darf natürlich nicht fehlen.
Fazit: Sechs beeindruckende und hörenswerte Hörspiele von Gerhart Hauptmann, gekonnt inszeniert und mit sehr guten Sprechern besetzt. Eine gelungene Zusammenstellung!
VÖ: 3.September 2012
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-883-9
Erster Eindruck: Sechs Dramen des großen Autors in einer Box
Im Zuge der Industrialisierung geht es den vielen Heimarbeitern von Webern zusehends schlechter. Immer niedriger werden die Löhne, zusätzlich wird immer mehr an der gelieferten Leistung kritisiert. Als ein Junge zusammenbricht, versucht Fabrikant Dreißiger die aufgebrachte Menge zu beschwichtigen. Doch der Aufstand der Weber ist mittlerweile im vollen Gange… (Die Weber)
Michael Kramer ist Kunstlehrer und hat es zu einigem Wohlstand gebracht. Doch mit seinem Sohn Alfons ist er alles andere als zufrieden, in seinen Augen ist er ein Versager, der aus seinem Leben nichts anzufangen weiß. Alfons indes ist unglücklich in die Tochter des Gastwirtes verliebt. Als diese sich bei Michael über seinen Sohn beschwert, ist eine Tragödie vorprogrammiert… (Michael Kramer)
Ein Kohlefund hat die Bauernfamilie Krause überraschend reich gemacht, doch die Familienmitglieder verfallen immer mehr dem Alkohol. Sogar ein Enkel des Bauern greift zur Flasche und hat sich an Scherben lebensgefährlich verletzt. Nur Tochter Helene trotz den Gewohnheiten und will mit ihrem Geliebten Alfred ein neues Leben anfangen… (Vor Sonnenuntergang)
Gerhart Hauptmann würde in diesem Jahr 150 Jahre alt – zu diesem Jubiläum widmet der Hörverlag dem Nobelpreisträger eine Hörspiel-Edition mit sechs seiner bedeutendsten Werke. Mögen die Dramen in gelesener Form manchmal etwas sperrig wirken, werden sie in dieser inszenierten Form wesentlich zugänglicher, die Bedeutung erschließt sich dem Hörer wesentlich schneller. Neben den oben genannten Werken finden sich noch „Der Biberpelz“, „Fuhrmann Henschel“ und „Die Ratten“ in der dicken Box. Allesamt sind sie sehr sozialkritisch verfasst und beschäftigen mit damals hochaktuellen Themen, gehen sehr auf die persönlichen Situationen, auf Ängste und Sorgen der handelnden Personen ein. So ist beispielsweise „Michael Kramer“ ein Stück über eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung, in der es um enttäuschte Erwartungen und hohen Leistungsdruck geht. Heitere Passagen sucht man bei Gerhart Hauptmann vergebens, sodass der ernsthafte, anspruchsvolle Charakter unterstrichen wird. Im Zuge des Naturalismus sind keine verklärenden Elemente vorhanden, ein nüchterner Blick auf das Geschehen ist prägend, ungefiltert und realitätsnah wird alles an den Hörer weiter gegeben. Die Umsetzungen sind ebenfalls ohne Schnickschnack und mit Konzentration auf das Geschehen, die Personen, die Geschichten können so für sich selbst wirken. Für Literaturinteressierte Zuhörer wird hier ein sehr guter Einstieg in die Werke von Hauptmann geboten, die seine wichtigsten Dramen gekonnt umzusetzen weiß.
In „Der Biberpelz“ spielt Therese Giese die gewitzte und pfiffige Frau Wolff, die durch sie einen einen sehr intensiven Ausdruck bekommt, mit viel Leidenschaft ist sie voll in der Rolle verankert. Albert Bassermann spricht in „Michael Kramer“ die titelgebende Hauptfigur. Auch er legt viel Ausdruck in seine Stimme und kann die Gefühlsregungen des Mannes so an den Hörer weitergeben, die fehlenden sichtbaren Handlungen kann er dabei gut ausgleichen. Rudolf Rieth ist in „Die Ratten“ als Harro Hassenreuther zu hören, dessen intakte Welt ins Wanken gerät. Die Wandlung des Mannes kann er gekonnt und glaubwürdig darstellen. Weitere der vielen Sprecher sind Heinz Hilpert, Walter Richter und Alfred Schieske.
Die Produktionen stammen zwar von unterschiedlichen Teams und Regisseuren, beispielsweise Ulrich Lauterbach und Walter Ohm. Dennoch sind sie recht ähnlich umgesetzt und ähneln sich in ihren akustischen Elementen deutlich. So ist mit Musik stets sehr sparsam umgegangen worden, und auch Geräusche sind nicht allzu häufig eingesetzt. So liegt der Fokus klar auf den Dialogen, die von den hervorragenden Schauspielern getragen werden.
Die schlichte stilisierte Zeichnung von mehreren Zahnrädern ist als Covermotiv gewählt worden, das in einem warmen Braunton eingefärbt wurde. Und auch die Boxen mit Textinhalten sind sehr schlicht gehalten. Für die einzelnen CDs wurde das Bild in verschiedenen Farben dargestellt, im Mini-Booklet der einzelnen Hüllen sind immerhin alle Sprecher und Produzenten zu finden, dazu jeweils ein kurzer Infotext. Ein ausführlicher Text über den Autor darf natürlich nicht fehlen.
Fazit: Sechs beeindruckende und hörenswerte Hörspiele von Gerhart Hauptmann, gekonnt inszeniert und mit sehr guten Sprechern besetzt. Eine gelungene Zusammenstellung!
VÖ: 3.September 2012
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-883-9