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12. Dezember - Der hässliche Schlitten.wav

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Wenn der erste Schnee im Jahr fällt ist es immer etwas ganz besonderes. Martin und Alex, zwei Brüder die sich oft gestritten haben, sehnten sich besonders nach diesem Tag, denn für sie heißt es, dass erstmalig der Schlitten aus dem dunklen Keller von ihren Eltern geholt wird und alle Kinder aus ihrer Schule sich beim kleinen Berg am Waldrand treffen zum Schlittenfahren. Wie jedes Jahr war die Aufregung besonders groß. Schon Wochen vorher wurden in der Schule erste Wetten geschlossen. Wer rutscht dieses Jahr am weitesten und wer schlägt dieses Jahr den Rekord von Daniel. Niemand gönnte Daniel diesen Rekord. Man ist sich uneinig, ob er diesen Titel, den vorher Benjamin inne hatte, fair abgenommen hat. Der Zettel mit der Distanz, schon leicht vergilbt, schließlich musste er ein ganzes Jahr aufbewahrt werden, hing schon im Klassenzimmer. Und der Schnee in diesem alten Marmeladenglas war leider über den Sommer auch bereits geschmolzen.

Und dann war es doch tatsächlich so weit. Der Erste Schnee fiel ausgerechnet an einem Samstag morgen. Schon im Wetterbericht kündigte sich das Schauspiel an und die Eltern waren mittlerweile von dem vielen Gefrage der Brüder genervt. Doch das hat die Vorfreude nicht antasten können. Im leichten Morgenblau vielen noch immer die Schneeflocken und erste Schneeschippen unterbrachen die Morgenruh. Dieses Geräusch kannte Alex, der jüngere von beiden, zu gut. Er sprang auf und weckte seinen Bruder: „Martin, es hat tatsächlich geschneit, los steh auf.“ Martin zweifelte, stand schwerfällig dann doch noch auf, machte das Fenster auf und tatsächlich. Eine Eiskalte Luft kam ihm entgegen und mindestens 20cm Schnee bedeckten die gestern noch graue Straße. Lästig mussten sie warten bis die Eltern endlich aufstehen, das gemeinsame Frühstück beendet wurde damit endlich der Schlitten aus dem Keller geholt werden konnte. Glücklicherweise hatten sie zum Nikolaus ein neues Spiel für ihren DS bekommen. Mit Mario und Sonic trainierten sie schon für das große Schlittenfahren. Ein Jahr lang haben sie ihren Schlitten nicht wieder gesehen. Die ersten fahrten durch den neuen Schnee machten besonders Spaß. Doch der lange Sommer ist nicht Spurlos an den beiden Schlitten vorbei gegangen. Eine rötliche Rostspur zerstörte die schöne weiße Landschaft. Doch Mutter sagte, dass dies völlig normal sei. Und so war es auch, nach mehreren Metern waren die Kufen wieder frei gefahren. Der Weg zum Hügel war nicht leicht. An einigen Stellen war der Schnee viel tiefer als an anderen. Schneeverwehungen deuteten auf eine stürmische Schneenacht hin. Auf dem Weg zum Hügel wurden die Stimmen ihrer Freunde langsam immer lauter. Obwohl die beiden Brüder, Martin und Alex, sich beeilt haben, waren sie nicht die ersten. Der Hügel sah im Winter viel schöner aus, stellte Martin fest. Die großen eingeschneiten Fichten legten sich wie eine warme Decke über die Erhöhung. Und er hatte auch etwas magisches. Schon ihre Eltern sausten im Winter mit ihren Schlitten hoch und runter. Doch dieses Jahr schien der Schnee schwerer zu sein als sonst. Keiner der Schlitten fuhr annähernd so weit über das Feld wie im Vorjahr. Dennoch konnten die Brüder ihren großen Auftritt nicht abwarten. Mit viel Mühe zog Alex' großer Bruder seinen Schlitten den Hügel hinauf und alle ihre Freunde warteten bereits unten. Noch nie haben die beiden auch nur ansatzweise eine rekordverdächtige Distanz zurück legen können. Das sollte sich dieses Jahr ändern. Mit dieser Einstellung näherte sich Alex seinen Schlitten, der sich bereits auf der Startposition befand. Die Aussicht auf das Dorf war beachtlich. Überall hingen Lichter in den Fenstern und viel Schnee bedeckte die Dächer. Aus den Schornsteinen stieg Rauch empor und er hätte schwören können am Himmel den Schlitten des Weihnachtsmanns gesehen zu haben. Er wagte nochmal einen genaueren Blick und machte einen Schritt nach vorne.


