Poldi
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Charlie Chan – 1. Das Haus ohne Schlüssel
Erster Eindruck: Der Detektiv ohne Charisma
Hawaii in den 20er Jahren: Auf der idyllischen Insel wird der Detektiv Charlie Chan, der zu jeder Lebenssituation einen weisen Spruch parat hat, vom Captain der örtlichen Polizei um Hilfe gebeten, um den Mord an Dan Winterslip aufzuklären. Doch das verzweigte Familiennetz macht es dem Ermittler nicht einfach, doch der Inhalt einer alten Seekiste bringt ihn schließlich auf die entscheidende Spur...
Allscore hat eine neue Serie am Start, und da Krimis mit klassischen Ermittlern gerade hoch im Kurs stehen, wurde der chinesisch-hawaiianische Detektiv „Charlie Chan“ ausgewählt, zu dessen Buchvorlagen auch zahlreiche Verfilmungen zwischen 1926 und 1949 entstanden sind. Trotz dieser Menge hat Charlie Chan heute nicht den Kultstatus einiger seiner Kollegen erreicht – woran zumindest diese erste Folge wohl auch nichts ändern wird. Denn trotz eines interessanten Ansatzes bleibt die Figur ziemlich blass, was einerseits an der zurückhaltenden Art liegt, andererseits an der absoluten Ernsthaftigkeit, mit der sie hier beschrieben wurde. Keine prägnanten Merkmale, keine lebendige Aura, nur ein paar dahergesagte Glückskeks-Sprüche. Aber das macht eben noch keine charismatische Hauptfigur aus, sondern ist eher ziemlich langweilig geraten. Da hilft nur noch zur Rettung des Hörspiels eine spannende und dynamische Geschichte, doch leider wird auch dies dem Hörer verwehrt. Schon die Introszene, in der sich zwei Mitglieder der Familie Winterslip unterhalten, ist sehr zäh geraten. Der Hörer wird hier mit Details über die Familienmitglieder, deren aktuellen Aufenthaltsort und die Beziehungen untereinander ziemlich überfordert. Dass man sich hiervon alles behalten kann, ohne auch nur die beiden sprechenden Personen geauer zu kennen, ist wohl schon ein Akt der Unmöglichkeit, und da man ja noch keinen blassen Schimmer hat, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird, hat man auch keinen Ansatzpunkt um unwichtige Details auszublenden – was eigentlich bereits die Aufgabe des Drehbuchautoren gewesen wäre. Im weiteren Verlauf wird dies auch nicht wesentlich besser gelöst. Zwar wird langsam alles etwas klarer, interessanter oder spannender wird es dadurch nicht. Deutlich zu lange Dialoge mit einer überbordenden Detailverliebtheit, gepaart mit uninspirierten Charakteren und zu vielen Verflechtungen – dieser Krimi hat mich leider nicht gepackt. Sicherlich, das liegt wohl vorrangig an der Vorlage, die heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Aber in der Ausgestaltung der Figuren, in der Verkürzung der Dialoge, in dem versprühten Flair hätte noch mehr investiert werden müssen, um ein unterhaltsames Hörspiel entstehen zu lassen.
Die Hauptrolle ist mit Helmt Krauss denkbar prominent besetzt worden, ein herausragender Sprecher, der mit der richtigen Vorlage eine Menge aus seinen Figuren herausholt. Nur leider hat er scheinbar auch keinen Ansatzpunkt gefunden, um einen pfiffigen, liebenswerten oder sonstwie nahbaren Charakter zu schaffen – ganz davon abgesehen, dass sein Redeanteil hier ziemlich knapp ist. Selbst die weisen Sprüche, die noch etwas Reiz in die Figur bringen könnten, sind ziemlich blass vorgetragen worden. Ilka Teichmüller hat mir als Minerva Winterslip da schon besser gefallen, sie setzt Charakter mit Energie um und wirkt durchgehend glaubwürdig. Auch Christian Rode ist als Captain Hallet eine gute Wahl, seine Stimme ist kraftvoll und markant wie eh und je, sodass er die Aufmerksamkeit schnell auf seiner Seite hat. Weitere Sprecher sind Nicolai Tegeler, Lutz Riedel und Dirk Hardegen.
