Poldi
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Themenstarter/in
Die Blendung
Erster Eindruck: Intelligent und von zwischenmenschlichen Beziehungen überfordert
Der Sinologe Peter Kien geht hochmütig durch die Welt und hat für alle, die nicht so gebildet sind wie er, nur Verachtung übrig – und das sind seiner Meinung nach alle. Meist verkriecht er sich in seiner Bibliothek und hat wenig Kontakt zur Außenwelt. Doch als er seine Haushälterin Therese Krumbholz bei der liebevollen Behandlung eines Buches beobachtet, beschließt er die zu heiraten. Doch die wenig gebildete Frau verschreckt ihn schon in der Hochzeitsnacht…
Literatur als Hörspiel hat es oft schwierig, denn die 1:1-Übernahme eines hervorragenden Werkes muss nicht gleichzeitig auch als Hörstück überzeugen, folgt dieses doch oft anderen Gesetzmäßigkeiten, braucht neue Reizpunkte und einen gewissen eingängigen Fortlauf. Indes will man das Werk auch nicht zu sehr bearbeiten und es möglichst ursprünglichen wirken lassen. Und gerade das ist die Schwierigkeit bei „Die Blendung“, das so nicht allzu leicht zugänglich wirkt. Zugegeben, die Sprecher sind hervorragend und lassen ihre Figuren sehr intensiv wirken und rücken ihre Charaktere nahe an den Zuhörer. Doch diese sind alles andere als einfach zugänglich, Sympathieträger sucht man hier vergebens. Und es dauert, bis man sich in die Geschichte hineingefunden hat, bis man an ihren Kern vordringt, bis man sich in der hochtragenden Sprache zurechtfindet. Ist diese Einstiegshürde jedoch genommen, wird die unheilvolle Beziehung zwischen Kein und seiner Haushälterin sehr genau und differenziert beleuchtet, wird der sich steigernde Kampf zwischen den beiden intensiv dargestellt, wird auch das gewaltsame Ende erlebbar gemacht. Bei der Laufzeit von über 10 Stunden muss man sich viel Zeit für dieses Werk nehmen, auch nebenbei gehört geht „Die Blendung“ völlig unter. Es fordert viel Aufmerksamkeit und Konzentration, zeigt dann aber auch ein außergewöhnliches Hörspiel voller verschiedener Facetten.
Samuel Finzi ist als Peter Kein zu hören, die verstockte, menschenfremde Art des studierten Intellektuellen kann er mit seiner harten, unnachgiebigen Stimme sehr gut darstellen. Besonders seine gespielte Freundlichkeit am Anfang des Hörspiels ist hervorragend umgesetzt und stellt die Weichen für die nachfolgende Wirkung seiner Figur. Sehr gut gefallen hat mit auch Birgit Minichmayr als Therese Krumbholz, die mit ihrer derben, fast schon ungehobelten Art das genaue Gegenteil zur hochtrabenden Wirkungsweise ihres Gatten bildet und mit ihrem österreichischen Akzent viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Erzähler Manfred Zapatka nimmt sich als Erzähler hier deutlich zurück und setzt auf eine eher neutrale Art, seine markante Stimme und die eingängige Betonung lassen aber auch diese Parts gut wirken. Weitere Sprecher sind Wolfgang Böck, Brigitte Neumeister und Gottfried Breitfuß.
Für die Aufnahme aus dem Jahr 2013 wurde ein eigenes Cover entworfen. Im Vordergrund steht dabei der Titel des Hörspiels sowie dessen Autor, beides wird in einfachen Lettern vor dem beigefarbenen Hintergrund dargestellt. Darunter wird, spiralförmig angelegt, beides oft wiederholt, sodass ein leichter dreidimensionaler Effekt entsteht. Das Booklet im Inneren der Box enthält zahlreiche weitere Informationen.
Fazit: Kein einfacher Stoff, hier wird viel Aufmerksamkeit und eine Affinität zu Werken dieser Art vorausgesetzt. Ungewöhnlich auch im Verlauf, denn die gänzlich unsympathischen Charaktere arbeiten immer weiter gegeneinander und reiben sich aneinander auf. Der langwierige Einstieg ist nötig, um den Charakter des Peter Kein vorzustellen, bildet aber auch eine gewisse Einstiegshürde. Eine interessante Betrachtung zwischenmenschlicher Beziehungen, von denen beide nicht zu einer solchen fähig sind.
