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Yüksel

Hallo liebe Leute,

ich kriegs einfach nicht richtig hin, und vielleicht kann mir jemand Hinweise geben, wie man das richtig macht: Brüllen oder sehr sehr laut rufen, ohne die Stimmbänder zu strapazieren.

Ich möchte sehr laut rufen oder brüllen bei manchen Aufnahmen, folgende Situationen als Beispiel:
- Paniksituation, wenn man jemandem im Affekt sehr laut etwas zuruft.
- über Lärm hinwegbrüllen, wie z.B. in einem lauten Maschinenraum.
- brüllen vor Schmerz (eben nicht schreien)
- Kasernenhofsituation, z.B. eine Popoöffnung von Menschenschinder putzt Rekruten runter

Was ich ohne Schmerz und ohne Strapazierung der Stimmbänder hinkriege ist schreien oder kreischen, wie z.B. Blixa Bargeld von den Einstürzenden Neubauten. Sowas klappt problemlos.

Ich habe versucht, mich da ranzutasten, immer lauter zu werden, die Luft einfach "durchzuehen" zu lassen, oder tief zu atmen und die Stimmbänder mit dazu zu nehmen - aber es klappt nicht. In kürzester Zeit "kippt es um" und tut weh. Erschwerend kommt wohl auch dazu, daß ich ja nun nicht direkt eine Baßstimme habe.

Ich hatte mal auf Youtube einen Film gefunden, wo ein professioneller Sänger erklärt und zeigt, wie man Heavy-Metal-Gebrüll hinkriegt ohne die Stimme zu ruinieren, das würde ja schonmal in die richtige Richtung gehen. Aber ich habs mir nicht gemerkt und finde es einfach nicht mehr.

Kann mir jemand eventuell Hinweise geben, was ich tun kann? Übungen, Techniken etc.?
 

schaldek

Mitglied
Teammitglied
AW: Brüllen .. aber wie?

Faktisch gesehen: Aus dem Bauch heraus schreien ohne die Kehle dabei groß zu gebrauchen. So machen es auch Theaterschauspieler, die den ganzen Abend von der Bühne bölken müssen und das bis zu 8 mal die Woche.
Praktisch gesehen: Hm. Ich weiß, dass das eine Atemtechnik ist, die will, dass man in einem kurzen Moment die Luft aus dem Bauch presst (nach oben!!! ;-) ) und dabei gleichzeitig intensiv aber kurz ausatmet, und dann eben zusätzlich noch einen Laut erzeugt.
So habe ich es beim Interaktiven Theater gelernt... Ich glaube aber es ist Übungssache und läßt sich nicht eben so machen.
Die Kunst ist dann irgendwann, nicht nur einen Ton auf diese Weise zu erzeugen, sondern viele weitere hintereinander...
 

jam

Absolut
Sprechprobe
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AW: Brüllen .. aber wie?

Ja, ich glaube auch: das Zwerchfell spielt hier eine sehr wichtige Rolle. Zum Thema Ausbilder: ich war erstaunt, wie sehr mein damaliger Ausbilder nach einem Opernsänger klang.:) Neben dem Druck aus dem Bauch ist übrigens auch die Zungenstellung im Mund wichtig. Idealerweise formt man damit die Vokale so, daß Resonanzen im Mund entstehen (und hier dürfen sie auch mal). Dadurch braucht man dann weniger Stimmkraft und hält länger durch. Dafür muß man den Mund nicht bis zum Maximum öffnen, das wäre dann eher kontraproduktiv. Ich würde das aber erstmal mit halber Kraft üben.;)
 

Stone

Lupenreiner Demokrat
AW: Brüllen .. aber wie?

Die Vorredner sagen es im Prinzip schon. Entweder du willst ein realistisches Brüllen haben, dann geht's unweigerlich auch auf die Stimmbänder, oder du machst es mit Stütze, dann hat es eher etwas theaterhaftes. Das kommt sehr stark auf die Wirkung an, die du erzielen willst. Wenn du zeigen willst, dass da jemand total ausflippt, außer Rand und Band ist, tja, dann muss man bereit sein Opfer zu bringen. :D
 

aigiko

Aiga Kornemann
Sprechprobe
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AW: Brüllen .. aber wie?

