Poldi

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Amandas Suche (Isabel Allende)

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Erster Eindruck: Debut im neuen Genre

Amandas Mutter, eine empathische Esoterikerin, und ihr Vater, ein nüchterner Polizeiermittler, könnten unterschiedlicher nicht sein, und Amanda hat von beiden Eltern einen Teil abbekommen. Und so ermittelt Amanda bald auf eigene Faust – in fiktiven Fällen in einer Internetcommunity. Doch bald verschwindet ihre Mutter auf mysteriöse Weise, und ein Serienkiller treibt in ihrer Heimatstadt San Francisco sein Unwesen...

Isabel Allende und Krimis – nicht gerade die Kombination, die einem als erstes in den Sinn kommen würde. Doch mit „Amandas Suche“ beweist die chilenisch-amerikanische Autorin, dass sie auch dieses Genre beherrscht und mit ihrer eigenen Handschrift versehen kann. Der Hörverlag hat das dicke Buch leicht gekürzt, doch immer noch sind über 9 Stunden Laufzeit dabei herausgekommen. Sehr prägnant sind dabei besonders die Charaktere, die Allende sehr feinsinnig gestaltet und mit Leben gefüllt hat. Man lernt natürlich Amanda sehr gut kennen, ihre Macken, ihre Stärken, ihr Wesen und hat sie fast bildlich vor Augen, doch sie kann sich hier auch weiterentwickeln, wird erwachsener, verantwortungsbewusster. Und auch andere Charaktere lernt man sehr gut kennen, alle mit ihren ganz besonderen Eigenheiten, meist recht schrullig und markant. Und all diese Charaktere füllen eine Geschichte mit Leben, die wirklich sehr spannend wirkt, den Hörer aufreibt und auch mit ihm spielt, ihm Sachen vorenthält. Von der ersten Minute an wird Spannung aufgebaut, man wird förmlich in die Handlung hereinkatapultiert. Ich konnte tief in die Handlung eintauchen und bin völlig mitgegangen, war gefesselt und fasziniert. Denn alles ist so gekonnt miteinander verknüpft, bedingt sich gegenseitig und präsentiert so ein dichtes und farbenfrohes Bild, düster und undurchdringlich – und endet mit einem Knall, klärt alle lückenlos und sinnvoll auf und überrascht dabei wirklich. Ein sehr packendes und kurzweiliges Buch, das mich vereinnahmt und auf die Folter gespannt hat.

Die wunderbare Andrea Sawatzki ist als Sprecherin des Hörbuches ausgewählt worden – und das kommt wohl einer Idealbesetzung so nah wie nur möglich. Mit viel Einfühlungsvermögen in die verschiedenen Charaktere kann sie diese lebensnah und authentisch wirken lassen, verleiht ihnen einzigartige Stimmen und lebt ihr ganzes Können mit unterschiedlichen Colorationen und Klangfarben aus. Dabei kann sie auch den Spannungsbogen geschickt aufgreifen, variiert leicht in Tempo oder Nachdruck und schafft so eine lebendige und spannungsgeladene Atmosphäre.

Die CDs finden sich, jeweils einzeln verpackt, ist einer stabilen und ansehnlich gestalteten Pappbox zum Aufklappen wieder, das zudem durch sein ansprechendes Cover überzeugen kann. Hier verschwimmt der Hintergrund mit der dunklen Kleidung einer jungen Frau, deren Gesicht hell beleuchtet wird, die Augen geschlossen, strahlt sie eine leichte Melancholie aus. Gemeinsam mit dem schlichten Schriftzug und der verlagstypischen geschwungenen Linie sehr gelungen.

Fazit: Der erste Versuch von Allende im Genre Krimi ist äußerst gut geglückt, da sie weiterhin viel Wert auf prägnante und ungewöhnliche Charaktere legt und diese in eine sehr spannende, fesselnde und in sich schlüssige Geschichte einwebt. Die hervorragende Lesung tut ihr Übriges zur positiven Wirkung und zur packenden Erzählweise.

VÖ: 11.August 2014
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3844514230
 
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