Poldi

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Das Lied der weissen Wölfin (Claire Bouvier)

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Erster Eindruck: Eine Reise am Anfang

Im Jahr 1882 wandert Marie Blumfeld nach dem Tod ihres Bruders nach Kanada aus, um dort ein neues Leben an der seine eines Reverends zu beginnen. Doch auf der Reise wird sie brutal überfallen und einsam zurückgelassen. Marie wird von den Cree-Indianern gefunden und gepflegt. Zuerst erscheinen ihre Rituale und ihre Kultur fremd, doch schnell bekommt sie eine immer tiefere Verbindung zu den im Einklang mit der Natur lebenden Menschen...

Mit „Das Lied der weissen Wölfin“ hat Claire Bouvier einen beachtlichen Roman fertiggestellt, der gleich mehrere Themen zu einem verwobenen Ganzen verbindet. Zum einen ist da natürlich der Hauptaspekt, in dem Hauptfigur Marie Blumfeld die Kultur der Cree-Indianer kennenlernt und später gegen ihre Diskriminierung kämpft, den Leuten darüber berichtet, wie liebevoll und warmherzig dieser Stamm ist. Die Ablehnung, ja Feindseligkeit der Kanadier ist bedrückend dargestellt, aber wohl leider allzu realitätsgetreu. Hier wird die Spannung erhöht, dies ist ein sehr lebendiger Teil. Zum anderen geht es um die „private“ Marie, die auf der Suche nach neuem Halt nach Kanada reist, um dort mit einem bisher Fremden zusammenzuleben. Doch Kälte und Abweisung beherrschen die Beziehung, die beiden wollen nicht zusammen passen. Und dann tritt Philipp Carter in ihr Leben, ein Pelzhändler, für den sie sofort Gefühle entwickelt – und das gefühlsbetonte Drama nimmt ihren Lauf. Abgesehen von diesen Ereignissen, die ja eng miteinander verknüpft sind, gibt es noch einen ganz anderen Handlungsstrang, der in Tagebucheinträgen der jüngeren Marie erzählt wird. Hier wird von ihrer schwierigen Kindheit mit ihrem tyrannischen Vater berichtet, bei dem ihr Bruder ihr einziger Rückhalt zu werden beginnt. Immer tiefer taucht man hier in die vielschichtige Figur der Marie ein und lernt sie immer näher kennen, wird von den dramatischen Ereignissen mitgerissen und leidet mit der jungen Frau mit. Ein sehr gelungener Roman mit vielen Ansprüchen, dabei aber in ansprechendem Stil geschrieben und definitiv eine Empfehlung wert.

Sprecherin des Hörbuchs ist Sabrina Heuer und lässt sich ganz auf die gefühlsbetonte Geschichte ein. Ihre Stimme ist sehr angenehm und warm, was sie auch an die Hauptfigur erinnern lässt. Gerade die Tagebucheinträge von Marie sind dann auch besonders gut gelungen und werden von Heuer in ihrer ganzen Dramatik erfasst. Auch die Handlungen im Hauptstrang erfasst sie gekonnt und kann die Charaktere lebendig erscheinen lassen.

Das Titelbild zeigt die wunderschönen Weiten der kanadischen Landschaft, ein von Wäldern umgebener Fluss, im Hintergrund hohe, schneebedeckte Berge. Ein sehr ansprechendes Cover, das die Stimmung des Romans aufgreifen kann. Im Inneren gibt es wie meist bei Hörbüchern nur wenig Zusatzinfos, ein kurzer Text über Autorin, Sprecherin und auch den Cree-Stamm finden sich dann aber doch wieder.

Fazit: Ein vielseitiger Roman über eine mutige Frau und der Kampf für die Gerechtigkeit. Durchaus hörenswert!

VÖ: 22.Juni 2012
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-4650-9
 
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