Poldi
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Faustinchen
Dass Mephisto, ein Teufel der Hölle, bei Gott vorspricht und darum bat, den gelehrten Professor Faust auf seine Seite ziehen zu dürfen, ist ja allseits bekannt. Überraschend für Mephisto ist allerdings, dass Faust bei ihrer ersten Begegnung eine zehnjährige Tochter hat, die seinem Plan deutlich im Weg steht. Denn ganz wie ihr Vater ist auch Johanna ziemlich aufgeweckt und wissbegierig...
Goethes „Faust“ ist einer der ganz großen Klassiker der deutschen Literatur, Generationen von Schülern kennen das Werk als Lektüre im Unterricht, doch auch so erfreut sich die Geschichte großer Beleibtheit. Dabei hat sich Goethe von einer bekannten Legende seiner Jugend inspirieren lassen und diese nacherzählt. Nun hat sich Thilo Reffert dem Stoff erneut angenommen und eine kindgerechte Version des Klassikers als Hörspiel geschrieben, die viele wesentliche Elemente des Originals enthält, mit Fausts Tochter jedoch ein entscheidendes neuen hinzugefügt hat. Gut gefällt mir die besondere Erzählweise, denn immer ist klar, dass es sich um ein Hörspiel handelt. Da wird ein Sprecher vom Mikrophon verscheucht, weil er noch gar nicht dran ist, da unterhält sich der Regisseur mit Mephisto, da werden vom Toningenieur verschiedene Klänge ausprobiert. Das ist nicht nur witzig, sondern sorgt auch dafür, dass man sich etwas differenzierter mit der Handlung auseinandersetzt anstatt sich nur berieseln zu lassen. Auch andere Einfälle sind sehr gelungen, beispielsweise eine Audienz bei Gott oder dessen Warteschleife, will Mephisto ihn erreichen. Die Handlung folgt im Wesentlichen der Vorlage von Goethe, anfangs werden allerdings natürlich auch Johanna und die anderen Charaktere ausführlich vorgestellt. Später wird es dann durchaus spannend, wie sich Faust und seine Tochter den Verlockungen Mephistos erwehren. Da gibt es einiges zu entdecken, es ist eben nicht nur eine witzige Geschichte für Kinder, sondern enthält viele wichtige Aspekte, die sich einem hier sehr zugänglich erschließen. Toll auch die sprachliche Verwendung: Die wirkt zwar modern und einfach, sodass auch Kinder diese gut verstehen, dennoch wird an vielen Stellen mit Reimen und Versmaß gearbeitet, was das Ganze sehr stimmig abrundet.
Auch die Sprecher gefallen mir ausnahmslos sehr gut, Lou Tillmanns bringt beispielsweise den neugierigen und kindlich aufgeregten Charakter der Johanna sehr gut zur Geltung, spricht die Rolle flüssig und glaubhaft, kommt auch bei den Reimen nicht aus dem Tritt und hat eine sehr gute Leistung abgeliefert. Christian Kuchenbuch spricht ihren Vater Faust, der zwar auch die getragene Stimmung des Originals gekonnt vermitteln kann, sich aber eben vorrangig auf die lockere Grundstimmung der neuen Umsetzung einlässt. Ernst Konarek passt als Mephisto ebenfalls wunderbar in die Stimmung des Hörspiels, bringt durchaus eine diabolische Art mit sich, sorgt aber auch für viele heitere Momente und versteht es, auch den Dialogen mit dem Regisseur seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Weitere Sprecher sind Heinrich Giskes, Kai Taschner und Svenja Liesau.
Durch die Idee, auch die Metaebene des Hörspiels stattfinden zu lassen, wird hier besonders viel mit verschiedenen Geräuschen gespielt, die immer sehr präsent wirken und mit ihrer Vielfalt überzeugen. Der Anteil zwischen witzigen und atmosphärischen Momenten ist dabei ausgeglichen, wobei sich der Klang immer sehr stimmig anpasst.
Die drei CDs wurden vom Hörverlag in einem sehr ansehnlichen Digipack verpackt, dessen Titebild zwar eine nostalgische Ausstrahlung hat, mit der witzigen Szene um Faust, Johanna, Mephisto und einen Kessel aber auch sehr kindgerecht wirkt. Im Inneren ist ein Booklet eingeklebt, welches Informationen zu Goethe und vielen Mitwirkenden sowie ein Interview zwischen Thilo Reffert und seiner Tochter bereit hält, welches sehr witzig und lesenswert geraten ist.
Fazit: „Faustinchen“ hat mich mit der tollen Idee neugierig gemacht, mit der tollen Umsetzung dann aber richtig begeistert. Viele sehr gute Ideen ergeben ein ebenso unterhaltsames wie spannendes Gesamtbild, die Dialoge mit dem Regisseur, der wunderbare Charakter der Johanna, viele witzige Sprüche, aber auch einiges Tiefsinniges. Das macht der Zielgruppe der Kinder wohl ebenso viel Spaß wie Erwachsenen, die sich auf dieses sehr gelungene Experiment einlassen sollten.
