Poldi

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Der Mondscheindrache und Dachbodengeschichten

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Erster Eindruck: Lebendige Kindergeschichten

Als der kleine Phillip eines abends in seinem Bett liest, kommt plötzlich ein weißer Drache aus dem Buch gekrochen, der von einem Ritter gejagt wird. Natürlich möchte er dem Fabelwesen helfen, doch dann wird er selbst nur daumengroß und muss nicht nur den Ritter bekämpfen, sondern sich auch in seinem nun viel zu großen Zimmer zurecht finden...

Für phantasievolle Geschichten ist Cornelia Funke mittlerweile bekannt, doch auch vor ihrem ganz großen Durchbruch hat die Autorin schon etliche Geschichten erdacht, die damals noch an ein eher jüngeres Publikum gerichtet waren. Einige von ihnen sind nun als kleine Sammlung erschienen, im Mittelpunkt steht die Titel gebende Geschichte „Der Mondscheindrache“. Da diese ursprünglich an Leseanfänger gerichtet ist, ist diese nicht so komplex und vielschichtig wie ihre heutigen Werke, und auch die Charakterbeschreibung fällt sehr gering aus – eine Tatsache, die auch auf die Kürze der Handlung zurückzuführen ist. Trotzdem sprüht die Magie der Worte auch hier aus allen Enden und versetzt einen in eine neue, spannende Welt. Dabei zählen keine hintergründigen Gedanken, sondern das pure Erlebnis eines Abenteuers und die Vermittlung von einer spannungsgeladenen Atmosphäre. Die kleine Geschichte setzt sich schnell fest, ist eingängig und eine Freude für Fans von phantasievollen Kurzgeschichten. Auch die drei anderen Geschichten, „Der Bücherfresser“, „Mäuserettung“ und „Wovon leben Gespenster?“ sind an ein jungen Publikum gerichtet und auf deren Bedürfnisse ausgerichtet, sind aber ebenso wunderschön, witzig und unterhaltsam. Gerade für die ganz jungen Zuhörer, die vielleicht gerade erst mit dem Medium Hörbuch in Kontakt kommen, ist diese Sammlung empfehlenswert, da die kurzen Episoden kurz und einprägsam sind, aber den typischen Zauber Funkes in sich tragen.

Wie sollte es anders sein – auch diese Geschichten wurden von Rainer Strecker vertont, der wie so oft den Kern der Vorlage einfangen kann und unglaublich lebendig und vielseitig spricht. So kann er allen Charakteren einen eigenen Klang verleihen, kleine Details herausarbeiten und alles sehr phantastisch wirken lassen. Gerade durch diese sehr gute Leistung gewinnen die kleinen Handlungen an Substanz und werden so dem Hörer sehr nahe gebracht.

Während der einzelnen Episoden ist Strecker auf sich allein gestellt, während zwischen ihnen jeweils ein einzelnes, kleines Musikstück erklingt. Diese fangen die Stimmungen sehr gut ein und geben sie wieder, sind fröhlich kindlich, aber auch für Erwachsene keineswegs nervig. Neben der vermittelten Atmosphäre dienen sie natürlich auch der Abtrennung, sodass die Geschichten auch allein gehört werden können.

Natürlich ist auf dem Cover der Mondscheindrache zu sehen, der hier recht melancholisch dreinblickt. Der Hintergrund ist wunderschön dargestellt, ein voller und runder Mond geht gerade am Horizont auf und erleuchtet den dunklen Sternenhimmel. Das Innere des kleinen Booklets enthält ausschließlich Werbung, auf der Rückseite ist aber eine sinnvolle Trackauflistung über die einzelnen Geschichten zu finden.

Fazit: Kleine, aber durchaus faszinierende Geschichten, die ohne langen Aufbau ihre volle Wirkung entfalten können. Besonders der Mondscheindrache ist ein wunderbares Werk voller Herz.

VÖ: 28.Juli 2011
Label: Jumbo
Bestellnummer: 978-3-8337-2789-4
 
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