Poldi
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Die Reise nach Sundevit / Lütt Matten und die weiße Muschel
Erster Eindruck: Zwei Geschichten mit charmanten Ostsee-Anklang
Als Timm, der Sohn des alleinstehenden Leuchtturmwärters einer kleinen Stadt, am Strand eine Gruppe von wandernden Kindern trifft, scheinen die langweiligen Ferien vorbei zu sein. Sein Vater erlaubt ihn, mit ihnen nach Sundevit zu reisen, doch vorher hat er noch eine Aufgabe zu erledigen... („Die Reise nach Sundevit“)
Der kleine Junge Lütt Matten wünscht sich nichts weiter, als mit seiner Reuse einen Fisch zu fangen, doch es will ihm einfach nicht gelingen. Die Kinder im Dorf hänseln ihn, und auch die erwachsenen Fischer belächeln ihn nur noch. Da erfährt er von einer geheimnisvollen Muschel... („Lütt Matten und die weiße Muschel“)
Der Audio Verlag baut sein Programm für Kinder weiter aus und veröffentlicht zwei Radiohörspiele aus den 60er Jahren, produziert vom Rundfunk der DDR, zusammen auf einer CD. Beide stammen von Auto Benno Pludra, und beide werden in leichtem ostfriesischen Dialekt gesprochen, was ziemlich viel Charme verbreitet. Doch beide sind vom Grundsatz her recht unterschiedlich und haben ebenso unterschiedliche Ausstrahlungen.
„Die Reise nach Sundevit“ handelt von Timm, der sehr pflichtbewusst und hilfsbereit ist und dadurch immer mehr in zeitliche Bedrängnis gerät, um die Reise nach Sundevit antreten zu können. Immer mehr kommt ihm dazwischen, und so bangt und hofft der Zuhörer bald mit ihm, wünscht sich, dass er sein Ziel noch rechtzeitig erreicht und lässt sich schnell von der sehr gelungen dargestellten Stimmung im Dorf, wo jeder jedem hilft, einfangen. Das funktioniert natürlich nicht ohne eine große Sympathie für den Hauptcharakter, die hier durch seine offene und sehr freundliche Art erzeugt wird. Der Schluss der Handlung ist dann recht ungewöhnlich gelöst und offen, aber sehr gut aufgelöst und mit interessanten Gedankengängen angereichert.
„Die weiße Muschel“ hat zwar auch den ostfriesischen Charme seines Vorgängers, kann aber nicht ganz so sehr überzeugen. Die Geschichte nimmt einen nicht so sehr gefangen, was vielleicht auch daran liegt, dass Lütt eine deutliche Spur trotziger und verbissener wirkt als Timm. Die eingebauten, märchenhaften Elemente um die weiße Muschel und einen seltsamen Traum sind zwar durchaus stimmig eingebaut, doch auch der Pepp des Vorgängers ist hier nicht zu spüren.
Die beiden Geschichten können leider nicht gleichermaßen überzeugen, nach dem gelungenen Auftakt fällt die zweite Geschichte ab. Diese sorgt zwar auch für Kurzweil, wird aber nicht zu einem Favoriten werden.
Sehr gut gefallen hat mit der Junge, der den Timm spricht – leider wird sein Name hier nicht genannt. Doch er legt eine solche Spielfreude in seine Worte, zeigt viel Energie und eine gelungene Mischung aus Spitzbubigkeit und einem Hauch Melancholie. Sein Vater wird von Bruno Carstens gesprochen, dessen warme und angenehme Stimme den einsamen, aber gutmütigen Mann gekonnt einfangen kann. Als Erzähler der zweiten Geschichte ist Werner Röwekamp im Einsatz, der seine Passagen kurzweilig und unterhaltsam gestaltet. Weitere Sprecher sind unter anderem Manfred Wagner, Maximilian Larsen und Olf Hauschild.
Die akustische Untermalung ist bei beiden Episoden recht sparsam gelungen, Musik wird nur in wenigen Szenen in der zweiten Geschichte eingesetzt, um eine mysteriöse Stimmung zu erzeugen. Ansonsten werden zahlreiche Geräusche eingesetzt, um die jeweilige Szenerie erlebbar zu machen, sodass man mit Timm wirklich auf einem Pferdewagen sitzt oder mit Lütt aufs Meer fährt. Die beiden Geschichten sind gut erhalten, sodass ein vernünftiger Klang ohne Grundrauschen aus den Boxen kommt.
Wie so oft bei diesem Verlag wurde sich bei der Gestaltung des Hörspiels viel Mühe gegeben. Das Titelbild wird von einer sehr hübschen Zeichnung geziert, die Timm auf seinem Weg zurück zum Leuchtturm zeigt, sein zerstörtes Fahrrad auf dem Arm. Im Hintergrund wird die malerische ostfriesische Landschaft dargestellt. Leider sind die Informationen im Inneren nicht vollständig, die meisten der Sprecher werden nicht aufgeführt.
Fazit: „Die Reise nach Sundevit“ kann mit der sehr charmanten Umsetzung und dem lebensfrohen Hauptcharakter überzeugen, während „Lütt Matten und die weiße Muschel“ diese Anziehungskraft leider nicht entfalten kann. Über 70 Minuten Oldschool-Hörspielunterhaltung, die auch bei Kindern von heute noch punkten können.