VÖ: 12. März 2018
Label: der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2814-5
Dass Mephisto, ein Teufel der Hölle, bei Gott vorspricht und darum bat, den gelehrten Professor Faust auf seine Seite ziehen zu dürfen, ist ja allseits bekannt. Überraschend für Mephisto ist allerdings, dass Faust bei ihrer ersten Begegnung eine zehnjährige Tochter hat, die seinem Plan deutlich im Weg steht. Denn ganz wie ihr Vater ist auch Johanna ziemlich aufgeweckt und wissbegierig...
Goethes „Faust“ ist einer der ganz großen Klassiker der deutschen Literatur, Generationen von Schülern kennen das Werk als Lektüre im Unterricht, doch auch so erfreut sich die Geschichte großer Beleibtheit. Dabei hat sich Goethe von einer bekannten Legende seiner Jugend inspirieren lassen und diese nacherzählt. Nun hat sich Thilo Reffert dem Stoff erneut angenommen und eine kindgerechte Version des Klassikers als Hörspiel geschrieben, die viele wesentliche Elemente des Originals enthält, mit Fausts Tochter jedoch ein entscheidendes neuen hinzugefügt hat. Gut gefällt mir die besondere Erzählweise, denn immer ist klar, dass es sich um ein Hörspiel handelt. Da wird ein Sprecher vom Mikrophon verscheucht, weil er noch gar nicht dran ist, da unterhält sich der Regisseur mit Mephisto, da werden vom Toningenieur verschiedene Klänge ausprobiert. Das ist nicht nur witzig, sondern sorgt auch dafür, dass man sich etwas differenzierter mit der Handlung auseinandersetzt anstatt sich nur berieseln zu lassen. Auch andere Einfälle sind sehr gelungen, beispielsweise eine Audienz bei Gott oder dessen Warteschleife, will Mephisto ihn erreichen. Die Handlung folgt im Wesentlichen der Vorlage von Goethe, anfangs werden allerdings natürlich auch Johanna und die anderen Charaktere ausführlich vorgestellt. Später wird es dann durchaus spannend, wie sich Faust und seine Tochter den Verlockungen Mephistos erwehren. Da gibt es einiges zu entdecken, es ist eben nicht nur eine witzige Geschichte für Kinder, sondern enthält viele wichtige Aspekte, die sich einem hier sehr zugänglich erschließen. Toll auch die sprachliche Verwendung: Die wirkt zwar modern und einfach, sodass auch Kinder diese gut verstehen, dennoch wird an vielen Stellen mit Reimen und Versmaß gearbeitet, was das Ganze sehr stimmig abrundet.
Auch die Sprecher gefallen mir ausnahmslos sehr gut, Lou Tillmanns bringt beispielsweise den neugierigen und kindlich aufgeregten Charakter der Johanna sehr gut zur Geltung, spricht die Rolle flüssig und glaubhaft, kommt auch bei den Reimen nicht aus dem Tritt und hat eine sehr gute Leistung abgeliefert. Christian Kuchenbuch spricht ihren Vater Faust, der zwar auch die getragene Stimmung des Originals gekonnt vermitteln kann, sich aber eben vorrangig auf die lockere Grundstimmung der neuen Umsetzung einlässt. Ernst Konarek passt als Mephisto ebenfalls wunderbar in die Stimmung des Hörspiels, bringt durchaus eine diabolische Art mit sich, sorgt aber auch für viele heitere Momente und versteht es, auch den Dialogen mit dem Regisseur seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Weitere Sprecher sind Heinrich Giskes, Kai Taschner und Svenja Liesau.
Durch die Idee, auch die Metaebene des Hörspiels stattfinden zu lassen, wird hier besonders viel mit verschiedenen Geräuschen gespielt, die immer sehr präsent wirken und mit ihrer Vielfalt überzeugen. Der Anteil zwischen witzigen und atmosphärischen Momenten ist dabei ausgeglichen, wobei sich der Klang immer sehr stimmig anpasst.
Die drei CDs wurden vom Hörverlag in einem sehr ansehnlichen Digipack verpackt, dessen Titebild zwar eine nostalgische Ausstrahlung hat, mit der witzigen Szene um Faust, Johanna, Mephisto und einen Kessel aber auch sehr kindgerecht wirkt. Im Inneren ist ein Booklet eingeklebt, welches Informationen zu Goethe und vielen Mitwirkenden sowie ein Interview zwischen Thilo Reffert und seiner Tochter bereit hält, welches sehr witzig und lesenswert geraten ist.
Fazit: „Faustinchen“ hat mich mit der tollen Idee neugierig gemacht, mit der tollen Umsetzung dann aber richtig begeistert. Viele sehr gute Ideen ergeben ein ebenso unterhaltsames wie spannendes Gesamtbild, die Dialoge mit dem Regisseur, der wunderbare Charakter der Johanna, viele witzige Sprüche, aber auch einiges Tiefsinniges. Das macht der Zielgruppe der Kinder wohl ebenso viel Spaß wie Erwachsenen, die sich auf dieses sehr gelungene Experiment einlassen sollten.
VÖ: 12. März 2018
Label: der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-2814-5