Poldi

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Als Oma seltsam wurde

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Erster Eindruck: Demenz einfühlsam erklärt

Ulf hat seine Oma sehr gern und verbringt viel Zeit mit ihr. Natürlich sagt und macht sie manchmal merkwürdige Dinge, doch eines Tages ist Oma einfach nur seltsam. Sie ist unfreundlich zu ihrem Bäcker und vergisst sogar Ulfs Namen. Doch dann will Oma auch noch zur Bank und ihr ganzes Geld abheben. Ulf weiß langsam nicht mehr, was er machen soll...

Das Thema Altersdemenz ist gerade den Enkelkindern oftmals schwer zu erklären, einen kleinen Beitrag zum Verständnis der Krankheit leistet „Als Oma seltsam wurde“, ein Buch von Ulf Nilsson, vom WDR als Hörspiel produziert. Hier wird Kindern langsam und sensibel erklärt, was mit Großeltern so alles passieren kann, viele Erlebnisse den jungen Ulf hat vielleicht sogar schon der ein oder andere Zuhörer so erlebt. Das Vergessen des Namens ist nur der Anfang, immer verrücktere Sachen stellt Oma im Laufe des knappen 40 Minuten Hörspiel an. Das ist teilweise witzig, teilweise sehr traurig geschildert und spiegelt die Demenz der Oma ziemlich realitätsgetreu wieder. Sehr einfühlsam wird dabei auf die Gefühle von Ulf eingegangen, der dem Verhalten seiner Oma ziemlich rat- und hilflos gegenübersteht. Hier finden Kinder eine erste Orientierung, wenn es auch mit ihren Großeltern die ersten seltsamen Dinge geschehen. Die große Sensibilität, aber auch der Witz einiger Situationen sowie der Unterhaltungswert der Geschichte machen aus „Als Oma seltsam wurde“ ein sehr empfehlenswertes Hörspiel für jüngere Zuhörer.

Die Sprecher sind wichtigstes Element, die Gefühle des Hörspiels zu transportieren. Insbesondere die Wahl der Oma ist dabei sehr geglückt, die wunderbare Regina Lemnitz vermittelt wirklich jede Situation, und sei sie noch so skurril, sehr glaubhaft und lebensnah. Ulf wird von Benedikt Scheffer gesprochen, der den kleinen Jungen gut charakterisiert, manchmal aber noch etwas flüssiger sprechen könnte. Als Erzähler ist Max von Pufendorf zu hören, der seine Part sehr kurzweilig erzählt und ebenfalls mit Einfühlungsvermögen überzeugt. In kleineren Rollen sind unter anderem Thomas Lang, Ernst-August Schepmann und Sigrid Burkholder zu hören.

Die akustische Begleitung des Stückes ist gut gelungen und trägt an vielen Stellen zur Auflockerung der Dialoge bei. Besonders während der Übergänge der einzelnen Szenen ist schwungvolle Musik eingesetzt worden, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene ansprechend ist. Einige glaubwürdige Geräusche tragen zudem zur Glaubwürdigkeit und zum Verständnis bei.

Eine Szene aus der Handlung ist auf dem Cover zu sehen, auch auf der Buchvorlage ist dieses Bild verwendet worden. Oma hat gerade ihr ganzes Geld abgehoben, während Ulf mit der Situation sichtlich überfordert ist. Der schlichte Zeichenstil ist für Kinder genau das richtige, die Aufmachung mit dem weißen Rücken ansprechend und übersichtlich gestaltet.

Fazit: Ein schwieriges Thema wurde hier sensibel und kindgerecht umgesetzt, eine wirklich schöne Geschichte!

VÖ: 14. Januar 2011
Label: Der Audioverlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1034-0
 
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