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Die Morde des Émile Poiret - 4. Das Grab des Oliver Raymonds

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Erster Eindruck: Ein Kartenspiel und ein Grabstein

Lady Agatha Hamingstead bittet den belgischen Meisterdetektiv Émile Poiret um seine Mithilfe, denn ein Geheimnis umgibt seit Generationen ein Grabmal auf dem altehrwürdigen Sitz der herrschaftlichen Familie. Doch als Émile Poiret dort eintrifft wird er Zeuge einer äußerst merkwürdigen Familienzusammenkunft...

In der vierten Folge der "Die Morde des Émile Poiret"-Krimi-Reihe vom Dortmunder Label Maritim begleiten wir die Titel gebende Figur in die Welt einer geheinisumwitterten Familiensaga, die selbst für den belgischen Meisterdetektiv alles andere als leicht zu durchschauen ist. Sie Spannung zieht "Das Grab des Oliver Raymonds" aus den vielen kleinen Details, die nur schwer miteinander in Einklang geracht werden können, beispielsweise das merkwürdige Verhalten einiger Familienmitglieder bei dem Zusammentreffen und natürlich auch den unheimlichen Inhalt des Grabes des Seefahrers Oliver Raymond, um die sich diese Folge schließlich dreht. Obwohl nur relativ wenige Figuren agieren, kann man selbst kaum den Täter ausmachen und tappt bis zum Schluss im Dunkeln, was durch die hervorragend umgesetzte Erzählweise ermöglicht wird. Die nebenbei eingestreuten charmenten oder witzigen Details um Detektiv sorgen zudem für eine humorvolle Komponente, während die düstere Atmosphäre auf Haminstead Hall wunderbar zur Geltung kommt. Die bisher beste Folge der Serie, die nun endlich offenbart, was in ihr steckt.

Auch wenn sie in der Folge in der Minderheit sind, hier überzeugen besonders die Damen durch sprecherische Leistungen. Beispielsweise lässt Ingeborg Christiansen die Lady Agatha Hamingstead sehr würdevoll und weise erscheinen. Pia Werfel stellt die zickige und eigensinnige Moira Temple gekonnt dar, lässt sie aber glücklicherweise nicht völlig unsympathisch wirken. Als April Temple ist die wunderbare Christine Pappert zu hören, die ihren Charakter sehr facettenreich erscheinen lässt. Die - ebenfalls sehr gute - Männerriege wird unter anderem von Peter Weis, Thomas Karallus und Andreas von der Meden vertreten.

Auch atmosphärisch offenbart die Serie in dieser Folge ihre ganze Stärke. Über weite Teile der Handlung werden die Sprecher von Musik oder Geräuschen begleitet, die die leicht unheimliche Atmosphäre in Hamingstead Hall einfangen, sich aber trotzdem nicht aufdrängen, sondern dem Hörer im Hintergrund beeinflussen. Toll!

Das Coverkonzept geht auch hier ein weiteres mal auf. Der schlichte weiße Rahmen wirkt trotzdem auffällig und sticht im Hörspielregal ins Auge, während die kleine Illustration in der Mitte dieses mal kaum zu erkennen ist. Hier hätte vielleicht ein anderes Motiv besser gepasst.

Fazit: Spannend, undurchsichtig, atmosphärisch und mit gut beschriebenen Charakteren ausgestattet überzeugt diese Folge Krimifans vollkommen.
 
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