Poldi
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Die verschollenen Fälle - Neue Abenteuer von Sherlock Holmes & Dr. Watson
Erster Eindruck: Vier mal Holmes, vier ganz andere Geschichten
Als der bekannte Psychoanalytiker Sigmund Freud für einige Zeit in London weilt und Vorträge hält, ist auch Dr. Watson unter den Zuhörern und lernt den Österreicher kennen. Währenddessen steigert sich Watsons alter Freund Sherlock Holmes immer weiter in seinen Verfolgungswahn herein – oder steckt doch mehr dahinter? (In Sachen Sherlock H. gegen Sigmund F.)
Sherlock Holmes bekommt den Auftrag, das verschwundene Manuskript von Karl Marx wiederzufinden, was durchaus hohe politische Wellen schlagen kann. Doch wirklich geweckt ist sein Eifer nicht – das geschieht erst, als auch Marx selbst verschwindet… (Sherlock Holmes und der Fall Karl Marx)
Jack the Ripper treibt sein blutiges Unwesen im Londoner Stadtteil Whitechapel, immer öfter werden Prostituierte bestialisch ermordet. Sherlock Holmes wird als bekanntester Detektiv der Stadt auf den Fall angesetzt. Verdächtige gibt es zahlreiche, die Spur führt in adelige Kreise… (Sherlock Holmes und die Whitechapel-Morde)
Deutlich gealtert sind Sherlock Holmes und Dr. Watson immer noch eng befreundet. Der Sohn von Inspector Lastrade ist nun selbst bei Scotland Yard und zweifelt an der Brillanz des Meisterdetektivs. Beim Tod eines Mannes entbrennt ein Wettstreit zwischen den beiden… (Watson und das Rätsel der Schweinepfote)
Sherlock Holmes ist in aller Munde, sie gehört zu den bekanntesten fiktiven Figuren aller Zeiten und erfreut sich auch heute noch größter Beliebtheit. Momentan gibt es auch gleich mehrere Labels, die neue Geschichten um den Meisterdetektiv erfinden. Doch diese Idee ist keinesfalls erst vor kurzem entstanden, wie die Box „Neue Abenteuer von Sherlock Holmes & Dr. Watson“ vom Audio Verlag beweist. Darin werden vier verschiedene Fälle erzählt, die zwischen den Jahren 1988 bis 2001 bei verschiedenen Radiostationen entstanden sind. Diese spielen nach den Ereignissen der originalen Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle und sind somit nicht in die damaligen Geschichten einzuordnen, weswegen durchaus auch ein Ausblick auf die Zukunft des Detektivgespanns geworfen werden kann – und das erlaubt interessante Gedankenspiele, insbesondere bei der Geschichte mit der Schweinepfote ist dies sehr gelungen. Die Besonderheit bei den anderen Fällen liegt eher in der Einbindung real existierender Personen und Ereignisse. Da wird Sigmund Freud in der Handlung um Professor Moriaty untergebracht, Karl Marx entführt und sogar die bekannten Morde von Jack the Ripper aufgeklärt. Alle Grundsituationen sind interessant und zudem gut ausgeführt, Sprache und die realen Verknüpfungen passen wunderbar zueinander. Doch natürlich gibt es in den Handlungen deutliche Unterschiede. Die erste Episode mit Sigmund Freud besticht durch die Bedrohung von Sherlock Holmes, der die Angriffe auf seinen Erzfeind Moriaty zurückführt, auch Freud scheint in die Ereignisse eingebunden zu sein. Wie genau das passiert – das erzeigt die Spannung in dem Hörspiel. Dagegen flacht die Handlung um Karl Marx etwas ab, interessant geschildert ist dies allemal, wirkliche Spannung kann hier aber nicht aufkommen. Highlight der Box ist aber der Zweiteiler um die Whitechapel-Morde, hier werden die verschiedenen Situationen gut ausgekostet, das Eintauchen in die adelige Welt Londons mit so einigen Intrigen und Ungemach ist sehr spannend gelungen. Der letzte Fall besticht besonders durch das hohe Alter der beiden Protagonisten, ein Gedankenspiel, das sehr gelungen ist. Alle Folgen sind sehr unterschiedlich und lassen sich nicht in ein Schema pressen, allesamt sind ideenreich, unterhaltsam und kurzweilig. Eine gelungene Box, die den Meisterdetektiv von einer ganz anderen Seite betrachtet.