VÖ: 18.November 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-893-8
Erster Eindruck: Intelligent und von zwischenmenschlichen Beziehungen überfordert
Der Sinologe Peter Kien geht hochmütig durch die Welt und hat für alle, die nicht so gebildet sind wie er, nur Verachtung übrig – und das sind seiner Meinung nach alle. Meist verkriecht er sich in seiner Bibliothek und hat wenig Kontakt zur Außenwelt. Doch als er seine Haushälterin Therese Krumbholz bei der liebevollen Behandlung eines Buches beobachtet, beschließt er die zu heiraten. Doch die wenig gebildete Frau verschreckt ihn schon in der Hochzeitsnacht…
Literatur als Hörspiel hat es oft schwierig, denn die 1:1-Übernahme eines hervorragenden Werkes muss nicht gleichzeitig auch als Hörstück überzeugen, folgt dieses doch oft anderen Gesetzmäßigkeiten, braucht neue Reizpunkte und einen gewissen eingängigen Fortlauf. Indes will man das Werk auch nicht zu sehr bearbeiten und es möglichst ursprünglichen wirken lassen. Und gerade das ist die Schwierigkeit bei „Die Blendung“, das so nicht allzu leicht zugänglich wirkt. Zugegeben, die Sprecher sind hervorragend und lassen ihre Figuren sehr intensiv wirken und rücken ihre Charaktere nahe an den Zuhörer. Doch diese sind alles andere als einfach zugänglich, Sympathieträger sucht man hier vergebens. Und es dauert, bis man sich in die Geschichte hineingefunden hat, bis man an ihren Kern vordringt, bis man sich in der hochtragenden Sprache zurechtfindet. Ist diese Einstiegshürde jedoch genommen, wird die unheilvolle Beziehung zwischen Kein und seiner Haushälterin sehr genau und differenziert beleuchtet, wird der sich steigernde Kampf zwischen den beiden intensiv dargestellt, wird auch das gewaltsame Ende erlebbar gemacht. Bei der Laufzeit von über 10 Stunden muss man sich viel Zeit für dieses Werk nehmen, auch nebenbei gehört geht „Die Blendung“ völlig unter. Es fordert viel Aufmerksamkeit und Konzentration, zeigt dann aber auch ein außergewöhnliches Hörspiel voller verschiedener Facetten.
Samuel Finzi ist als Peter Kein zu hören, die verstockte, menschenfremde Art des studierten Intellektuellen kann er mit seiner harten, unnachgiebigen Stimme sehr gut darstellen. Besonders seine gespielte Freundlichkeit am Anfang des Hörspiels ist hervorragend umgesetzt und stellt die Weichen für die nachfolgende Wirkung seiner Figur. Sehr gut gefallen hat mit auch Birgit Minichmayr als Therese Krumbholz, die mit ihrer derben, fast schon ungehobelten Art das genaue Gegenteil zur hochtrabenden Wirkungsweise ihres Gatten bildet und mit ihrem österreichischen Akzent viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Erzähler Manfred Zapatka nimmt sich als Erzähler hier deutlich zurück und setzt auf eine eher neutrale Art, seine markante Stimme und die eingängige Betonung lassen aber auch diese Parts gut wirken. Weitere Sprecher sind Wolfgang Böck, Brigitte Neumeister und Gottfried Breitfuß.
Für die Aufnahme aus dem Jahr 2013 wurde ein eigenes Cover entworfen. Im Vordergrund steht dabei der Titel des Hörspiels sowie dessen Autor, beides wird in einfachen Lettern vor dem beigefarbenen Hintergrund dargestellt. Darunter wird, spiralförmig angelegt, beides oft wiederholt, sodass ein leichter dreidimensionaler Effekt entsteht. Das Booklet im Inneren der Box enthält zahlreiche weitere Informationen.
Fazit: Kein einfacher Stoff, hier wird viel Aufmerksamkeit und eine Affinität zu Werken dieser Art vorausgesetzt. Ungewöhnlich auch im Verlauf, denn die gänzlich unsympathischen Charaktere arbeiten immer weiter gegeneinander und reiben sich aneinander auf. Der langwierige Einstieg ist nötig, um den Charakter des Peter Kein vorzustellen, bildet aber auch eine gewisse Einstiegshürde. Eine interessante Betrachtung zwischenmenschlicher Beziehungen, von denen beide nicht zu einer solchen fähig sind.
VÖ: 18.November 2013
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-893-8