Poldi

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Das Beste von Erich Kästner

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Erster Eindruck: Drei Umsetzungen seiner Werke

Emil fährt zum ersten Mal alleine nach Berlin, um seine Großmutter zu besuchen. Doch auf der Zugfahrt werden ihm 140 Mark gestohlen, die ihm seine Mutter mitgegeben hat. Sofort packt Emil das schlechte Gewissen, und mit einer ganzen Bande von Kindern sucht er nach dem Dieb… (Emil und die Detektive)
Kurz vor Weihnachten herrscht in einem Internat immer noch ordentlich Trubel. Fünf Freude, Martin, Johnny, Matthias, Ulli und Sebastian, allesamt sehr unterschiedlich, bleiben über die Feiertage in der Schule und proben für ein Theaterstück… („Das fliegende Klassenzimmer“)
Anton lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Nachdem diese operiert werden musste, muss Anton auf der Straße betteln gehen. Dort begegnet er Luise, genannt Pünktchen, deren Eltern reich sind, die aber von ihrem Kindermädchen ebenfalls zum Betteln gezwungen wird. Sofort freunden die beiden ungleichen Kinder sich an… (Pünktchen und Anton)

Erich Kästner bleibt Unvergessen, zahlreiche Kinderbücher aus seiner Feder begeistern seit Generationen und wirken auch heute noch wegen ihrer vermittelten Werte und den zeitlosen Charakteren sehr nahbar. Der Oetinger Audio Verlag hat nun drei Hörspiele aus den 60er Jahren in einer Box veröffentlicht und setzt dem beliebten Autor damit ein kleines Denkmal. „Emil und die Detektive“, „Das fliegende Klassenzimmer“ und „Pünktchen und Anton“ sind ausgewählt worden, drei seiner bekanntesten Werke. Nachfolgend ein paar Worte zu den einzelnen Produktionen:
„Emil und die Detektive“ ist eine recht turbulente Geschichte, die ein herrliches Kinderabenteuer ist und mit zahlreichen gelungenen Momenten überzeugen kann. Der Anfang am Bahnhof und im Zug kann sich zwar etwas ziehen, aber spätestens mit der Ankunft in Berlin kommt viel Bewegung in die Handlung. Sehr hübsch sind die Prozesse, die sich innerhalb der Kinderbande ereignen, mit wie viel Herzblut und Eifer alle bei der Sache sind, wie sehr alle Emil helfen wollen. Die Umsetzung mit dem flotten Berliner Dialekt ist ebenfalls sehr gelungen und zu eine zeitlosen Klassiker geworden.
„Das fliegende Klassenzimmer“ hat eine ganz andere Erzählstruktur und keine fortlaufende Handlung, sondern ist episodenhaft angelegt. Dabei wird sehr viel Wert auf die Darstellung der verschiedenen Charaktere gelegt, die so unterschiedlich sind, dass wohl jedes Kind schnell eine Identifikationsfigur findet. Und auch die im Hörspiel angesprochenen Werte wie Mut und Zusammenhalt sind auch heute noch sehr lehrreich, ohne zu moralisierend zu wirken. Die verschiedenen Stimmungen der Episoden sorgen zudem für einen unterhaltsamen Verlauf.
„Pünktchen und Anton“ ist das ernsthafteste und teilweise auch bedrückendste der drei Hörspiele. Zwar bringt die Freundschaft der beiden durchaus Lichtblicke mit ein, und natürlich ist auch das Ende ein gutes. Aber die ärmlichen Verhältnisse von Anton und die Vernachlässigung und die Erpressung von Pünktchen zeigen die unschönen Seiten zweier Kindheiten. Ein Schuss Abenteuer und der Wille, sich niemals aufzugeben, stehen im Vordergrund. Die vorhandene Melancholie der Buchvorlage wird hier sehr behutsam, aber auch deutlich umgesetzt.
Alle drei Hörspiele sind sehr hörenswert und können mit Charme, starke Charakteren und einem interessanten Verlauf überzeugen. Die sehr gelungenen Hörspiele wirken insgesamt zeitgemäß und warmherzig, sodass auch Kinder von heute noch ihren Spaß daran haben – und ihre Eltern ebenso gern zuhören und in Erinnerungen schwelgen können.

Heinz Reincke ist als Erzähler in „Emil und die Detektive“ zu hören, mit seiner sehr einprägsamen und intensiven Stimmfarbe kann er eine gelungene und spannungsreiche Atmosphäre schaffen. Thomas Rosengarten spricht in „Das fliegende Klassenzimmer“ den zurückhaltenden und ängstlichen Uli und kann diesen sehr gekonnt in Szene setzen, schnell gewinnt er die Sympathien der Hörer. Antje Hagen kann Pünktchen sensibel und sanft erscheinen lassen, kann aber auch differenziert ihre verschiedenen Gefühlslagen darstellen. Manfred Steffen, Heinz Schimmelpfennig und Ruth Scheerbarth sind weitere Sprecher, und auch Erich Kästner selbst ist bei „Pünktchen und Anton“ als Erzähler zu hören.

Wie oben bereits erwähnt stammen die Hörspiele aus den 60er Jahren, doch die Klangqualität ist erstaunlich gut. Alle Dialoge kommen sehr klar aus den Boxen. Die akustische Umsetzung ist in alles drei Produktionen recht zurückhaltend, sodass die Dialoge immer im Vordergrund stehen und durch einige Geräusche in ihrer Wirkung unterstützt werden. Bei „Emil und die Detektive“ sind bei Traumszenen recht merkwürdige Effekte eingesetzt, die zudem leider zu sehr in die Länge gezogen wurden.

Das Cover wird von dem wohl berühmtesten Buchtitelbild von Erich Kästner geziert, dem zu „Emil und die Detektive. In der sehr schlichten Zeichnung vor gelben Hintergrund stehen zwei Jungen hinter eine Litfaßsäule und beobachten einen Mann. Die dicke Box aus schlichtem Plastik enthält noch ein kleines Booklet, in dem die Mitwirkenden des Hörspiels aufgeführt sind.

Fazit: Drei warmherzige, liebevolle, unterhaltsame, spannende und ganz und gar wunderbare Hörspiele des bekannten Autors, die zudem in schlichten, aber eleganten Umsetzungen überzeugen können. Ob das abenteuerliche „Emil und die Detektive“, das phantasievolle „Das fliegende Klassenzimmer“ oder das melancholische „Pünktchen und Anton“, alle drei stecken voller Energie und Leben. Eine sinnvolle Anschaffung, die die ganze Familie unterhalten kann.

VÖ: Januar 2014
Label: Oetinger Audio
Bestellnummer: 978-3-8373-0714-6
 
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