VÖ: 1.April 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-344-0
Erster Eindruck: Zwei Geschichten mit charmanten Ostsee-Anklang
Als Timm, der Sohn des alleinstehenden Leuchtturmwärters einer kleinen Stadt, am Strand eine Gruppe von wandernden Kindern trifft, scheinen die langweiligen Ferien vorbei zu sein. Sein Vater erlaubt ihn, mit ihnen nach Sundevit zu reisen, doch vorher hat er noch eine Aufgabe zu erledigen... („Die Reise nach Sundevit“)
Der kleine Junge Lütt Matten wünscht sich nichts weiter, als mit seiner Reuse einen Fisch zu fangen, doch es will ihm einfach nicht gelingen. Die Kinder im Dorf hänseln ihn, und auch die erwachsenen Fischer belächeln ihn nur noch. Da erfährt er von einer geheimnisvollen Muschel... („Lütt Matten und die weiße Muschel“)
Der Audio Verlag baut sein Programm für Kinder weiter aus und veröffentlicht zwei Radiohörspiele aus den 60er Jahren, produziert vom Rundfunk der DDR, zusammen auf einer CD. Beide stammen von Auto Benno Pludra, und beide werden in leichtem ostfriesischen Dialekt gesprochen, was ziemlich viel Charme verbreitet. Doch beide sind vom Grundsatz her recht unterschiedlich und haben ebenso unterschiedliche Ausstrahlungen.
„Die Reise nach Sundevit“ handelt von Timm, der sehr pflichtbewusst und hilfsbereit ist und dadurch immer mehr in zeitliche Bedrängnis gerät, um die Reise nach Sundevit antreten zu können. Immer mehr kommt ihm dazwischen, und so bangt und hofft der Zuhörer bald mit ihm, wünscht sich, dass er sein Ziel noch rechtzeitig erreicht und lässt sich schnell von der sehr gelungen dargestellten Stimmung im Dorf, wo jeder jedem hilft, einfangen. Das funktioniert natürlich nicht ohne eine große Sympathie für den Hauptcharakter, die hier durch seine offene und sehr freundliche Art erzeugt wird. Der Schluss der Handlung ist dann recht ungewöhnlich gelöst und offen, aber sehr gut aufgelöst und mit interessanten Gedankengängen angereichert.
„Die weiße Muschel“ hat zwar auch den ostfriesischen Charme seines Vorgängers, kann aber nicht ganz so sehr überzeugen. Die Geschichte nimmt einen nicht so sehr gefangen, was vielleicht auch daran liegt, dass Lütt eine deutliche Spur trotziger und verbissener wirkt als Timm. Die eingebauten, märchenhaften Elemente um die weiße Muschel und einen seltsamen Traum sind zwar durchaus stimmig eingebaut, doch auch der Pepp des Vorgängers ist hier nicht zu spüren.
Die beiden Geschichten können leider nicht gleichermaßen überzeugen, nach dem gelungenen Auftakt fällt die zweite Geschichte ab. Diese sorgt zwar auch für Kurzweil, wird aber nicht zu einem Favoriten werden.
Sehr gut gefallen hat mit der Junge, der den Timm spricht – leider wird sein Name hier nicht genannt. Doch er legt eine solche Spielfreude in seine Worte, zeigt viel Energie und eine gelungene Mischung aus Spitzbubigkeit und einem Hauch Melancholie. Sein Vater wird von Bruno Carstens gesprochen, dessen warme und angenehme Stimme den einsamen, aber gutmütigen Mann gekonnt einfangen kann. Als Erzähler der zweiten Geschichte ist Werner Röwekamp im Einsatz, der seine Passagen kurzweilig und unterhaltsam gestaltet. Weitere Sprecher sind unter anderem Manfred Wagner, Maximilian Larsen und Olf Hauschild.
Die akustische Untermalung ist bei beiden Episoden recht sparsam gelungen, Musik wird nur in wenigen Szenen in der zweiten Geschichte eingesetzt, um eine mysteriöse Stimmung zu erzeugen. Ansonsten werden zahlreiche Geräusche eingesetzt, um die jeweilige Szenerie erlebbar zu machen, sodass man mit Timm wirklich auf einem Pferdewagen sitzt oder mit Lütt aufs Meer fährt. Die beiden Geschichten sind gut erhalten, sodass ein vernünftiger Klang ohne Grundrauschen aus den Boxen kommt.
Wie so oft bei diesem Verlag wurde sich bei der Gestaltung des Hörspiels viel Mühe gegeben. Das Titelbild wird von einer sehr hübschen Zeichnung geziert, die Timm auf seinem Weg zurück zum Leuchtturm zeigt, sein zerstörtes Fahrrad auf dem Arm. Im Hintergrund wird die malerische ostfriesische Landschaft dargestellt. Leider sind die Informationen im Inneren nicht vollständig, die meisten der Sprecher werden nicht aufgeführt.
Fazit: „Die Reise nach Sundevit“ kann mit der sehr charmanten Umsetzung und dem lebensfrohen Hauptcharakter überzeugen, während „Lütt Matten und die weiße Muschel“ diese Anziehungskraft leider nicht entfalten kann. Über 70 Minuten Oldschool-Hörspielunterhaltung, die auch bei Kindern von heute noch punkten können.
VÖ: 1.April 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-344-0