Poldi

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Die Winterprinzessin

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Erster Eindruck: Geheimbünde und eine indische Prinzessin

Mit einem Empfehlungsschreiben von Goethe in der Tasche reisen Jakob und Wilhelm Grimm zum Großherzog, um die Erziehung seines Sohnes zu übernehmen. Doch dort angekommen wird ihnen mitgeteilt, das Kind sei verschwunden, aber eine andere Aufgabe würde auf sie warten. Dieses Rätsel wollen die Gebrüder Grimm lösen und stoßen auf ein machtvolles Geheimnis...

Lange Zeit hat es gedauert, bis der Nachfolger des grandiosen „Die Geisterseher“ von Zaubermond auf den Markt gebracht wurde, sehnsüchtig erwartet. Nun ist es endlich soweit, und die an das Hörspiel auf 4 CDs sehr hohen Erwartungen werden vollkommen erfüllt – wenn nicht sogar übertroffen. Der Start in die Handlung ist etwas gemächlich, weckt aber schon mit den ersten Tönen das Interesse des Publikums und führt sie langsam an das komplexe Gebilde von verschiedenen Geheimnissen heran. Besonders gut gelungen ist, dass man anfangs vollkommen im Dunkeln tappt, wie sich alles auflöst und erst sehr langsam eine leichte Ahnung davon bekommt. Geheimbünde und undurchsichtige Personen tauchen auf und geben den Brüdern Grimm Rätsel auf, sorgen für die eindringliche und undurchsichtige Atmosphäre des Romans. Dazu trägt auch das erzählte und sehr düstere Märchen einer alten Frau recht zu Beginn, das einen sehr gelungenen Exkurs darstellt. Die Trennung der beiden Brüder im Verlauf der Geschichte tut der Spannung sehr gut, Jacobs alleinige Reise gewinnt so an noch mehr Unsicherheit. Die geheimnisvolle indische Prinzessin Jade wird hier zur weiteren Hauptfigur, die langsam ihre mehr als hörenswerten Hintergründe aufdeckt und nicht nur ihre Kultur mit einbringt, sondern auch zur Lösung des kompletten Falles beiträgt. Dieser ist beeindruckend in seiner Komplexität und trotzdem aufgrund der guten Erzählweise mit dem langsamen Aufbau gut nachvollzogen werden, ist mit einem bombastischen und unglaublichen Finale ausgestattet und bietet so pures Hörvergnügen auf höchsten stimmlichen wie atmosphärischen Niveau. Eine grandiose Umsetzung, die mir sogar noch besser gefallen hat als der Vorgänger.

Das Hörspiel ist vergleichsweise umfangreich, sodass natürlich auch viele Sprecher zum Zuge kommen. Dina Kürten spricht die indische Prinzessin Jade mit ihrer sanften und hellen Stimme, die ihre grausamen Taten überraschenderweise noch härter wirken lassen. Glücklicherweise verstellt sie ihre Stimme nicht zum unglaubwürdigen Akzent, sondern nur zum sanft rollenden R. Michael Prelles ausdrucksstarke Stimme passt sehr gut zum Rittmeister Stiller und lässt diese Figur, die es gewohnt ist, Befehle zu erteilen, so sehr glaubwürdig wirken. Jessy Rameik sorgt in der oben erwähnten Szene als alte Märchenfrau für eine sehr unheimliche und intensive Stimmung, die sich sehr gut auf den Hörer überträgt. Die Hauptrollen sind wie in den „Geistersehern“ verteilt, sodass auch die Stimmen von Hasso Zorn, Marius Claren und Markus Pfeiffer erklingen.

Wieder hat es Zaubermond geschafft, eine sehr dichte Atmosphäre zu erzeugen, die warm und dunkel klingt und den Hörer so in die fantastische Geschichte entführt. Dabei wird eng mit der Dynamik der Handlung gearbeitet, beide Elemente greifen sehr eng ineinander und ergänzen sich gegenseitig. Musik und Geräusche spielen hierbei eine gleichrangige Rolle und wirken zusammen zu überzeugend.

Das dunkle Titelmotiv zeigt die Brüder Grimm auf einer verschneiten, von Bäumen gesäumten Straße in der Rückansicht – was ebenso schlicht wie wirkungsvoll ist. Das Digipack aus hochwertiger, matter Pappe wirkt edel und ansprechend. Lobenswert ist das umfangreiche Booklet, in dem nicht nur interessante Anekdoten zu den wichtigsten Sprechern Platz gefunden haben, sondern auch eine ausführliche Einleitung von Autor Kai Meyer.

Fazit: Unheimlich und atmosphärisch sehr dicht ist der Roman von Kai Meyer voller Ausdruck und Geheimnissen umgesetzt worden – eine absolute Empfehlung.

VÖ: September 2011
Label: Zaubermond
Bestellnummer: 978-3-936558-22-7
 

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AW: Die Winterprinzessin

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Kai Meyer - Die Winterprinzessin


Ein unheimliches Hörspiel um die Gebrüder Grimm
nach dem gleichnamigen Roman von Kai Meyer

Produktion: Zaubermond Audio
ca. 300 Minuten
4 CDs, Euro 29,95 / ISBN 978-3936558227


Skript, Regie und Sounddesign: Marco Göllner
Musik: Cantarelos

Sprecher:
Matthias Habich (Grimme-Preis für "Das Urteil"), Hasso Zorn ("Gabriel Burns", "Dorian Hunter"), Marius Clarén (Synchronstimme von Tobey Maguire/"Spider-Man" Peter Parker), Markus Pfeiffer (Colin Farell) u. v. m.


