Poldi

Mitglied
Die falsche Fährte - Ein Wallander-Hörspiel
Die falsche Fährte
diefalschefhrte.jpg


Erster Eindruck: Wissensvorsprung für den Hörer

Im Sommer 1994 muss sich Kurt Wallander erneut einer brutalen Mordserie widmen. Eine junge, verbrannte Frau und der grausame Mord an einem ehemaligen Politiker sind nur die ersten beiden Fälle, die der Ermittler in einen Zusammenhang zu bringen weiß. Doch auch der Mörder schläft nicht und bereitet seine nächsten Taten vor...

Die Hörspielumsetzung des fünften Wallander-Romans "Die falsche Fährte" gehört zu den längsten der Reihe. Stolze 210 Minuten, verteilt auf 3 CDs warten darauf, vom Hörer beachtet zu werden und machen daraus kein Hörspiel für zwischendurch. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, wird mit einem außergewöhnlichen Krimi belohnt, der jede einzelne Minute wert ist. Der Aufbau beginnt recht schnell mit dem Bekanntwerden des ersten Todesfalles, sofort ist man mitten im Geschehen. Auch der Zusammenhang mit den weiteren Morden, den Wallander schnell vermutet, gibt zusätzliche Würze und Tempo. Beachtlich ist aber besonders, dass mitten im Hörspiel die Identität des Mörders sowie seine weiteren Planungen bekannt werden, der Hörer also einen deutlichen Wissensvorsprung hat. Das führt aber keineswegs zu einer Minderung der Spannung. Im Gegenteil: Jetzt erscheinen Wallanders nächste Schritte wichtiger denn je, denn ausgeschaltet ist der Mörder noch lange nicht. Vielmehr ist es unglaublich interessant, Wallanders Schlussfolgerungen zu betrachten und sein Pochen auf jedes einzelne Beweisstück zu verfolgen. Das grundlegende Thema ist durchaus heikel und lässt erstaunlicherweise die Taten des Mörders nachvollziehbar werden. Eine hochspannender Krimi, ein dynamischer Verlauf, ein ungewöhnlicher Täter und ein brisantes Thema, "Die falsche Fährte" gehört zu den besten Wallander-Krimis.

In dieser Umsetzung des rbb spricht Hermann Beyer die Hauptrolle und kann mit immer leicht grantigen Unterton, ansonsten aber variabler Stimme den Kommissar sehr genau darstellen. Als Sjösten ist Otto Mellies zu hören, der mit einprägsamer Betonung eine intensive Darstellung abliefert. Jens Wawrczek beweist hier als Stefan sein Talent für ernste Rollen und kann seinem einzigartigen Klang eine weitere Facette abgewinnen. Weitere Sprecher sind Ulrike Krumbiegel, Christine Schorn und Nina Hoss.

Die Musik hält sich unter der Regie von Lutz Volke mehr im Hintergrund als in anderen Wallander-Hörspielen, trumpft an den richtigen Stellen jedoch auf und steigert die Spannung deutlich. Die Geräusche sind sehr passgenau eingefügt und machen das Hörspiel plastischer, ebenfalls ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

In dieser Neuauflage finden sich die drei CDs in einer breiten Plastikhülle, deren eine Seitenlasche schwarz, die andere jedoch rot ist. Stehen alle Wallander-Hörspiele der Auflage im Regal nebeneinander, ist dies sehr auffällig. Das Titelbild mit der Axt gefällt mir jedoch sehr gut und passt zu der Handlung.

Fazit: Ein sehr spannender Wallander-Krimi mit ungewöhnlichem Verlauf und packendem Thema. Krimifans sollten hier unbedingt reinhören

VÖ: Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-597-5
 
Oben