Poldi
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Themenstarter/in
Deadwood
Erster Eindruck: Völlig unromantischer Western
Die schlammigen Straßen von Deadwood bieten einer Vielzahl merkwürdiger Gestalten mitten im amerikanischen Goldrausch ein Zuhause. Unter all den zwielichtigen Geschäftemachern und Abenteurern befinden sich auch die Freunde Wild Bill Hickock und Charlie Utter, doch auch ihr Schicksal ändert sich schnell durch einen Mordanschlag...
Wer an verklärte Western wie von Karl May denkt, wird von Deadwood erst einmal schockiert sein. Denn anstatt auf die Darstellung einer heilen Welt oder der klaren Trennung von Gut und Böse begibt man sich hier in einen Sumpf von Korruption, Hinterhältigkeit und vielschichtigen Charakteren. Und genauso bedrückend wie die Atmosphäre des Buches wird auch der kleine Ort Deadwood beschrieben, voller Matsch in der Straße, ziemlich bedrückend und deprimierend. Neben der Hauptgeschichte um Wild Bill und Charlie findet noch zahlreiche Nebenschauplätze statt, von ebenso düsteren wie faszinierenden Gestalten. Immer wieder scheint aber wie ein Lichtstrahl ein positiver Aspekt durch, ein kleines zwischenmenschliches Verhalten inmitten all der Verderbnis. Doch so interessant das Grundkonstrukt auch sein mag, die zähe, fast schon gemächliche Erzählweise von Autor Pete Dexter verhindert eine spannende Zeit. Zu langatmig folgen die einzelnen Ereignisse aufeinander, zu nüchtern wird erzählt. Da kann auch der deftige schwarze Humor nicht mehr viel retten. Die heftigen Szenen stechen heraus, können aber die vielen zähen Passagen nicht wieder wett machen. Trotzdem ist für Experimentierfreudige dieses Hörbuch eine Option, für die man sich aber reichlich Zeit nehmen muss – auch, um sie richtig wirken zu lassen.
Markus Hoffmann wurde als Sprecher des Romans gewählt, der als einer der authentischten Westernromanen der letzten Zeit gilt. Er hat eine prägnante Stimme und setzt mit seiner akzentuierten Aussprache immer wieder Kontrastpunkte, die den Hörer aus der immer wieder vorherrschenden Lethargie reißen. Er kann aber auch die ganze Dramatik der Szenen präsentieren, schildert den Sumpf von Deadwood eindringlich und vielseitig. Eine durchaus gelungene Leistung, die ihn auch für andere Werke empfehlen dürfte.
Die Buchvorlage, die aus dem Jahr 1986 stammt und nun auf Deutsch erscheint, diente auch als Vorlage für das Cover. Zu sehen ist – in gediegen wirkendem Sepia – zeigt ein typisches Western-Motiv, bestehend aus drei Männern in altmodischer Kleidung. Das passt alles gut zusammen und ist ansprechend, Extras oder auch nur kleine Informationen zu Sprecher, Autor oder Werk sucht man hier aber leider vergebens.
Fazit: Interessantes, außergewöhnliches Konstrukt, aber leider an vielen Stellen zäh und träge. Keine Massenware, sondern ein Hörbuch, dass erarbeitet werden will.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3 8623 1174 3
Erster Eindruck: Völlig unromantischer Western
Die schlammigen Straßen von Deadwood bieten einer Vielzahl merkwürdiger Gestalten mitten im amerikanischen Goldrausch ein Zuhause. Unter all den zwielichtigen Geschäftemachern und Abenteurern befinden sich auch die Freunde Wild Bill Hickock und Charlie Utter, doch auch ihr Schicksal ändert sich schnell durch einen Mordanschlag...
Wer an verklärte Western wie von Karl May denkt, wird von Deadwood erst einmal schockiert sein. Denn anstatt auf die Darstellung einer heilen Welt oder der klaren Trennung von Gut und Böse begibt man sich hier in einen Sumpf von Korruption, Hinterhältigkeit und vielschichtigen Charakteren. Und genauso bedrückend wie die Atmosphäre des Buches wird auch der kleine Ort Deadwood beschrieben, voller Matsch in der Straße, ziemlich bedrückend und deprimierend. Neben der Hauptgeschichte um Wild Bill und Charlie findet noch zahlreiche Nebenschauplätze statt, von ebenso düsteren wie faszinierenden Gestalten. Immer wieder scheint aber wie ein Lichtstrahl ein positiver Aspekt durch, ein kleines zwischenmenschliches Verhalten inmitten all der Verderbnis. Doch so interessant das Grundkonstrukt auch sein mag, die zähe, fast schon gemächliche Erzählweise von Autor Pete Dexter verhindert eine spannende Zeit. Zu langatmig folgen die einzelnen Ereignisse aufeinander, zu nüchtern wird erzählt. Da kann auch der deftige schwarze Humor nicht mehr viel retten. Die heftigen Szenen stechen heraus, können aber die vielen zähen Passagen nicht wieder wett machen. Trotzdem ist für Experimentierfreudige dieses Hörbuch eine Option, für die man sich aber reichlich Zeit nehmen muss – auch, um sie richtig wirken zu lassen.
Markus Hoffmann wurde als Sprecher des Romans gewählt, der als einer der authentischten Westernromanen der letzten Zeit gilt. Er hat eine prägnante Stimme und setzt mit seiner akzentuierten Aussprache immer wieder Kontrastpunkte, die den Hörer aus der immer wieder vorherrschenden Lethargie reißen. Er kann aber auch die ganze Dramatik der Szenen präsentieren, schildert den Sumpf von Deadwood eindringlich und vielseitig. Eine durchaus gelungene Leistung, die ihn auch für andere Werke empfehlen dürfte.
Die Buchvorlage, die aus dem Jahr 1986 stammt und nun auf Deutsch erscheint, diente auch als Vorlage für das Cover. Zu sehen ist – in gediegen wirkendem Sepia – zeigt ein typisches Western-Motiv, bestehend aus drei Männern in altmodischer Kleidung. Das passt alles gut zusammen und ist ansprechend, Extras oder auch nur kleine Informationen zu Sprecher, Autor oder Werk sucht man hier aber leider vergebens.
Fazit: Interessantes, außergewöhnliches Konstrukt, aber leider an vielen Stellen zäh und träge. Keine Massenware, sondern ein Hörbuch, dass erarbeitet werden will.
VÖ: 1.März 2012
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3 8623 1174 3