MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Hier mal etwas anderes: Dieses Gedicht schrieb ich ebenfalls schon 2016 - es hat aber wohl immer noch eine gewisse Aktualität.


Sie ziehen

Sie ziehen
in Scharen.
Die Männer. Die Kinder. Sie folgen den Müttern.
Denn da wo sie waren
liegt alles in Splittern,
und es wird keiner Aussicht,
neue Nahrung verliehen.

Sie fliehen
vor Not.
Nach Norden. Nach Westen. Sie verlassen ihr Heim.
Es erstickt sonst der Tod
jede Hoffnung im Keim.
Und man hat ja die Nachricht
auf den Lohn aller Mühen.

Sie ziehen
mit nichts
außer dem was sie tragen. Sie drängen in Kähne,
die aufgrund des Gewichts
trotz unmenschlicher Löhne für die Schlepper
versinken.
Viele Leben verglühen.

Sie fliehen
zum Neuen,
zu nichts was sie kennen. Wie groß muss da sein,
die Erwartung, das Freuen,
auf den Aufenthaltsschein,
auf die Chancen, die winken
um neu zu erblühen.

Sie ziehen, sie fliehen. Wann und wo mag das enden?
Wir sollten das wissen: Es liegt in unseren Händen.
 
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