Poldi
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Themenstarter/in
Baudolino
Erster Eindruck: Ein Schelm und seine Lügen
Baudolino lebt als Sohn eines armen Bauern ein einfaches Leben, bis er bei der Begegnung mit dem großen König Barbarossa seine Chance wittert. Und tatsächlich: Durch eine geschickt gestrickte Lüge wird er von ihm adoptieret und fortan in zahlreiche Entscheidungsprozesse eingebunden. Mehr als einmal kann er so in die Geschichte eingreifen und durch weitere Geschichten große Taten vollbringen…
Umberto Eco ist den meisten wohl durch seinen Roman „Der Name der Rose“ bekannt, einem Thriller in einem mittelalterlichen Kloster. In eben jene Zeit kehrt er auch in „Baudolino“ zurück, das jedoch gänzlich andere Züge aufweist. Das Hörspiel, das in Zusammenarbeit von SWR und NDR im Jahr 2002 entstanden ist, ist nun wieder beim Hörverlag erhältlich. Erzählt wird aus der Sicht des schelmischen Baudolino, und das über fast sein ganzes Leben hinweg. Und schon mit seiner ersten Lüge zieht er den Hörer in seinen Bann, man erfreut sich an den geschickten Verstrickungen, die er sich immer wieder ausdenkt. So bekommt auf zahlreiche geschichtliche Vorgänge einen ganz anderen Blick – Eco hat den Verlauf der Ereignisse sehr eng in die Handlung eingebaut und verknüpft sie immer wieder mit Baudolinos Taten. Das ist sehr unterhaltsam aufbereitet, erfordert oftmals aber einige Vorkenntnisse, um alles gut verfolgen zu können und den hintergründigen Humor verstehen zu können. Zudem sind einige Passagen sehr ausgeschmückt und ziehen sich mit wortreichen Beschreibungen in die Länge. Der anspruchsvolle Erzählstil gepaart mit der trickreichen und unterhaltsamen macht „Baudolino“ zwar nicht zu leichter Kost, aber zu einem durchaus hörenswerten Hörspiel.
Die Auswahl der Sprecher ist sehr gut gelungen, über 30 Schauspieler haben sich in den zahlreichen Rollen vor dem Mikrofon versammelt. In der Hauptrolle des Baudolino ist Jens Wawrczeck zu hören. Seine immer etwas kindliche Stimme klingt hier herrlich spitzbübisch und lässt den diebischen Spaß an den weitreichenden Entwicklungen durchscheinen. Neben ihm ist auch Peter Fricke sowohl als handelnde Person als auch als Erzähler zu hören. Fricke ist als hochgestellter Staatsmann Niketas eingesetzt und kann seine Rolle sehr professionell und glaubhaft darstellen. Auch Michael Mendl ist als Barbarossa eine sehr gute Wahl, er ist absolut glaubwürdig und hat eine eingängige Sprechweise. Weitere Sprecher sind Sebastian Blomberg, Andreas Pietschmann und Irina Wanka.
Die Musik zu dieser Produktion wurde eigens hierfür komponiert und eingespielt, und das unter der Mitwirkung eines großen Orchesters. Die Stimmung des Mittelalters wurde hier sehr gut eingefangen und beeindruckt durch gekonnte Akzente, die wichtige Stellen der Handlung betonen. Alles greift hier sehr gut ineinander und lässt Handlung und Atmosphäre völlig miteinander verschmelzen.
Der Fokus des Covers liegt hier auf der Nennung des bekannten Autors, dessen Name aufwändig gestaltet wurde. Da wirkt der Titel des Hörspiels schon recht unauffällig und ist nicht einmal halb so groß. Als Hintergrund wurde die mittelalterlich anmutende Zeichnung eines Flötenspielers gewählt, in gedeckten Beigetönen ist ein Wolkenhimmel zu sehen. Das Booklet enthält neben den nötigen Informationen eine Kurzbiografie von Umberto Eco.
Fazit: Unterhaltung und Geschichte werden hier auf geschickte und interessante Weise miteinander verknüpft, Baudolinos Lügengeschichten sind gut aufgearbeitet worden.
