Poldi

Mitglied
Fetzer

fetzer.jpg


Erster Eindruck: Zombies, Massaker und Filmgesellschaften

Ein schrecklicher Virus hat die Menschheit verändert, Untote und Zombies wandeln auf der Erde. Und schon hat die Filmindustrie einen neuen Trend entdeckt und dreht Filme mit echten, blutigen Massakern. Und die großen Studios schätzen es gar nicht, dass Botschinski versehentlich einen ihrer "Stars" beseitigt...

Lausch, das Hamburger Label, genießt mittlerweile in der Hörspielszene einen äußerst guten Ruf und bestätigt diesen immer mit Hörspielen, die einfach anders sind als der Rest. Neuestes Beispiel hierfür ist "Fetzer", welches mit einer skurrilen Szenerie ziemlich außergewöhnlich ist. Es beginnt mit einer recht heftigen und blutigen Szene, die schon einmal nichts für schwache Nerven ist. Ein Zombiemassaker wird ziemlich detailgetreu und natürlich mit klangvollen Geräuschen unterlegt dargestellt - schon hier setzt Lausch die Richtung des Hörspiels fest und eine Marke für Zukünftiges. Der weitere Verlauf ist eine gekonnte Mischung aus Horror und Krimi, der gradlinige Einsatzleiter "Bot" Botschinski hat allerhand damit zu tun, dass er einen der Film-Zombies ausgeschaltet hat. Dies ist durchaus spannend geschildert und rückt die Skrupellosigkeit der Menschen in den Vordergrund. Faszinierend ist aber besonders die Idee, der Grundgedanke, auf dem "Fetzer" aufbaut: Die "echten" Zombiefilme. Hier wird ein düsteres Zukunftsbild gemalt, das den Hörer sofort in seinen Bann zu ziehen weiß. Im Prinzip ist es ein typisches Hörspiel für Lausch - eine skurille Szenerie, hartee Charaktere und immer wieder überraschende Wendungen. Hier durfte sich Günter Merlau mal wieder austoben, was ihm hörbar Spaß gemacht hat. Und das überträgt sich letztlich auch auf den Hörer, der ein weiteres außergewöhnliches Hörspiel fernab vom Mainstream genießen darf.

Natürlich wurde auch wieder höchster Wert auf eine stimmige Sprecherauswahl gelegt. Jürgen Holdorf ist in der Hauptrolle des "Bot" zu hören und kann mit seiner markanten Stimme und gekonnter Betonung den krassen Charakter sehr gut herausarbeiten. Katharina von Daake spricht Miré sehr intensiv und mit einem sehr guten Sprechrhythmus. Besonders gefallen hat mir erneut die dunkle Stimme von Dorothea Hagena mit ihrer ganz speziellen Einfärbung, die sie auch hier wieder gekonnt einzusetzen weiß. Weitere Sprecher sind Uwe Hügle, Wolfgang Berger und Ranja Bonalana.

Wie bereits oben angesprochen ist gerade die erste Szene sehr anschaulich mit Geräuschen unterlegt, sodass der Hörer nahe am Geschenen zu sein scheint. Auch im restlichen Verlauf wird wieder eine grandiose Mischung aus Musik und Geräuschen geboten, die die Geschichte optimal stützt und mit tollen Effekten für Aufmerksamkeit sorgt.

Das Cover gefällt mir deshalb so gut, weil es auf das Wesentliche reduziert ist. Ein knallroter Schriftzug auf schwarzem Hintergrund, ein Zombie, der aus einem Kasten zu kriechen scheint, ansonsten nur noch Autor, Untertitel und ein wenig Randdeko - fertig ist ein wunderbares Cover. Auch die Gestaltung des Booklets ist schlicht und bietet einen kleinen Text von Autor Markus Heitz.

Fazit: Heftige Szenen, ein außergewöhnliches Szenario, eine spannende Geschichte - Fetzer ist eines jener besonderen Hörspiele, die Günter Merlau immer wieder durch eine dichte Atmosphäre und einer ungewöhnlichen Story zu schaffen weiß.

VÖ: 13. Oktober 2010
Label: Lausch
Bestellnummer: 978-3-9396-0072-5
 
Oben