Wohlgesagt
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- #1
Themenstarter/in
Die erste Sprache, die meine Mutter gelernt hat, war Plattdeutsch; kein Wunder, ist sie doch eine echte Ostfriesin. Ihre erste Fremdsprache (sagt sie zumindest) war Hochdeutsch. Und umso besessener hat sie diese Fremdsprache gepaukt mit all ihren Tücken und Regeln. Und das ist auch genau das Geschenk, das sie mir gemacht hat: Ein fehlerfreies Hochdeutsch.
Daß das wirklich ein Geschenk ist, habe ich erst so richtig vor zwei Jahren begriffen, als ich auf meinem ersten Intensivkurs zum Sprecher besucht habe. Während viele meiner Mitschüler mit der dialektfreien Aussprache in den ersten Unterrichtsstunden ihre liebe Not hatten, klappte das bei mir auf Anhieb. Es ist schon komisch. Da nimmt man sein ganzes Leben lang etwas als ganz selbstverständlich wahr, was aber eigentlich sehr wertvoll ist.
Hörspiele haben mich mein ganzes Leben begleitet. Mit vier habe ich angefangen, meinen beiden älteren Schwestern ihre ITT Schaub-Lorenz SL-58 Kassetten-Recorder zu klauen. Die rote Taste hatte es mir angetan. Aber die ließ sich nie herunterdrücken. Bis ich eines Tages drauf kam, daß man die Rote Taste gemeinsam mit der Abspiel-Taste drücken muss. Und dann kann man seine eigene Stimme aufnehmen UND wieder abspielen. Meine Schwestern haben zum Glück über die Jahre vergessen, wieviele ihrer Musik-Kassetten ich damit ruiniert habe. Kleine Brüder sind schon furchtbar lästig.
Mein erstes "richtiges" Hörspiel habe ich aber meiner Deutschlehrerin in der 6. Klasse zu verdanken; sie stellte uns als Aufgabe, eine kleine einfache Krimigeschichte als Hörspiel umzuschreiben. Ich war Feuer und Flamme - ich glaube, ich habe an keiner anderen Schulaufgabe so intensiv gearbeitet wie an der. Und dann durfte ich mir auch noch die Kasetten-Recorder mit externem Mikrofon aus der Schule ausborgen. Mein allerbester Freund Andre und ich haben den ganzen Nachmittag damit verbracht den Kurzkrimi von 10 Minuten auf's Band zu bringen - mit Geräuschen und Musik, versteht sich.
Noch drei Mal konnte ich Lehrer davon überzeugen, daß ein Hörspiel eine viel bessere Idee ist, als eine langweilige schriftliche Arbeit. Das letzte, ganz große, war im Deutsch Leistungskurs in der Oberstufe eine Umsetzung von "Lenz" von Georg Büchner. Über eine Stunde. Es hat Wochen gebraucht, bis wir es fertig hatten. Aber dafür lief es dann im Bürgerfunk im Lokalradio.
Tja... und dann? Studium... Umzüge... Beruf... Gesprochen habe ich immernoch viel in verschiedenen Rollen - dann allerdings als Live-Rollenspieler. Mal als dummer Schurke, dann wieder als gewitzter Possenreißer, als uralter Vampir oder als vogelhafter Dämon. All diese Rollen wurden über meine Stimme getragt. Das war für mich so selbstverständlich, daß ich nie darüber nachgedacht habe. Gleichzeitig ging es auch im Beruf immer öfter darum, komplexe technische Zusammenhänge den Kunden zu erklären. Und auch da wurde ich immer wieder vorgeschickt: "Christian, mach Du das mal, Du kannst das so gut!" - Mir war's recht. Ich mag reden.
Natürlich haben mir immer wieder Leute gesagt, daß ich eine gute Stimme habe. Ich habe das meist abgetan - aber vor zwei Jahren bin ich dann in's Grübeln gekommen. Ich wollte einfach wissen, ob da mehr dran ist - ob ich wirklich was aus meiner Stimme machen kann. Also habe ich die ersten Kurse besucht. Ich war angefixt. Als hätte ich die ganze Zeit nur darauf gewartet. Dieses Jahr hat sich dann auch noch die Chance aufgetan, ein "Media Producer"-Studium mit großem Sprecher-Anteil neben dem Beruf zu machen. Und genau das mache ich jetzt. Nebenbei richte ich mir ein kleines privates Tonstudio ein, daß ich aber eher als Lounge, als Treffpunkt aufbauen möchte. Denn zusammen mit anderen Sprechen und Spielen macht mir immernoch am meisten Spaß.
Ja... und jetzt bin ich hier angekommen. Und fühle mich so ein bißchen wie ein Fisch, der im Dorfteich eine große Nummer war und jetzt im Ozean feststellt, daß er doch nur ein kleiner Hering ist. Aber, vielleicht wachse ich ja noch ein wenig.