2 Sachen. Zum einen kann ich mir vorstellen, dass es Situationen gibt, wo Du intuitiv und völlig unangestrengt laut wirst. Zum Beispiel, wenn Du Deine Liebste zwei Zimmer weiter erreichen möchtest, weil, weil ... kein Klopapier mehr oder so. Die innere Vorstellung, dass Dich jemand hören soll, der weit weg ist, hilft ungemein. Dabei stützt Du die Stimme wahrscheinlich automatisch, ohne Dich zu verschreien.

Das zweite: Pschikologie. Ich kenne einige Leute, die, wenn sie laut werden wollen, sofort die Schultern zusammenziehen und anfangen zu kieksen. Weil sie eigentlich laut sein wollen, gleichzeitig aber das Gefühl haben, das sei irgendwie unanständig, denn wer schreit hat unrecht. Blödsinn. Krach machen ist herrlich: Pflege die Lust, Dich daneben zu benehmen.

Für den dritten Hinweis bin ich nicht qualifiziert. Mir hilft Brummen. Arme über den Kopf, Oberkörper locker nach vorn fallen lassen und dabei von oben nach unten ausseufzen. Wenn der Oberkörper locker baumelt und ich Töne mache, ist meine Stimme total entspannt und ganz schön tief. Loslassen. An die Resonanzen in meinem Körper musste ich mich erst mal gewöhnen. Inzwischen brumme ich leidenschaftlich gern unter der Dusche und wenn ich da noch Stütze draufgebe, kann ich grunzen, bölken und brüllen ohne heiser zu werden. Allerdings nur solange ich nicht drüber nachdenke. Kommt der Kopf dazu, zieht die Stimme in die Kehle, die Schultern verkrampfen und die Power ist futsch.
 

Nee

Mitglied
Sprechprobe
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AW: Brüllen .. aber wie?

Moin Johnny,
zum Growlen gibt's einige Anleitungen bei youtube.de

Mir hat dabei geholfen, erstmal ein Grummeln von Tief unten zu produzieren (wie meine Vorredner auch schon sagten: Aus dem Bauch heraus). Als wäre man wütend.
Klappt am besten im Stehen. Für mich besser mit einem festen Stand und den Oberkörper leicht nach vorn geneigt.

Wenn das Gegrummel funktioniert, kann man auch lauter werden und sich artikulieren.

Sei vorsichtig. :)
 

Noir

Mitglied
AW: Brüllen .. aber wie?

Naja ... Growlen ist IMMER irgendwie schädlich für die Stimme. Die eine Variante mehr, die andere weniger. "Meine" "Technik" (Mehr als ein geübter Laie bin und war ich auch nie auf dem Gebiet) scheint eine der letzteren Kategorien zu sein, denn ich konnte viele Jahre lang auf die Bühne gehen, 2 Stunden growlen und hinterher weiterfeiern, als wäre nix gewesen. Und "meine" "Technik" ist einfach die, die dir jeder Gesangslehrer beibringen wird: Atemübungen ... und ins Zwerchfell atmen ...
 
Zuletzt bearbeitet:

skyline24

Mitglied
Sprechprobe
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Ich hab jetzt die antworten der anderen nicht Gelesen und kann dir nur raten es entstehen zu lassen dabei in die Flanken deines Zwerchfells zu atmen, dann geht das von allein, schreien hat nicht´s mit Kraft zu tun.
Du wirst etwas brauchen bis du merkst das du dorthin atmest aber nicht verzagen und üben üben üben.

Und es hat so viel mit trauen zu tun, wenn du nicht locker und verkrampft bist, oder du Angst hast, z.B. jemand könnte dich hören wie du es nicht schaffst - dann wird´s nix.
 
Y

Yüksel

Soooooo .... vielen Dank für die vielen Antworten.
So langsam klappt es! Die Hinweise von Aigiko und Nee waren für mich ganz besonders hilfreich.

Und ja, man muß das tatsächlich richtig üben ..... schon erstaunlich.
 
Y

Yüksel

Noch ein kleiner Nachtrag dazu: Inzwischen geht das ganz gut. Und unterm Strich war Nees Stichtwort "Growlen" für mich am hilfreichsten. Ich werde zwar nie ein Schwermetallsänger, aber die Techniken, die in den diversen YT-Anleitungen genannt werden, helfen mir, kontrolliert zu brüllen.
 
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