Während der Premiere, kam mir leider noch was dazwischen, aber hab es nachgehört.
Sehr traurig-schöne/schön-traurige Geschichte, allerdings höre ich zumeist gewohnheitsmäßig viel mehr auf den Sound und Aufbau, als auf den Inhalt der Geschichte (und möchte natürlich auch von der Geschichte jetzt nicht zu viel verraten).
Okay, dann hol` ich mal den
raus. Sorry schon jetzt dafür, wenn es an der einen oder anderen Stelle etwas "härter" klopft.
Eieieiei... also ich, stimmlich in `nem Zusammenhang mit `nem Drama... da klinge ich gleich mal 30-100 Jahre älter... da weiß ich nicht, ob mir das wirklich so gefällt
... huui, wenn es nur Stimmenauthentifizierung geben würde, könnte ich ja vlt. schon Rente beantragen... aber gleich rückwirkend für die letzten 400 Jahre
.
Aber Spaß beiseite.. und etwas ernste, konstruktive Soundkritik, welche allerdings natürlich meinem persönlichen Geschmack geschuldet, bitte ganz subjektiv zu verstehen ist.
Die Soundbühne / Sprecherpositionen
Die Sprecher, insbesondere die beiden Hauptakteure, wirken sehr separiert/losgelöst vom Soundambiente und nicht ganz so richtig mittendrin im Sound-Geschehen.
Das rührt daher, weil diese auch (vor allem über Kopfhörer) sehr stark links/rechts gehalten sind und zu wenig von der räumlichen Mitte mitnehmen.
(Übrigens eine ganz bewusste Mix&Verkaufstechnik aus den 60ern, als man den in Mode kommenden Stereosound, Platten, bzw. den zusätzlichen Lautsprecher in die heimischen Wohnzimmer bringen wollte).
Durch das konsequente hart links/rechts Hören von Dialogen, strengt es nach einer Weile auch das Gehör etwas überreizend an.
Das Gehör ist es ja in seiner Natur gewohnt, Sprache (angesprochen) etwas mittiger wahrzunehmen (und nicht nur sozusagen ein Gespräch zwischen "Küche und Gäste-WC zu verfolgen, während man selbst im Wohnzimmer sitzt"), bzw. direkte Ereignisse mit beiden Ohren zu lokalisieren.... ansonsten entsteht der Eindruck von Beiläufigkeit.
Ich selbst plädiere für ein angenehmes, stimmiges Lausch&Hörgefühl immer dafür, die Hauptsprecher im Zentrum zu verteilen... mit bzw. maximal halblinks/halbrechts Position (mit Ohr auf Korrelation), wenn es mehrere Akteure sind... aber immer so, dass sie noch etwas von der Mitte mitnehmen und ein Ohr hinsichtlich Zeitdauer nicht übermäßiger beansprucht wird, als das andere.
Hart links/rechts gesprochenes eigentlich nur dann, wenn es noch mehr Sprecher in einer Szene werden (Massenszene/Sub-Plot im Stereofeld etc.) oder ein Ereignis wie z.B. Bewegung durch den Raum etc. erfolgt oder bestimmtes ambientes Szenario/Sound folgt.
Letztlich erfolgt so, für mein Dafürhalten, ein soundambientes "Mittendringefühl", als quasi sprichwörtlich am Stereorand separiert stehende Position, welches viel mehr vom Ambiente isoliert, als integriert.
Timing
Sounds
Es ist mir an einigen Stellen aufgefallen, dass die Foleys (Geräusche) dem Akteur leider nicht synchron folgen. So hat man einerseits die sich durch den Raum bewegende Stimme (z.B. bei Judy am Anfang) und danach erst die Schritte in dieselbe Richtung folgten, bzw. die Stimme sich wieder zu Position A begibt, aber die Schritte bei Position B verblieben sind.
Auch liefen Events, losgelöst von der tatsächlichen Position des Benutzers ab.
Während ich auf der linken Seite liegender alter Oppa meine Kuscheldecke haben will, reicht mir Judy diese von rechts, aber das Rascheln der Decke ist ausnahmslos in der Mitte zu hören (wo ja keiner ist
).