VÖ: 11.Oktober 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-790-0
Erster Eindruck: Ein Schelm und seine Lügen
Baudolino lebt als Sohn eines armen Bauern ein einfaches Leben, bis er bei der Begegnung mit dem großen König Barbarossa seine Chance wittert. Und tatsächlich: Durch eine geschickt gestrickte Lüge wird er von ihm adoptieret und fortan in zahlreiche Entscheidungsprozesse eingebunden. Mehr als einmal kann er so in die Geschichte eingreifen und durch weitere Geschichten große Taten vollbringen…
Umberto Eco ist den meisten wohl durch seinen Roman „Der Name der Rose“ bekannt, einem Thriller in einem mittelalterlichen Kloster. In eben jene Zeit kehrt er auch in „Baudolino“ zurück, das jedoch gänzlich andere Züge aufweist. Das Hörspiel, das in Zusammenarbeit von SWR und NDR im Jahr 2002 entstanden ist, ist nun wieder beim Hörverlag erhältlich. Erzählt wird aus der Sicht des schelmischen Baudolino, und das über fast sein ganzes Leben hinweg. Und schon mit seiner ersten Lüge zieht er den Hörer in seinen Bann, man erfreut sich an den geschickten Verstrickungen, die er sich immer wieder ausdenkt. So bekommt auf zahlreiche geschichtliche Vorgänge einen ganz anderen Blick – Eco hat den Verlauf der Ereignisse sehr eng in die Handlung eingebaut und verknüpft sie immer wieder mit Baudolinos Taten. Das ist sehr unterhaltsam aufbereitet, erfordert oftmals aber einige Vorkenntnisse, um alles gut verfolgen zu können und den hintergründigen Humor verstehen zu können. Zudem sind einige Passagen sehr ausgeschmückt und ziehen sich mit wortreichen Beschreibungen in die Länge. Der anspruchsvolle Erzählstil gepaart mit der trickreichen und unterhaltsamen macht „Baudolino“ zwar nicht zu leichter Kost, aber zu einem durchaus hörenswerten Hörspiel.
Die Auswahl der Sprecher ist sehr gut gelungen, über 30 Schauspieler haben sich in den zahlreichen Rollen vor dem Mikrofon versammelt. In der Hauptrolle des Baudolino ist Jens Wawrczeck zu hören. Seine immer etwas kindliche Stimme klingt hier herrlich spitzbübisch und lässt den diebischen Spaß an den weitreichenden Entwicklungen durchscheinen. Neben ihm ist auch Peter Fricke sowohl als handelnde Person als auch als Erzähler zu hören. Fricke ist als hochgestellter Staatsmann Niketas eingesetzt und kann seine Rolle sehr professionell und glaubhaft darstellen. Auch Michael Mendl ist als Barbarossa eine sehr gute Wahl, er ist absolut glaubwürdig und hat eine eingängige Sprechweise. Weitere Sprecher sind Sebastian Blomberg, Andreas Pietschmann und Irina Wanka.
Die Musik zu dieser Produktion wurde eigens hierfür komponiert und eingespielt, und das unter der Mitwirkung eines großen Orchesters. Die Stimmung des Mittelalters wurde hier sehr gut eingefangen und beeindruckt durch gekonnte Akzente, die wichtige Stellen der Handlung betonen. Alles greift hier sehr gut ineinander und lässt Handlung und Atmosphäre völlig miteinander verschmelzen.
Der Fokus des Covers liegt hier auf der Nennung des bekannten Autors, dessen Name aufwändig gestaltet wurde. Da wirkt der Titel des Hörspiels schon recht unauffällig und ist nicht einmal halb so groß. Als Hintergrund wurde die mittelalterlich anmutende Zeichnung eines Flötenspielers gewählt, in gedeckten Beigetönen ist ein Wolkenhimmel zu sehen. Das Booklet enthält neben den nötigen Informationen eine Kurzbiografie von Umberto Eco.
Fazit: Unterhaltung und Geschichte werden hier auf geschickte und interessante Weise miteinander verknüpft, Baudolinos Lügengeschichten sind gut aufgearbeitet worden.
VÖ: 11.Oktober 2011
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-86717-790-0