Poldi

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Das kurze glückliche Leben des Francis Macomber

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Erster Eindruck: Safari in Afrika

Robert Wilson lebt davon, dass er Jagden für Touristen i der afrikanischen Wildnis veranstaltet, auch gegen den Willen der Einheimischen und trotz Verbotes der Regierung. Auch Francis Macomber nimmt daran teil, erweist sich jedoch als nicht allzu mutig und erntet dadurch den Hohn seiner Frau – die des Nacht mit Wilson das Bett teilt...

Immer wieder hat Ernest Hemingway Charaktere gezeichnet, die keinesfalls strahlende Helden sind, sondern ihre Schattenseiten haben, nicht nur kleine Schwächen, sondern schwerwiegende Fehler. In „Das kurze glückliche Leben des Fracis Macomber“ tritt dies durch die oben erwähnte illegale Safari hervor, das zugleich ein wildes und raues Ambiente für die Geschichte schafft. Die Kraft zieht sie aus den klaren Darstellungen der einzelnen Szenen, den Gesprächen zwischen den Charakteren und nicht so sehr aus einer spannenden und wendungsreichen Handlung. Dabei konzentriert sich Hemingway auf drei Figuren: Francis Macomber, seine Frau Margaret sowie Robert Wilson. Alle drei werden sehr ausführlich beschrieben, ihre Ansichten dargelegt, ihre Schwächen offenbaren sich jedoch im Laufe des Hörspiels. Zu keinem baut Hemingway eine sympathische Bindung auf, sodass man sich völlig auf die interessanten Konstellationen konzentriert und nicht mit einem der Charaktere zu sehr beeinflusst wird. Eine vor Kraft strotzende Geschichte, die in der Umsetzung von 1957 des Südwestfunkes mit ihrer nüchternen Darstellungsweise noch an Kraft gewinnt. Eine kurze, eingängige Geschichte, die durch ihre vielschichtigen Personen zu überzeugen weiß.

Wolfgang Preiss ist als Francis Macomber zu hören, er kann sämtliche Seiten des zurückhaltenden Mannes beleuchten, fast die gesamte Laufzeit ist er im Einsatz und prägt damit das Bild des Hörspiels. Margot Müller spricht seine Frau Margaret, stellt ihren Hochmut und ihre Verachtung für ihren Mann gekonnt dar und lässt ihn immer leise in ihrer Stimme mitschwingen. Die Rolle des Robert Wilson wird von Leopold Biberti gesprochen, auch er kann die intensiven Gespräche sehr gut umsetzen. Weitere Sprecher sind Alois Garg, Benno Schur und Boris Müller.

Eine aus heutiger Sicht wunderbar altmodische Radioansage eröffnet das Hörspiel, und gleich zu Beginn sind stimmungsvolle afrikanische Klänge zu hören. Während des weiteren Verlaufes nur sehr wenig Musik eingesetzt, der Fokus liegt auf den Dialogen. An einigen Stellen hätte ich mir aber schon einige auflockernde Melodien oder zumindest Geräusche gewünscht, alles wirkt so sehr nüchtern.

Auch hier ist natürlich auf das Artwork der großen Ernest Hemingway-Box mit acht Hörspielen zurückgegriffen worden, um einen einheitlichen Look zu kreieren. Die schlichte Aufmachung in schwarz-weiß passt gut zu der Geschichte, die ja ebenfalls alles andere als effekthaschend ist. Der Infotext im kleinen Booklet darf natürlich auch hier nicht fehlen.

Fazit: Eine sehr intensiv erzählte Geschichte mit sehr interessanten und vielschichtigen Charakteren, die völlig unprätentiös in Szene gesetzt wurde.

VÖ: 20.Mai 2011
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-082-1
 
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