Inhalt:
Karlsruhe 1813: Wilhelm und Jacob Grimm erreichen den Hof des Großherzogs – mit einem Empfehlungsschreiben Goethes in der Tasche. Doch gleich nach ihrer Ankunft werden sie Zeugen von Mord und Erpressung. Was hat es mit dem Kind auf sich, dem ein englischer Lord ebenso nachjagt wie eine Gruppe indischer Priester – und welche Rolle spielt die exotische Prinzessin Jade in diesem Spiel ...?


Kritik:

Nach einer langen Wartepause geht es für die Gebrüder-Grimm-Fans endlich weiter - mit einem spannenden und teilweise historisch belegten zweiten Fall: "Die Winterprinzessin" lautet der Titel des fantastischen Hörspiels nach einem Roman von Kai Meyer, und es führt die beiden Brüder Wilhelm und Jacob dieses Mal an den Hof des Großherzogs von Karlsruhe. Dort angekommen, finden sich die Gebrüder gleich inmitten undurchsichtiger Intrigen, Erpressung und einem Mord wieder: Was steckt hinter der Ansammlung zwielichtiger Gestalten und Vorkommnisse in Karlsruhe? Ein Kind wird zum Spielball in einem unberechenbaren Ränkespiel, das Wilhelm und Jacob tief durchs Land führt - ebenso wie einen englischen Lord, eine Gemeinschaft indischer Priester und eine sehr exotische indische Prinzessin namens Jade, die nicht nur bei den Grimms für Verwirrung sorgt...

Ein Hörspiel ganz nach meinem Geschmack wird mit "Die Winterprinzessin" präsentiert, und wer Teil 1 verschlungen hat, wird auch mit dieser zweiten Folge viel Spaß haben: Kai Meyer, Autor so großartiger fantastischer Romanwelten wie der Merle-, Wellenläufer-, Wolkenvolk- oder Sturmkönige-Trilogien, hat mit den Geschichten rund um die Gebrüder Grimm einen faszinierenden Mischmasch aus Historie und Fantasy erschaffen, der mir sehr gefällt:
Das Hörspiel spielt 1813 in Karlsruhe, wo sich Goethe mit Napoleon trifft, und auch der Mythos um Kaspar Hauser spielt eine Rolle - wenn er auch erst sehr spät ins Geschehen hineinwirkt.

Wieder wird das Geschehen von einem Erzähler geschickt zusammengehalten. Der großartige Hasso Zorn als alter Wilhelm Grimm führt durch die Geschichte und mutet durch seine Stimme und Erzählweise immer wieder wie Heinz Moog in seiner Funktion als Erzähler in Umberto Ecos "Der Name der Rose" an - eine tolle, ausdrucksstarke Stimme, die dem Hörspiel sehr gut zu Gesicht steht.

Auch die übrigen Sprecher rund um Matthias Habich, Marius Clarén, Markus Pfeiffer und eine prima aufgelegte Dina Kürten als Prinzessin Jade gehen voll in ihren Rollen auf und entführen mit Leichtigkeit in die fantastische Szenerie. Dazu gesellen sich der große Peter Matic und weitere exzellente Sprecher: Elga Schütz, Regina Lemnitz, Cathlen Gawlich, Luise Lunow, Klaus Dieter Klebsch, Bernd Vollbrecht und andere wurden sehr gut besetzt und machen "Die Winterprinzessin" zu einem Genuss.

Die Geräuschkulisse ist stimmig und dicht, und die eingesetzte Musik von Cantarelos passt gut zur fantastischen Story. Hier wurde eine gute Kulisse generiert, wobei aber ab und an eine etwas wuchtigere Musikuntermalung fehlt.

Die Geschichte selbst ist packend und dicht und wird mit ihren 300 Minuten Spielzeit alles andere als überhastet erzählt - das Tempo ist gut gewählt, so dass die verzwickte Story Zeit genug hat, sich zu entwickeln und ihre Wirkung zu entfalten. Auffällig ist, dass es stellenweise sehr brutal zugeht. Wer vorhat, das Hörspiel mit Kindern zusammen anzuhören, sollte vorher besser zu Testzwecken alleine ein Ohr riskieren.

Besonders gefallen hat mir das Booklet, das mit vielen Insider-Informationen ausgestattet und rundum lesenwert ist - ein Genuss und Gewinn für Fans, die gerne etwas mehr als einfach nur schnell durchs Heft blättern wollen, und insgesamt ein Beiheft, an dem sich andere Labels ein Beispiel nehmen können.


Fazit:

Für Kai-Meyer-Fans ein Highlight: geniale Mischung aus Geschichte und Fantasy - Hörtipp und für mich eines der spannendsten Hörspiele des Jahres



Infos und Hörprobe: http://www.zaubermond.de
 

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