Naja... das sind so kleine, aber sehr wichtige Dinge, auf die man ein Augenmerk haben muss, weil es ansonsten schnell die Illusion von "Raum&Bewegung", bzw. die authentische Simulation und das Ambiente trübt.
Dialogtiming
Ich bin Fan von aus der Pistole geschossenen Frage/Antwort-Dialogen und verfahre bei mir da auch recht ähnlich.
Nur kam mir bei emotionalen, betroffenen Momenten, manches zu schnell antwortend, Peng Peng, rausgeschossen.
Zum Bleistift am Ende, als Papa seiner Tochter etwas erschreckendes beichtet.
Da hat mir manchmal die "kleine Pause" dazwischen gefehlt, das "Schlucken", das "innerliche Zusammenzucken", wenn man ein traurig-bedrückendes Geheimnis erfährt und erstmal einen Moment seelisch verarbeiten muss (und dem Zuhörer auch den kleinen Moment schenkt, darüber nachzudenken und der Bedeutung des Gesagten auch noch mehr Aussagekraft zu verleihen).
Das "Nachwirken" durch besagte "kleine Pause", in der man eine Aussage einen kleinen Moment auch mal für sich stehen lässt, hätte mancher Szene noch mehr Träne, Emotionalität und Bedeutung verliehen, finde ich.
(Das sage nun ausgerechnet ich... weil ich zumeist eher Action-Hau drauf mache und eher nicht sonderlich sensitiv in meinen Storys vorgehe
).
Hallräume
Personen, welche sich augenscheinlich im gleichen Raum befinden, sollten bezüglich authentisch wirkender Simulation, auch irgendwo einen identischen Raumhall spendiert bekommen.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wie z.B. ein dumpfer klingendes Nebenzimmer oder auch eine "amerikanische Wohnküche" o.ä. , wo man mit spezifischen Foleys im Background (irgendein aktives Gefummel mit z.B. Geschirr) dem Zuhörer näherbringt, dass man sich durchaus im selben Raum, aber an verschiedenen Orten des Raums befindet. (Das ist auch schon gut in der Skriptarbeit durch Dialog und Interaktion berücksichtigend einplanbar, wie eine Szenerie soundtechnisch stattfindet).
So hatte z.B. Judy am Anfang einen anderen Raum auf der Stimme als ich, als sie dann herbeigerufen das Zimmer betrat.
Grundsätzlich meine ich aber, dass du ein vernünftiges Hall PlugIn brauchst (z.B. meine Szene, als ich gedankenversunken meine Memoiren niederschrieb), denn der Hall klang nun sehr 2000er DSP-like, digital-metallisch.
Da hätte ich z.B. einen zwar "pseudo-langen", aber warmen und recht dezent im Hintergrund ausklingenden Hall mit langem Pre-Delay ab 130 ms erwartet/eingesetzt, so dass der trockene Anteil der Stimme sehr deutlich überwiegt, aber trotzdem "hallig" zu klingen scheint. (Typischer, entfernt wirkender "Rückblende-Hall").
Abmischung
Im wesentlichen ist es vom Sound nicht schlecht abgemischt... aber hat noch etwas Luft nach oben.
Nunja, einige Geräusche waren zu laut (raschelnde Wohlfühldecke), aber insgesamt war es schon recht stimmig, mit Sprecherlautstärke, Foleys, Musik, abgemischt.
Man hat zwar hin und wieder vernehmbare Schwankungen bei den Sprecherlautstärken und auch unterschiedlich laute/leise Kapitel zu Ohren bekommen, aber ich finde, bist du von deinem eigenen Bauchgefühl auf einen guten, richtigen Weg
... und ich denke, da fehlt es halt nur ein bissl an know how auf technischer Ebene (welches mit der Zeit kommt), um die letzten 10% auch noch symmetrisch zu bekommen.
Ich hoffe, es war jetzt nicht zu viel und zu hart... und der eine und andere Anreiz hängen blieb.
Für mich war es eine Ehre, an deinem tollen Projekt Teil gehabt haben zu dürfen.
Liebe Grüße
Markus