Poldi

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Broken Dolls – Er tötet ihre Seelen (James Carol)

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Erster Eindruck: Ungewöhnlicher Profiler

Jefferson Winter ist einer der erfolgreichsten Profiler und wird immer wieder zu Polizeiermittlungen hinzugezogen. Er kann sich besonders gut in die Täter herein versetzen, weil sein Vater selbst zahlreiche junge Frauen umgebracht hat. Sein neuer Fall führt in nach London, wo ein sadistischer Täter Frauen entführt, grausam foltert und ihnen anschließend einen Teil ihres Gehirns entnimmt, sie aber am Leben lässt...

Das Erstlingswerk von James Carol ist ein recht heftiger Psychothriller und gerade in Sachen Grausamkeit alles andere als leichte Kost. Hier braucht man als Leser (oder wie bei mir als Hörer des dazugehörigen Hörbuches) schon einen starken Magen und eine gewisse Toleranzgrenze. Zwar wird die Schwelle zum Geschmacklosen nicht deutlich überschritten, „Broken Dolls“ enthält aber schon einige sehr detaillierte Grausamkeiten. Glücklicherweise steckt aber noch mehr Substanz hinter der Geschichte, sodass sich alles stimmig zusammenfügen kann. Jefferson tastet sich langsam an den Täter heran, schließt aus kleinen Details auf seine Vorgehensweise und kann sich ihm so nach und nach nähern. Im Gegensatz dazu stehen die Szenen um eine der entführten Frauen, die am eigenen Leib die schrecklichen Methoden des Täters erfahren muss. Die dynamischen Wechsel sorgen für zusätzliche Brisanz und bringen ein stetiges Gefühl von Zeitdruck mit sich. Am Ende wird dann auch gelungen aufgelöst, alles fügt sich rund zusammen. Nur leider bleibt der Hauptcharakter viel zu blass, trotz Erzählung aus der Ich-Perspektive sind kaum Gefühlsregungen vorhanden. Auch seine Vorgeschichte spielt kaum eine Rolle. Dies hat sich James Carol wohl für folgende Romane aufgespart, doch auch hier hätte es für mehr Intensität sorgen können. Ein beachtenswerter Erstling, spannend erzählt und mit einem sehr flüssigen Erzählstil, aber außer dem Täter wird nur wenig charakterisiert.

Dietmar Wunder ist als Sprecher ausgewählt worden und beweist einmal mehr, dass er für derartige Romane die absolut richtige Wahl ist. Er schafft es, seiner Stimme ein stets düsteres Timbre zu verleihen. So kann er eine dräuende Atmosphäre schaffen und die Spannung zwischen den beiden Erzählsträngen noch einmal steigern. Dabei kann er sich gerade gegen Ende, in den dramatischeren Szenen, noch einmal steigern und den Hörer so völlig vereinnahmen.

Der Audio Verlag hat die etwa 700-minütige Lesung auf zwei MP3-CDs veröffentlicht, die in einer ansehnlichen Pappverpackung untergebracht sind. Dabei wurde das Cover von der Buchausgabe übernommen, welches den schlichten Schriftzug in roten Lettern zeigt, durchbohrt von einem blutigen Nagel. Auf der Rückseite gibt es – wie beim Verlag üblich – ein Foto in schwarz-weiß von Dietmar Wunder zu sehen.

Fazit: Ein spannender und packender Psycho-Thriller, der aber nur beim Täter wirklich in die Tiefe geht. Die durchaus interessante Hauptfigur wird leider deutlich vernachlässigt, bietet aber noch hervorragenden Ausgangsstoff für weitere Romane. Die grausamen Gewaltdarstellungen wirken nicht aufgesetzt und runden die sich steigernde Dramatik weiter ab.

VÖ: 1.November 2014
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1421-8
 
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