Verschiede Produktionsjahre, verschiedene Rundfunkanstalten, verschiedene Regisseure – und somit natürlich auch eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher. Auch Holmes wird in jedem der vier Fälle von einem anderen Darsteller vertont. Im Fall um Sigmund Freud ist dies Charles Brauer, der mit sehr betonter und ruhiger Stimme eine gute Figur macht. Im Fall um die Schweinepfote spricht der wunderbare Jürgen Thormann die Rolle des gealterten Dr. Watson und kann dabei viel Charme versprühen, findet eine gute Balance zwischen Ernsthaftigkeit und dem Witz der Figur. Friedhelm Ptok spricht im entsprechenden Fall die real existierende Figur des Karl Marx, mit seiner eindringlichen Stimme ist er sehr überzeugend. Die anderen drei Sprecher des Sherlock Holmes sind Ulrich Matthes, Klaus Barner und Wolff Lindner.
Natürlich ist auch dementsprechend die akustische Gestaltung sehr unterschiedlich und differiert von Folge zu Folge, eine einheitliche Linie ist dennoch auszumachen, und diese passt sehr gut zu den Geschichten des Meisterdetektivs: Alles ist hier eher spartanisch in Szene gesetzt, kaum eingesetzte Melodien und nur wenige Geräusche untermalen das Geschehen und lenken so die Aufmerksamkeit auf die Rationalität der Hauptfigur.
Die Aufmachung der Box ist sehr schlicht und einfach gehalten. Ein Pappschuber fasst die fünf einzelnen CD-Hüllen, das Titelbild ist dabei immer identisch: Ein handelt sich um ein fotografiertes Portrait von Holmes aus einem alten Film, das ganze vor schlichtem grünen Hintergrund und wenig ausgeschmückt – durchaus ansehnlich. Booklets sind nicht vorhanden, im Gegenteil, der Einleger ist immer der gleiche, nur das Backcover differiert und enthält die Angaben zu dem jeweiligen Fall.
Fazit: Vier Geschichten über Sherlock Holmes, die nach der Zeit spielen, der Arthur Conan Doyle beschrieben hat. Dabei ist als Aufhänger entweder eine real existierende Person oder das gesteigerte Alter der Hauptfiguren vorhanden, was jeweils einen interessanten Grundgedanken liefert und für Spannung sorgen kann. Als Highlight überzeugt die Recherche im Jack the Ripper-Fall. Sehr hörenswert und ein Muss für Fans des Meisterdetektivs.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-308-2
Erster Eindruck: Vier mal Holmes, vier ganz andere Geschichten
Als der bekannte Psychoanalytiker Sigmund Freud für einige Zeit in London weilt und Vorträge hält, ist auch Dr. Watson unter den Zuhörern und lernt den Österreicher kennen. Währenddessen steigert sich Watsons alter Freund Sherlock Holmes immer weiter in seinen Verfolgungswahn herein – oder steckt doch mehr dahinter? (In Sachen Sherlock H. gegen Sigmund F.)
Sherlock Holmes bekommt den Auftrag, das verschwundene Manuskript von Karl Marx wiederzufinden, was durchaus hohe politische Wellen schlagen kann. Doch wirklich geweckt ist sein Eifer nicht – das geschieht erst, als auch Marx selbst verschwindet… (Sherlock Holmes und der Fall Karl Marx)
Jack the Ripper treibt sein blutiges Unwesen im Londoner Stadtteil Whitechapel, immer öfter werden Prostituierte bestialisch ermordet. Sherlock Holmes wird als bekanntester Detektiv der Stadt auf den Fall angesetzt. Verdächtige gibt es zahlreiche, die Spur führt in adelige Kreise… (Sherlock Holmes und die Whitechapel-Morde)
Deutlich gealtert sind Sherlock Holmes und Dr. Watson immer noch eng befreundet. Der Sohn von Inspector Lastrade ist nun selbst bei Scotland Yard und zweifelt an der Brillanz des Meisterdetektivs. Beim Tod eines Mannes entbrennt ein Wettstreit zwischen den beiden… (Watson und das Rätsel der Schweinepfote)
