Poldi

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Fünf tote alte Damen

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Erster Eindruck: Krimiserie nach einem Roman von Han Gruhl

Doktor Michael Klein übernimmt die Arztpraxis eines verstorbenen Kollegen – bis auf die Sprechstundenhilfe, die auch schon etwas in die Jahre gekommen ist. Dafür stellt er die fesche Mechthild Groß ein, die mit viel Energie und einem losen Mundwerk bei der Sache ist. Noch bleiben die Patienten aus, doch einer seiner ersten Fälle führt ihn gleich zu einer verstorbenen alten Dame. Und das ist nicht der erste Todesfall, und bald findet sich Klein mitten in einem Kriminalfall…

Hans Gruhl hat die Vorlagen für so einige Radiohörspiele geliefert, die zu den Glanzzeiten eben dieses Mediums entstanden sind. Einige der Produktionen konnte man getrost als Straßenfeger bezeichnen. Dazu gehört wohl auch „Fünf tote alte Damen“, eine Miniserie in fünf Teilen. Von Pidax ist das gesamte Hörspiel auf MP3-CD erhältlich. Wer schon eine andere Serie des Autors gehört hat, weiß, was ihn erwartet. Der Aufbau der Geschichte vollzieht sich hier sehr langsam. Zwar ist schon kurz nach dem Start der Tod der ersten alten Dame zu verzeichnen, Verdachtsmomente auf ein Verbrechen gibt es hier jedoch noch nicht – das ist dem Ende der ersten, etwa 40-minütigen Folge vorbehalten. Bis dahin werden die Charaktere sehr ausführlich vorgestellt, wozu in heutigen Produktionen nur recht wenig Zeit eingeplant ist. Auch danach wird auf lange Dialoge gesetzt, aus denen sich langsam ein sehr interessantes Verbrechen herauskristallisiert. Die Eingrenzung auf einen bestimmten Kreis an Verdächtigen tut der Folge sehr gut und fördert das Miträtseln, und auch einige überraschende Wendungen sorgen für Aufmerksamkeit. Eine wirklich gelungene Produktion, die zwar recht bedächtig erzählt wird, aber immer das Interesse des Hörers hochhalten kann.

Die Sprecher gefallen mir hier sehr gut, sie können ihre Charaktere sehr stark und präsent wirken lassen. Hauptfigur Doktor Michael Klein wird von Martin Hirthe gesprochen, der eine sehr gradlinige Interpretation abliefert und sowohl die Dialoge als auch die langen Erzählparts mit trockenem Witz versieht. Edith Wüber spricht die neue Sprechstundenhilfe Mechthild Groß mit sehr viel Elan und einer großen Portion Großschnäuzigkeit, sie kann dabei sehr überzeugen. Deutlich ruhiger ist da Agnes Lansome, die Erika von Thellmann mit gesetzter, aber ausdrucksstarker Stimme spricht. Weiterhin zu hören sind unter anderem Anna Maria Böhme, Manfred Grote und Arnold Marquis.

Die akustische Gestaltung ist natürlich ganz anders gelagert als bei modernen Produktionen, deutlich ruhiger und schlichter. Dennoch sind einige pfiffige kleine Melodien eingebaut, die die Dialoge auflockern und die Szenenübergänge weicher gestalten. Geräusche sind nur sehr wenige zu hören, diese verfehlen aber ihre Wirkung nicht.

Das Titelbild ist zwar wie die anderen Veröffentlichungen des Labels recht überfrachtet und wirkt durch die vielen verschiedenen Logos und Schriftzüge zu voll, dafür wurde dem eigentlichen Motiv aber viel Raum zugesprochen. Zu sehen ist das Gruppenfoto einiger alter Damen, einigen von ihnen wurde der Kopf mit einem schlichten Kreuz durchgestrichen. Das Innere ist wie immer sehr schlicht und enthält keine zusätzlichen Informationen.

Fazit: Eine sehr gelungene Krimi-Miniserie mit einem langsamen Aufbau und interessanten Charakteren. Durch die enge Begrenzung des Kreises an Verdächtigen kommt eine gewisse Brisanz ins Spiel, und auch di Auflösung wirkt so deutlich glaubwürdiger. Genau das richtige für Old-School-Fans.

VÖ: 23.April 2012
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158191845
 
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