Eingangs erwähnte ich Ort und Zeit der Handlung, auch auf dem Klappentext wird direkt darauf hingewiesen – wahrscheinlich, weil man es dem Hörspiel selbst kaum anmerkt. Zwar gibt es im Hintergrund immer wieder sanftes Wellenrauschen (was theoretisch auch von der Nordseeküste oder Südengland stammen könnte), das war es dann aber auch schon. Auch die Musik ist nicht an die Zeit angepasst, sondern plätschert angenehm im Hintergrund vor sich hin.
Der erste Blick auf das Cover lässt mich eher an einen Mafiaboss als an einen freundlichen chinesischen Ermittler auf Hawaii denken, er blickt ziemlich grimmig drein. Die comichafte Optik mit dem leuchtenden Orange passt zudem nicht so recht zur ernsten Stimmung des Hörspiels. Im Inneren des kleinen Booklets ist neben einem Ausblick auf die zwei weiteren geplanten Folgen auch ein Foto von Helmut Krauss bei den Aufnahmen zu sehen. Zudem deutet sich ein Sammelrücken auf den Seitenlaschen an.
Fazit: Die erste Folge dieser Serie hat mir leider nicht zugesagt. Die Charaktere bleiben ziemlich farblos und sorgen nicht dafür, dass man mitfiebert. Auch die Handlung regt nicht dazu an, zu viele Informationen in kurzer Zeit, aber auch zahlreiche in die Länge gezogenen Dialoge lassen die durchaus interessante Idee hinter der Geschichte schnell ins Leere laufen. Besonders die Hauptfigur kommt mal so gar nicht zur Geltung, ohne Charisma, ohne hervorstechende Eigenschaften zaubert er ab und an eine geniale Erkenntnis aus dem Hut, die teilweise nur schwer nachzuvollziehen sind. Da muss noch deutlich mehr kommen!
VÖ: 2. Dezember 2016
Label: Allscore
Bestellnummer: 4015698008319
Erster Eindruck: Der Detektiv ohne Charisma
Hawaii in den 20er Jahren: Auf der idyllischen Insel wird der Detektiv Charlie Chan, der zu jeder Lebenssituation einen weisen Spruch parat hat, vom Captain der örtlichen Polizei um Hilfe gebeten, um den Mord an Dan Winterslip aufzuklären. Doch das verzweigte Familiennetz macht es dem Ermittler nicht einfach, doch der Inhalt einer alten Seekiste bringt ihn schließlich auf die entscheidende Spur...
Allscore hat eine neue Serie am Start, und da Krimis mit klassischen Ermittlern gerade hoch im Kurs stehen, wurde der chinesisch-hawaiianische Detektiv „Charlie Chan“ ausgewählt, zu dessen Buchvorlagen auch zahlreiche Verfilmungen zwischen 1926 und 1949 entstanden sind. Trotz dieser Menge hat Charlie Chan heute nicht den Kultstatus einiger seiner Kollegen erreicht – woran zumindest diese erste Folge wohl auch nichts ändern wird. Denn trotz eines interessanten Ansatzes bleibt die Figur ziemlich blass, was einerseits an der zurückhaltenden Art liegt, andererseits an der absoluten Ernsthaftigkeit, mit der sie hier beschrieben wurde. Keine prägnanten Merkmale, keine lebendige Aura, nur ein paar dahergesagte Glückskeks-Sprüche. Aber das macht eben noch keine charismatische Hauptfigur aus, sondern ist eher ziemlich langweilig geraten. Da hilft nur noch zur Rettung des Hörspiels eine spannende und dynamische Geschichte, doch leider wird auch dies dem Hörer verwehrt. Schon die Introszene, in der sich zwei Mitglieder der Familie Winterslip unterhalten, ist sehr zäh geraten. Der Hörer wird hier mit Details über die Familienmitglieder, deren aktuellen Aufenthaltsort und die Beziehungen untereinander ziemlich überfordert. Dass man sich hiervon alles behalten kann, ohne auch nur die beiden sprechenden Personen geauer zu kennen, ist wohl schon ein Akt der Unmöglichkeit, und da man ja noch keinen blassen Schimmer hat, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird, hat man auch keinen Ansatzpunkt um unwichtige Details auszublenden – was eigentlich bereits die Aufgabe des Drehbuchautoren gewesen wäre. Im weiteren Verlauf wird dies auch nicht wesentlich besser gelöst. Zwar wird langsam alles etwas klarer, interessanter oder spannender wird es dadurch nicht. Deutlich zu lange Dialoge mit einer überbordenden Detailverliebtheit, gepaart mit uninspirierten Charakteren und zu vielen Verflechtungen – dieser Krimi hat mich leider nicht gepackt. Sicherlich, das liegt wohl vorrangig an der Vorlage, die heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Aber in der Ausgestaltung der Figuren, in der Verkürzung der Dialoge, in dem versprühten Flair hätte noch mehr investiert werden müssen, um ein unterhaltsames Hörspiel entstehen zu lassen.
