Poldi

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Geopfert

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Erster Eindruck: Alkoholsucht und Sprüche unter der Gürtellinie

Gus Dury, im früheren Leben Journalist, nun der Alkoholsucht verfallen, wird von einem Freund um seine Mithilfe gebeten. Die Polizei tut den Tod seines Sohnes als Selbstmord ab, doch die brutale Vorgehensweise legt ein Verbrechen nahe. Gus beginnt zu ermitteln und stößt auf eine organisierte Bande, der der Tote anscheinend angehört hat...

Dass Ermittler in Thrillern nicht unbedingt die perfekten Menschen sein müssen, wurde in vielen grandiosen Romanen belegt. Was allerdings Tony Black in seinem „Geopfert“ mit Gus Dury so alles anstellt, ist schon etwas fragwürdig. Er schleppt immer Whiskey mit sich, trinkt alle paar Momente und ist in seiner Sucht schon ziemlich selbstzerstörerisch – was auch ein interessanter Charakterzug wäre, könnte man dies auch nur etwas nachvollziehen. Einerseits ist die Schilderung seiner Sucht krass, sein übriger Charakter bleibt aber blass und seltsam ausdruckslos, was einen seltsamen Eindruck hinterlässt. Auch die ständigen Prügeleien tun der Geschichte nicht gut, sondern wirken erzwungen und gewollt. Auch die Geschichte will nicht wirklich in Fahrt kommen, obwohl es um ein heikles und interessantes Thema geht: Menschenhandel. Aber Tony Black verliert sich zu sehr in der recht oberflächlichen Beschreibung seines Helden, sodass erst gegen Ende ein wenig Spannung aufkommen kann. Schade, denn die düstere Milieubeschreibungen sind durchaus gelungen und lassen Atmosphäre aufkommen. Aber mir fehlt der letzte Pfiff in der Story, um mich fesseln zu können. Der eingebaute Humor bewegt sich oft an der Grenze des Geschmacklosen und hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, mal wirklich komisch, mal steht man eher peinlich berührt da. Das Hörbuch zu der Geschichte mit dem Anti-Helden ist bei GoyaLit erschienen.

Bernd Stephan ist Sprecher des Hörbuchs und kann besonders den düsteren Humor der Geschichte einfangen. Seine trockenen Kommentare werten diesen noch einmal auf, lassen ihn glaubhaft wirken. Ansonsten geht er gut auf die Gleichgültigkeit von Gus Dury ein, der die Geschichte in Ich-Form schildert. Insgesamt kommt dies gut herüber, doch da der Ermittler auch in spannenden Situationen ruhig bleibt, kann Stephan hier auch nicht wirklich viel herausholen und zu dramatischen Sequenzen einleiten, was aber der Figur und dem Schreibstil geschuldet ist. So verpufft eine Menge Wirkung und lässt alles zu gleichförmig wirken.

Das Titelbild ist nun nicht gerade das, was man als Aufsehen erregend bezeichnen würde. In großen Lettern prangen Autorenname und Titel darauf, die Buchstaben sind in knalligen, marmorierten Farben abgebildet. Erst beim zweiten Hinsehen fällt das kleine Motiv hinter den Lettern auf. Das kleine Booklet umfasst eine Auflistung der Tracks der 4 CDs.

Fazit: Ein zu blasser Ermittler, dessen Fehler aufgesetzt wirken, zu viel Potenzial wird hier nicht genutzt. Schade, denn im Grunde ist die erzählte Geschichte keine schlechte.

VÖ: 25.August 2011
Label: GoyaLit
Bestellnummer: 978-3-8337-2814-3
 
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