Poldi

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Die Brandmauer - Ein Wallander-Hörspiel

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Erster Eindruck: Hintergründe eines Mordes

Ein brutaler Mord erschüttert die schwedische Polizei: Zwei jugendliche Mädchen ermorden grausam einen Taxifahrer. Kurt Wallander, Leiter der Ermittlungen, muss einen Patzer nach dem anderen ausbügeln und kommt so kaum mit seinen Recherchen und Verhören hinterher. Besonders, als eine der Mädchen verschwindet - und an einem ungewöhnlichen Ort wieder auftaucht...

Ein nahezu depressiver und einzelgängerischer Kommissar - eine ungewöhnliche Hauptfigur hat sich Henning Mankell für seine Wallander-Romane geschaffen. Doch gerade dies macht seine Bücher so außergewöhnlich und gleichzeitig authentisch. In Wallanders achten Fall muss sich der von der Midlife-Crisis gebeutelte Mann immer wieder aus brenzligen Situationen kämpfen - seien es verpatzte Pressekonferenzen oder eine mediale Schlammschlacht. Diese Abstecher - leicht abseits des eigentlichen Falles - üben nicht nur einen unabsprechbaren Reiz aus, sondern tragen ebenfalls zur Glaubwürdigkeit bei, man hat das Gefühl, das komplette Leben Wallanders aus erster Hand mitzuerleben. Die Geschichte ist hochspannend und führt mit immer neuen Entwicklungen den Hörer mal in eine falsche Richtung, gibt dann wieder wichtige Hinweise und hält die fast dreistündige Inszenierung dabei unglaublich kurzweilig und unterhaltsam. Im Gegensatz zu anderen Wallander-Hörspielen ist hier ein externer Erzähler eingefügt, was geschicktere Formulierungen ermöglicht, ohne Tempo aus der Geschichte zu nehmen. Dass die Charakterdarstellung wieder hervorragend ist, muss kaum noch erwähnt werden. Für mich der bisher beste der Wallander-Romane, voller Spannung, Nebenschauplätze und nicht zuletzt versteckter Gesellschaftskritik.

Der Sprechercast bietet nicht allzu viele vertraute Namen, aber sehr prägnante und ausdrucksstarke Sprecher. Thomas B. Hoffmann ist als Martinsson zu hören, ein Kollege Wallanders, und kann mit präzisem Ausdruck und gut dargestellter Gefühlswelt überzeugen. Brunhilde Hansen spricht Lisa Holgersson und gibt ein sehr umfassendes Bild ihres Charakters ab. Der oben erwähnte Erzähler ist Christoph Schobesberger, seine einprägsame Stimme lässt mit viel Dynamik seine Parts alles andere als langwierig wirken. Weitere Sprecher sind unter anderem Till Hagen, Simone Grunert und Gesa Badenhorst.

Geschichte und Sprecher sind schon an sich hervorragend - gekrönt wird das Hörspiel aber durch die feinsinnige musikalische Untermalung. Klassische Instrumente schaffen großartige Atmosphären, mal leise und zurückhaltend, mal forsch nach vorn drängend, immer an die jeweilige Stimmung angepasst. Eine sehr intensive Unterstützung des Storyverlaufes.

Schlichtes Schwarz ist Hauptfarbe der Aufmachung, durchbrochen von roten Akzenten. Das Titelbild ist nicht nur mysteriös, sondern auch sehr passend gewählt und ansprechend. Das beiliegende Blatt mit den wichtigsten Informationen erfüllt durchaus seinen Zweck.

Fazit: Sehr nah an den Figuren wird eine hochspannende Ermittlungsarbeit erzählt, die auch andere Aspekte mit einbezieht. Großartiges Kopfkino!

VÖ: 30.Mai 2010
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-596-8
 
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