Die Hauptrolle ist mit Helmt Krauss denkbar prominent besetzt worden, ein herausragender Sprecher, der mit der richtigen Vorlage eine Menge aus seinen Figuren herausholt. Nur leider hat er scheinbar auch keinen Ansatzpunkt gefunden, um einen pfiffigen, liebenswerten oder sonstwie nahbaren Charakter zu schaffen – ganz davon abgesehen, dass sein Redeanteil hier ziemlich knapp ist. Selbst die weisen Sprüche, die noch etwas Reiz in die Figur bringen könnten, sind ziemlich blass vorgetragen worden. Ilka Teichmüller hat mir als Minerva Winterslip da schon besser gefallen, sie setzt Charakter mit Energie um und wirkt durchgehend glaubwürdig. Auch Christian Rode ist als Captain Hallet eine gute Wahl, seine Stimme ist kraftvoll und markant wie eh und je, sodass er die Aufmerksamkeit schnell auf seiner Seite hat. Weitere Sprecher sind Nicolai Tegeler, Lutz Riedel und Dirk Hardegen.
Eingangs erwähnte ich Ort und Zeit der Handlung, auch auf dem Klappentext wird direkt darauf hingewiesen – wahrscheinlich, weil man es dem Hörspiel selbst kaum anmerkt. Zwar gibt es im Hintergrund immer wieder sanftes Wellenrauschen (was theoretisch auch von der Nordseeküste oder Südengland stammen könnte), das war es dann aber auch schon. Auch die Musik ist nicht an die Zeit angepasst, sondern plätschert angenehm im Hintergrund vor sich hin.
Der erste Blick auf das Cover lässt mich eher an einen Mafiaboss als an einen freundlichen chinesischen Ermittler auf Hawaii denken, er blickt ziemlich grimmig drein. Die comichafte Optik mit dem leuchtenden Orange passt zudem nicht so recht zur ernsten Stimmung des Hörspiels. Im Inneren des kleinen Booklets ist neben einem Ausblick auf die zwei weiteren geplanten Folgen auch ein Foto von Helmut Krauss bei den Aufnahmen zu sehen. Zudem deutet sich ein Sammelrücken auf den Seitenlaschen an.
Fazit: Die erste Folge dieser Serie hat mir leider nicht zugesagt. Die Charaktere bleiben ziemlich farblos und sorgen nicht dafür, dass man mitfiebert. Auch die Handlung regt nicht dazu an, zu viele Informationen in kurzer Zeit, aber auch zahlreiche in die Länge gezogenen Dialoge lassen die durchaus interessante Idee hinter der Geschichte schnell ins Leere laufen. Besonders die Hauptfigur kommt mal so gar nicht zur Geltung, ohne Charisma, ohne hervorstechende Eigenschaften zaubert er ab und an eine geniale Erkenntnis aus dem Hut, die teilweise nur schwer nachzuvollziehen sind. Da muss noch deutlich mehr kommen!
VÖ: 2. Dezember 2016
Label: Allscore
Bestellnummer: 4015698008319