Poldi

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Die schwarze Kerze

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Erster Eindruck: Unheimlicher Krimi aus den 70ern

Der Agent Steve Gardiner soll den zurückgezogen lebenden Schauspieler Jimmy Morton für ein neues Bühnenprojekt gewinnen und begibt sich deswegen in die kleine Küstenstadt in Schottand, wo Jimmy mit seinem Vater lebt. Doch Steve wird kurz nach seiner Ankunft von den wütenden Dorfbewohnerngejagt, da er für einen Mörder gehalten wird. Mit knapper Not entkommt er, doch sein Spürsinn ist geweckt...

„De schwarze Kerze“ ist ein weiteres Kriminalhörspiel, das Anfang der 70er Jahre vom WDR produziert wurde und nun bei Pidax auf MP3-CD erhältlich ist. Das auf Kleinauflagen spezialisierte Label bringt regelmäßig Film- und Hörspielproduktionen auf den Markt, die ansonsten kaum eine Chance bei einem großen Label bekommen hätten. Oft beginnen derartige Produktionen eher langsam und steigern sich allmählich, doch hier ist es genau anders herum: „Die schwarze Kerze“ beginnt mit einer sehr intensiven und spannenden Szene, sodass der Hörer gleich für sich eingenommen wird. Schön auch, dass sich durch die gesamte Handlung eine sehr düstere und rätselhafte Stimmung zieht, die einen Hauch Mystery in den Krimi mit einbringen und für eine gelungene Atmosphäre sorgt. Zwar gibt es auch hier einige Längen, und nach den ersten aufsehenerregenden Momenten kehrt auch hier der eher behäbige Aufbau ein, doch „Die schwarze Kerze“ ist wegen der eingebauten Mystik ein sehr starker Vertreter seines Genres. Ganze drei Stunden Laufzeit bringt die Geschichte insgesamt mit sich, aufgeteilt in mehrere kleine Folgen, die man sowohl in einem Rutsch als auch gut in Etappen hören kann. Mir gefällt, wie sich die Handlung immer mehr verdichtet, immer weitere Hinweise aufkommen, der Fall immer mysteriöser und komplexer wird und schließlich geschickt aufgelöst wird.

Steve Gardiner wird vom wunderbaren Hansjörg Felmy gesprochen, der mit viel Elan und Engagement bei der Sache ist, mit seiner harten Stimme und der präzisen Betonung immer wieder für Aufsehen sorgt. Hans Michael Neutze ist als Jimmy Morton zu hören, auch er besitzt eine große Ausstrahlungskraft und kann seine Rolle mit einer gelungenen Aura versehen. Sein Vater Wilfried wird von Hans Caninenberg gesprochen, der seine Stimme sehr variabel einsetzen kann und so die jeweiligen Stimmungen beeinflusst. Weitere Sprecher sind Nicole Heesters, Helga Zeckra und Werner Rundshagen.

In Sachen Sound muss man sich von Erwartungen an heutige Produktionen freimachen und sich an den deutlich reduzierten Klang gewöhnen. Doch dann kann man hier einige gelungene stilistische Elemente entdecken, die die Atmosphäre der jeweiligen Szenen wiedergeben. Doch trotz punktiert eingesetzter Geräusche und einigen durchaus stimmungsvollen Melodien stehen immer die Sprecher und die Dialoge ganz klar im Vordergrund.

Pidax reduziert die Aufmachung solcher Veröffentlichungen immer deutlich, so sind beispielsweise die Sprecher nicht den einzelnen Rollen zugeordnet. Für das Cover wurde aber ein ansprechendes Bild gefunden, im Hintergrund ist das alte, unheimliche Haus von Jimmy zu sehen, das sich düster vom Nachthimmel abhebt, im Vordergrund gleich ein ganzer Kerzenständer voller – natürlich – schwazer Kerzen.

Fazit: Natürlich wird auch diese Produktion niemanden überzeugen, der mit der etwas langsameren Machart der 70er Jahre nicht viel anfangen kann. Doch „Die schwarze Kerze“ hat sich bei mir schnell zu einem Highlight dieses Genres gemausert, was neben der dichten atmosphärischen Stimmung auch an der spannenden Geschichte und der packenden Auflösung liegt.

VÖ: 20.Juni 2014
Label: Pidax
Bestellnummer: 4260158194754
 
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