Sherlock Holmes ist in aller Munde, sie gehört zu den bekanntesten fiktiven Figuren aller Zeiten und erfreut sich auch heute noch größter Beliebtheit. Momentan gibt es auch gleich mehrere Labels, die neue Geschichten um den Meisterdetektiv erfinden. Doch diese Idee ist keinesfalls erst vor kurzem entstanden, wie die Box „Neue Abenteuer von Sherlock Holmes & Dr. Watson“ vom Audio Verlag beweist. Darin werden vier verschiedene Fälle erzählt, die zwischen den Jahren 1988 bis 2001 bei verschiedenen Radiostationen entstanden sind. Diese spielen nach den Ereignissen der originalen Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle und sind somit nicht in die damaligen Geschichten einzuordnen, weswegen durchaus auch ein Ausblick auf die Zukunft des Detektivgespanns geworfen werden kann – und das erlaubt interessante Gedankenspiele, insbesondere bei der Geschichte mit der Schweinepfote ist dies sehr gelungen. Die Besonderheit bei den anderen Fällen liegt eher in der Einbindung real existierender Personen und Ereignisse. Da wird Sigmund Freud in der Handlung um Professor Moriaty untergebracht, Karl Marx entführt und sogar die bekannten Morde von Jack the Ripper aufgeklärt. Alle Grundsituationen sind interessant und zudem gut ausgeführt, Sprache und die realen Verknüpfungen passen wunderbar zueinander. Doch natürlich gibt es in den Handlungen deutliche Unterschiede. Die erste Episode mit Sigmund Freud besticht durch die Bedrohung von Sherlock Holmes, der die Angriffe auf seinen Erzfeind Moriaty zurückführt, auch Freud scheint in die Ereignisse eingebunden zu sein. Wie genau das passiert – das erzeigt die Spannung in dem Hörspiel. Dagegen flacht die Handlung um Karl Marx etwas ab, interessant geschildert ist dies allemal, wirkliche Spannung kann hier aber nicht aufkommen. Highlight der Box ist aber der Zweiteiler um die Whitechapel-Morde, hier werden die verschiedenen Situationen gut ausgekostet, das Eintauchen in die adelige Welt Londons mit so einigen Intrigen und Ungemach ist sehr spannend gelungen. Der letzte Fall besticht besonders durch das hohe Alter der beiden Protagonisten, ein Gedankenspiel, das sehr gelungen ist. Alle Folgen sind sehr unterschiedlich und lassen sich nicht in ein Schema pressen, allesamt sind ideenreich, unterhaltsam und kurzweilig. Eine gelungene Box, die den Meisterdetektiv von einer ganz anderen Seite betrachtet.
Verschiede Produktionsjahre, verschiedene Rundfunkanstalten, verschiedene Regisseure – und somit natürlich auch eine Vielzahl unterschiedlicher Sprecher. Auch Holmes wird in jedem der vier Fälle von einem anderen Darsteller vertont. Im Fall um Sigmund Freud ist dies Charles Brauer, der mit sehr betonter und ruhiger Stimme eine gute Figur macht. Im Fall um die Schweinepfote spricht der wunderbare Jürgen Thormann die Rolle des gealterten Dr. Watson und kann dabei viel Charme versprühen, findet eine gute Balance zwischen Ernsthaftigkeit und dem Witz der Figur. Friedhelm Ptok spricht im entsprechenden Fall die real existierende Figur des Karl Marx, mit seiner eindringlichen Stimme ist er sehr überzeugend. Die anderen drei Sprecher des Sherlock Holmes sind Ulrich Matthes, Klaus Barner und Wolff Lindner.
Natürlich ist auch dementsprechend die akustische Gestaltung sehr unterschiedlich und differiert von Folge zu Folge, eine einheitliche Linie ist dennoch auszumachen, und diese passt sehr gut zu den Geschichten des Meisterdetektivs: Alles ist hier eher spartanisch in Szene gesetzt, kaum eingesetzte Melodien und nur wenige Geräusche untermalen das Geschehen und lenken so die Aufmerksamkeit auf die Rationalität der Hauptfigur.
Die Aufmachung der Box ist sehr schlicht und einfach gehalten. Ein Pappschuber fasst die fünf einzelnen CD-Hüllen, das Titelbild ist dabei immer identisch: Ein handelt sich um ein fotografiertes Portrait von Holmes aus einem alten Film, das ganze vor schlichtem grünen Hintergrund und wenig ausgeschmückt – durchaus ansehnlich. Booklets sind nicht vorhanden, im Gegenteil, der Einleger ist immer der gleiche, nur das Backcover differiert und enthält die Angaben zu dem jeweiligen Fall.
Fazit: Vier Geschichten über Sherlock Holmes, die nach der Zeit spielen, der Arthur Conan Doyle beschrieben hat. Dabei ist als Aufhänger entweder eine real existierende Person oder das gesteigerte Alter der Hauptfiguren vorhanden, was jeweils einen interessanten Grundgedanken liefert und für Spannung sorgen kann. Als Highlight überzeugt die Recherche im Jack the Ripper-Fall. Sehr hörenswert und ein Muss für Fans des Meisterdetektivs.
VÖ: 1.September 2013
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-308-2