Tollpatschig schubste er dabei deinen Schlitten an. Dieser nahm sofort Geschwindigkeit auf und sauste Alex davon. Ehe er feststellen konnte ob nun am Himmel ein Schlitten war oder nicht, war vor ihm zumindest keiner mehr. Er sauste den Berg hinunter und geriet außer Kontrolle. Die beben noch bewunderten Fichten waren nun eine ernste Bedrohung und als man den Teufel an die Wand malte, geschah die Katastrophe. Der Schlitten rammte mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Fichte. Die Disqualifizierung war ihm mittlerweile egal. Er trauerte um seinen Schlitten. Und auch sein Bruder stellte ihn zur Rede. „Was fällt dir eigentlich ein? Was hast du dir dabei gedacht?“ fragte Martin Alex enttäuscht, während die einen lachten und die anderen halfen den Schlitten zu bergen. „du kannst so oft nach oben schauen wie du willst, der Weihnachtsmann kommt erst am 24.“ Hielt Martin seinem Bruder vor. Die Kufen unterlagen der Geschwindigkeit und waren völlig verbogen. Und auch der Aufsitz war nicht mehr in Takt, erklärten sie abends ihren Eltern. Aus war der Traum vom diesjährigen Rekord. Sie haben sich zwar die Schlitten ihrer Freunde leihen können, jedoch war das irgendwie nicht das gleiche. am 3. Advent besuchte Großvater die junge Familie und erfuhr von ihrem Missgeschick. Auch er fuhr früher als kleiner Knabe den Hügel hinunter, er erzählte von seinem damaligen Rekord, der erst nach sechs Jahren gebrochen werden konnte. Es war eine herrliche Zeit und die Fichten waren noch ganz klein. Den Brüder half das nicht besonders. Im Gegenteil. Sie waren noch trauriger über ihren Verlust.


Am nächsten Tag kam der Großvater mit seinem alten Schlitten beim Haus der beiden Brüder vorbei. Sichtlich überrascht schien Martin, denn er trug seinen Schlitten bei sich. Alex und Martin waren sich nicht ganz sicher. „Kommt ihr nun mit zum Hügel oder nicht?“ fragte er provozierend die beiden Jungen während er im noch höher gewordenen Schnee stand. Die Brüder wussten nicht so recht, schließlich war es ein sehr alter Schlitten, und die Kufen noch immer eingerostet. Doch die beiden gingen mit. Ein Versuch sei es schließlich Wert, doch noch den Rekord brechen zu können. Angekommen am Hügel fiel der ältere Herr sofort auf. Zwischen all den jungen Kindern passte er nun wirklich nicht dazwischen. Martin half ihm wieder dabei den Schlitten hochzuziehen. Er wollte dies mal als erstes fahren, bevor seinem kleinen Bruder erneut ein Missgeschick unterläuft. Er hatte mindestens genauso viel Spaß wie mit dem eigenen Schlitten. Die Rostspur verschwand sehr schnell, doch mit der Geschwindigkeit der anderen konnte er nicht mithalten. Der Großvater lachte... "So wird das auch nichts ihr lieben." Er nahm ein stück Butter heraus, das durch die kälte unfassbar hart wurde. Die Kufen schmierte er damit ein, zog den Schlitten nach oben und sprach zu Alex: "Jetzt bist du dran." während er ihm die Augen zuhielt, damit er bloß nicht wieder in den Himmel schaut. Zügig nahm der Schlitten viel mehr Geschwindigkeit auf als sonst, Alex hatte große Freude und ihm war auch völlig egal, dass es nicht zum Rekord reichte. Dennoch konnte dieser definitiv zu alt gewordene Schlitten einige Zeiten überholen und alle waren sehr erstaunt darüber. Sie dankten ihrem Großvater sehr, der ihnen das Schlittenfahren ermöglichen konnte, dennoch wurde Alex sein Schuldgefühl nicht los. Erst an Heiligabend, als der einst zerstörte Schlitten wie neu unter dem Weihnachtsbaum stand, fiel ihm sichtlich ein Stein vom Herzen und wer weiß, vielleicht schaffen sie ja dieses Jahr noch tatsächlich den Rekord?
 

schaldek

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Oh nice. :) Und leise rieselt Folge um Folge. :)
Schöne Moral drinne. ;)
Manchmal waren die Zeitformen nicht gaaanz ähm ... perfekt.
 
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