Poldi

Mitglied
Das Herz der Puppe

dasherzderpuppe.jpg


Erster Eindruck: Der Blick von außen

Die kleine Nina ist sehr ängstlich und hält sich auf dem Trödelmarkt eng an ihre Mutter – bis sie an einem unscheinbaren Stand eine Puppe entdeckt, die sie unbedingt haben möchte. Denn diese Puppe redet mit ihr und hilft ihr, ihre Ängste zu überwinden, erklärt ihr die Welt. Aber als Nina krank wird, merkt auch die Puppe Widu, wie sehr sie Nina braucht...

Bestsellerautor Rafik Schami ist bisher eher durch Erwachsenenliteratur bekannt geworden, macht aber ab und an auch einen Abstecher in die Welt der Kinder. „Das Herz der Puppe“ heißt sein neuestes Werk in diesem Bereich und wurde von der Hörcompany mit Stefan Kaminski als Hörbuch umgesetzt. Die Idee hinter dem Buch ist schlicht, wird aber mit vielen rührseligen Ideen ausgestattet. Denn welches Kind hat sich nicht vorgestellt, mit ihren Kuscheltieren sprechen zu können? In kurzen Episoden offenbart Schami einen ebenso schonungslosen wie offenen Blick auf die Welt, spricht verschiedenste Themen an und geht auch mit dem Tod um, macht ihn für Kinder begreifbarer. Und im Mittelpunkt Nina, die immer weiter aufblüht, ihre Ängste weiter ablenkt und selbstbewusster wirkt. Daneben immer Widu mit ihren Kommentaren und am Ende einem ungewöhnlichen Wunsch: Selbst ein Herz zu haben und wie ein Mensch fühlen zu können. Was hier so rührselig klingt, ist es auch oft, doch ein Problem der Geschichte liegt in der Figur der Widu. Ohne Herz ist sie kompromisslos und durchschaut die Menschen – was aber oft eher wie ein boshaftes Lästern klingt. Was witzig klingen soll, wird oft ins Zynische verkehrt, was für Kinder vielleicht nicht die beste Idee ist. Das Hörbuch ist in kurze Kapitel unterteilt, was einerseits die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder nicht überfordert, anderseits aber auch oft abgehackt wirkt. Ein zwiespältiges Hörbuch, mit schönen Elementen für Kinder wie Erwachsene und einem wunderschönen Grundgedanken, aber Wibu ist dann doch zu boshaft und kalt.

Stefan Kaminski ist der Sprecher des Hörbuches und kann auch hier wieder etliche seiner unzähligen Gesichter zeigen. Er verleiht den Charakteren etwas sehr Lebendiges und Eigenes, kann besonders Nina lebhaft, fröhlich und neugierig wirken lassen, vermittelt aber auch ihre Ängste. Als Wibu greift er ihre zickige Art auf und krächzt immer ein wenig, was die Puppe noch ein wenig unsympathischer wirken lässt. Ansonsten wählt er einen warmen Grundton, ohne ins Kitschige abzugleiten. Wieder ist es ihm gelungen, genau den Kern des Buches zu treffen und alle Charaktere einzigartig wirken zu lassen.

Das Titelbild ist sehr schlicht, oben ein tiefblauer Sternenhimmel mit Halbmond, unten ein weißer Hintergrund, auf dem Nina mit ihrer Puppe steht. Klar im Vordergrund steht hier aber der schlichte Schriftzug, dessen orange Farbe sich als Thema durch die restliche Gestaltung zieht. Neben einigen skizzenhaften Zeichnungen und einer ausführlichen Trackliste gibt es Kurzinfos zu Schami und Kaminski.

Fazit: Eine anrührende Geschichte voller Fantasie und einem klaren Blick auf die Welt, aber mit einer zu harschen Figur, die kaum Herzlichkeit aufkommen lässt.

VÖ: 24.Januar 2012
Label: Hörcompany
Bestellnummer: 978-3-942587-29-7
 
Oben