Ich bin Niels Christian. Ich bin 45 Jahre alt. Und ich entdecke gerade, daß ich Sprecher bin.
Daß das wirklich ein Geschenk ist, habe ich erst so richtig vor zwei Jahren begriffen, als ich auf meinem ersten Intensivkurs zum Sprecher besucht habe. Während viele meiner Mitschüler mit der dialektfreien Aussprache in den ersten Unterrichtsstunden ihre liebe Not hatten, klappte das bei mir auf Anhieb. Es ist schon komisch. Da nimmt man sein ganzes Leben lang etwas als ganz selbstverständlich wahr, was aber eigentlich sehr wertvoll ist.
Hörspiele haben mich mein ganzes Leben begleitet. Mit vier habe ich angefangen, meinen beiden älteren Schwestern ihre ITT Schaub-Lorenz SL-58 Kassetten-Recorder zu klauen. Die rote Taste hatte es mir angetan. Aber die ließ sich nie herunterdrücken. Bis ich eines Tages drauf kam, daß man die Rote Taste gemeinsam mit der Abspiel-Taste drücken muss. Und dann kann man seine eigene Stimme aufnehmen UND wieder abspielen. Meine Schwestern haben zum Glück über die Jahre vergessen, wieviele ihrer Musik-Kassetten ich damit ruiniert habe. Kleine Brüder sind schon furchtbar lästig.
Mein erstes "richtiges" Hörspiel habe ich aber meiner Deutschlehrerin in der 6. Klasse zu verdanken; sie stellte uns als Aufgabe, eine kleine einfache Krimigeschichte als Hörspiel umzuschreiben. Ich war Feuer und Flamme - ich glaube, ich habe an keiner anderen Schulaufgabe so intensiv gearbeitet wie an der. Und dann durfte ich mir auch noch die Kasetten-Recorder mit externem Mikrofon aus der Schule ausborgen. Mein allerbester Freund Andre und ich haben den ganzen Nachmittag damit verbracht den Kurzkrimi von 10 Minuten auf's Band zu bringen - mit Geräuschen und Musik, versteht sich.
Noch drei Mal konnte ich Lehrer davon überzeugen, daß ein Hörspiel eine viel bessere Idee ist, als eine langweilige schriftliche Arbeit. Das letzte, ganz große, war im Deutsch Leistungskurs in der Oberstufe eine Umsetzung von "Lenz" von Georg Büchner. Über eine Stunde. Es hat Wochen gebraucht, bis wir es fertig hatten. Aber dafür lief es dann im Bürgerfunk im Lokalradio.
Tja... und dann? Studium... Umzüge... Beruf... Gesprochen habe ich immernoch viel in verschiedenen Rollen - dann allerdings als Live-Rollenspieler. Mal als dummer Schurke, dann wieder als gewitzter Possenreißer, als uralter Vampir oder als vogelhafter Dämon. All diese Rollen wurden über meine Stimme getragt. Das war für mich so selbstverständlich, daß ich nie darüber nachgedacht habe. Gleichzeitig ging es auch im Beruf immer öfter darum, komplexe technische Zusammenhänge den Kunden zu erklären. Und auch da wurde ich immer wieder vorgeschickt: "Christian, mach Du das mal, Du kannst das so gut!" - Mir war's recht. Ich mag reden.
Natürlich haben mir immer wieder Leute gesagt, daß ich eine gute Stimme habe. Ich habe das meist abgetan - aber vor zwei Jahren bin ich dann in's Grübeln gekommen. Ich wollte einfach wissen, ob da mehr dran ist - ob ich wirklich was aus meiner Stimme machen kann. Also habe ich die ersten Kurse besucht. Ich war angefixt. Als hätte ich die ganze Zeit nur darauf gewartet. Dieses Jahr hat sich dann auch noch die Chance aufgetan, ein "Media Producer"-Studium mit großem Sprecher-Anteil neben dem Beruf zu machen. Und genau das mache ich jetzt. Nebenbei richte ich mir ein kleines privates Tonstudio ein, daß ich aber eher als Lounge, als Treffpunkt aufbauen möchte. Denn zusammen mit anderen Sprechen und Spielen macht mir immernoch am meisten Spaß.
Ja... und jetzt bin ich hier angekommen. Und fühle mich so ein bißchen wie ein Fisch, der im Dorfteich eine große Nummer war und jetzt im Ozean feststellt, daß er doch nur ein kleiner Hering ist. Aber, vielleicht wachse ich ja noch ein wenig.
Ich bin Niels Christian. Ich bin 45 Jahre alt. Und ich entdecke gerade, daß ich Sprecher bin.
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